Hängende Spitze:Die Woche fängt erst Dienstag an

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(Foto: N/A)

Der Montag ist seit jeher unbeliebt. Das ist ungerecht, aber jetzt gibt es einen neuen Wortführer: Dortmunds Coach.

Kolumne Von Markus Schäflein

"Gerade eben hab' ich noch geträumt, küsste Valentino an einem kristallblauen italienischen Fluss. Aber ich darf nicht zu spät kommen, weil ich sonst kein Geld kriege. Das sind die Tage, an denen du dir wünschst, dein Bett wäre schon gemacht", singen The Bangles in ihrem Lied "Manic Monday". Auch bei Kater Garfield ("I hate mondays") geht am Montag stets alles schief, er fand gar mal eine Tretmine im Fressnapf. Und der polnische Regisseur Tadeusz Chmielewski drehte bereits 1971 seinen Film "Ich hasse Montage" (DDR-Titel: "Die Woche fängt erst Dienstag an").

Der Montag ist überall unbeliebt. Das ist ungerecht, denn er ist ja nicht schlimmer als der Dienstag oder der Mittwoch, höchstens ein bisschen schlimmer als der Freitag. Dennoch werden Fahrzeuge mit Produktionsfehlern als Montagsautos bezeichnet, und sogar die sonst seriöse Apotheken-Umschau behauptete, dass es normal sei, "montags immer müde" zu sein. Psychologen haben festgestellt, dass der Hass auf den Montag durch Hashtags und Bilder in sozialen Netzwerken noch verstärkt wird. Besonders unbeliebt ist er bei Fußballfans, denn noch schlimmer, als wieder arbeiten zu müssen, ist: wieder arbeiten zu müssen, wenn am Abend ein Auswärtsspiel ist.

Was bislang nicht bekannt war, ist, dass auch der Dortmunder Trainer Lucien Favre ungern am Montag zur Arbeit geht: "Ich verstehe total die Leute, die protestieren, hier und überall", sagte er nun. "Ich würde alle Spiele am Montag total, total verbieten. Das ist lächerlich. Lächerlich!" Favre muss sich wohl nicht mehr lange echauffieren. Was die erste Liga angeht, werden die Montagsspiele ab 2021 total verboten, jedenfalls: wieder abgeschafft. "Die Einführung war sowieso kalter Kaffee", sagte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge unlängst, wohlwissend, dass kalter Kaffee jeden Tag noch schlimmer macht. In der zweiten Liga hingegen bleiben die Montagsspiele bestehen ("Scheiß DSF"). Man könnte also von weiser Voraussicht sprechen, wenn die Anhänger des 1. FC Nürnberg an diesem Montagabend gegen Bayer Leverkusen 45 Minuten lang aus Protest schweigen.

© SZ vom 03.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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