Ski alpin:Rasant über die Kamelbuckel

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Anflug auf einen Spitzenplatz: Josef Ferstl rast 15 Hundertstelsekunden am Podest vorbei. (Foto: Gabriele Facciotti/AP)

Josef Ferstl fährt das beste Abfahrtsrennen seines Lebens und wird Sechster. Thomas Dreßen verletzt sich beim Weltcup in Gröden - und wird in diesem Jahr kein Rennen mehr bestreiten.

Von Korbinian Eisenberger, Gröden

Es war dieses eine Tor, das der Skirennläufer Josef Ferstl eben nicht perfekt anvisierte. Und schon hatte ihn die Saslong-Piste im Griff und wirbelte ihn durch wie ein Südtiroler Schüttelbrot. Knapp 50 Sekunden war Ferstl unterwegs gewesen, die berühmten Kamelbuckel hatte er unbeeindruckt übersprungen. Doch dann kam die nicht ganz so berühmte aber beschwerliche Ciaslat-Wiese. Hätte Ferstl den Winkel zum Tor erwischt, es wäre eine gmahde Wiesn gewesen, wie sie es bei ihm daheim im Landkreis Traunstein nennen. Nun aber war eben Schüttelbrot aus dem Grödener Tal angesagt. Jetzt nur nicht derbröseln lassen.

Den Skirennläufer Ferstl hat es dann nicht derbröselt, ganz im Gegenteil. Im Zielraum der Grödener Abfahrt am Donnerstag leuchtete zwischenzeitig die "1" auf, zwei Stunden später hatten ihn lediglich fünf der insgesamt gut 60 Konkurrenten heruntergefahren, wie sie daheim beim Ferstl Pepi ebenfalls gerne sagen. Platz sechs also, besser als je zuvor bei einem Abfahrts-Weltcup. Und so durfte der Mann vom SC Hammer ein persönliches Hammer-Ergebnis verbuchen: das bislang beste Abfahrtsrennen seiner Karriere.

Am Samstag geht es auf der Abfahrt über die volle Distanz - da könnte Ferstl noch weiter vorne landen

Der Beginn des Rennwochenendes verlief aus deutscher Sicht teilweise gut, teilweise schlimm. Gut, weil auch Andreas Sander auf Platz 14 mit seinem besten Saisonergebnis in der Abfahrt zu überzeugen wusste. Schlimm, weil Thomas Dreßen (45.) seine Fahrt weitestgehend verhunzte - und schließlich durch den Zielraum humpelte. "Pause bis Januar", sagte Männer-Bundestrainer Christian Schwaiger, nachdem der 29-Jährige im Krankenhaus in Brixen untersucht worden war. Damit fällt Dreßen wegen einer Muskelverletzung im rechten Oberschenkel sowohl für die Abfahrt in Gröden am Samstag (11.45 Uhr) als auch für den Weltcup am 28. und 29. Dezember in Bormio (Italien) aus. Romed Baumann, zuletzt am stabilsten im Speedteam des DSV, erwischte auf Platz 33 einen brot- und punktlosen Tag, genau wie Dominik Schwaiger, der mit Startnummer 2 nach einem Sturz ausschied. Ihn hatte es auf der Saslong wahrhaftig derbröselt.

Jenseits aller Kamelbuckel erklärte sich der sichtlich gelöste Ferstl, für den die junge Saison bis dato ähnlich durchwachsen verläuft wie die Ciaslat-Wiese im Sommer, "zufrieden" und "glücklich". Betreffend alles, mit Ausnahme der Einfahrt zur Ciaslat. "Das war der Fehler, das Ausschlaggebende", analysierte er treffend. Ausschlaggebend dafür, dass er nicht aufs Podium stieg. 15 Hundertstelsekunden fehlten am Ende auf den drittplatzierten Österreicher Matthias Mayer, der seinerseits einen Rückstand von 0,13 Sekunden auf seinen siegreichen Landsmann Vincent Kriechmayr hatte. Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt (Schweiz/+0,11) wurde Zweiter.

Ob ihm die verkürzte Distanz des Rennens entgegen gekommen sei? Im Gegenteil, meinte Ferstl. "Ich kann gleiten, ich hab' gute Ski, vielleicht wäre ich sonst noch schneller gewesen." Tatsächlich hatten die Veranstalter den Start wegen der hohen Belastung dieser Zeit nach unten verlegt. Denn für die Alpin-Männer stehen vier weitere Weltcuprennen in vier Tagen an. Der Auftakt am Donnerstag diente als Ersatz für die abgesagte Abfahrt in Beaver Creek, es folgen der Super-G am Freitag, Ferstls Paradedisziplin, und eine zweite Abfahrt am Samstag - ehe 20 Kilometer weiter östlich in Alta Badia zwei weitere Weltcuprennen anstehen.

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