Fußballinteressierte müssen seit diesem Wochenende an Küchengeschirr erweiterte Qualitätsansprüche stellen. Kochtöpfe und Bratpfannen sind in Zeiten von Corona auch nach ihrer Tauglichkeit zu beurteilen, in einem Stadion verbotene Sprechchöre und Jubelgesänge durch Klopfen und Scheppern zu ersetzen. So hat es beim Spiel Union gegen Freiburg ein Berliner Fanclub eingeführt, der dem legendären Vereins-Motto "Eisern" mit dieser Aktion zu ganz neuer Bedeutung verholfen hat.
Es werden sich im Haushaltswarengeschäft künftig andere Fragen stellen: Das hier nur mal zu Demonstrationszwecken wahllos herausgegriffene fünfteilige Topfset Passion Black von Silit für 249 Euro mag, wie der Hersteller verspricht, in der Küche "Eleganz und Klasse" beweisen. Aber klingt das schicke Material Silargan im Stadion nicht arg dumpf, wenn man mit dem Löffel darauf herumtrommelt? Und halten es die Glasdeckel, die dem Koch die Kontrolle von dünstendem Gemüse erleichtern, auch aus, wenn man sie ständig gegeneinander schmettert, um seinem Lieblingsteam Beine zu machen?
Unter Sicherheitsaspekten scheint die neue Fankultur ohnehin noch nicht zu Ende gedacht zu sein. Schon die Redewendung jemanden in die Pfanne hauen legt nahe, dass manches Utensil nicht nur zum Krachmachen geeignet ist, sondern - unabhängig von der Beschichtung - auch zu unerwünschten Formen der Streitbeilegung animiert, denen es an "Eleganz und Klasse" fehlt. Auch ist nicht hinzunehmen, dass enttäuschte Fans glücklosen Stürmern künftig Kochtöpfe hinterherwerfen, nur um der Forderung Nachdruck zu verleihen, sie sollten vor dem Tor abgebrühter sein. Und die Frage aller Fragen kann wohl nur wieder ein Hygienekonzept der DFL beantworten: Wer wäscht ab?