Neuer DFB-Präsident:Ein Kandidat "außerhalb des Präsidiums"

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  • Am 27. September wählt der DFB-Bundestag nach dem Rücktritt von Reinhard Grindel einen neuen Präsidenten.
  • Vize-Präsident Rainer Koch überrascht mit der Ankündigung, man suche einen Kandidaten "außerhalb des Präsidiums".
  • Der Job könnte sich in Zukunft ändern. Vor allem die Liga drängt auf Struktur-Änderungen.

Von Johannes Aumüller und Thomas Kistner, Frankfurt

Immerhin, wer in den nächsten Tagen im Deutschen Fußball-Bund (DFB) formal das Sagen hat, ist klar. Die beiden Vize-Präsidenten Rainer Koch (60, höchster Amateur-Vertreter im Präsidium) und Reinhard Rauball (72, höchster Vertreter der Liga) übernehmen gemäß Satzung interimistisch die Führung. Diese Funktion kennen sie schon, das Duo hat sie bereits in den Wirren des Sommermärchen-Skandals ausgeübt, als der damalige Präsident Wolfgang Niersbach nicht mehr zu halten war.

Weniger klar ist, wie es mittelfristig weitergeht - und wer beim Bundestag am 27. September an die Stelle des nun zurückgetretenen Präsidenten Reinhard Grindel rückt. Den einen Kandidaten, auf den es automatisch zuläuft, gibt es nicht. Doch Koch machte am Dienstag eine richtungsweisende Mitteilung zum Thema: "Unser Ziel ist es jetzt, einen gemeinsamen Kandidaten von DFB und DFL außerhalb des Präsidiums zu finden, der die Anliegen des Amateurfußballs ebenso im Blick hat wie den Spitzenfußball."

Einen Kandidaten "außerhalb des Präsidiums"? Das ist eine interessante Einlassung zur Debatte um die Grindel-Nachfolge; sie passt nicht zu den bisherigen Usancen des weltgrößten Sportverbandes. Dort kam der neue Mann traditionell aus den Reihen der Spitzenfunktionäre. Liga- und Interims-Chef Rauball kann es regulär aber nicht werden, er hat die Altersgrenze überschritten; Koch will nicht - und er stieße in der Liga auch auf Widerstand. Oft war, historisch besehen, der DFB-Schatzmeister der designierte Nachfolgekandidat. Seit 2016 hat dieses Amt Stephan Osnabrügge inne. Aber auch der soll am Montag vor Funktionären mitgeteilt haben, dass er auf keinen Fall Präsident werden wolle.

Kochs Fingerzeig zugrundegelegt, steuert der DFB auf eine andere Lösung zu. Was dazu führt, dass nun auch die Namen früherer Aktiver durch die Landschaft geistern: Philipp Lahm, der in der EM-2024- Planung eine führende Rolle spielt, gehört dazu. Allerdings verkündete der bereits am Montag, dass er "überhaupt keine Ambitionen" habe. Auch der Name von Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder fällt. Zwar ließen sich solche Figuren der Öffentlichkeit besser präsentieren als ein typischer Funktionär - doch geht die Suche in eine andere Richtung.

Auch dürfte das Jobprofil fürs Präsidentenamt bald ohnehin ein etwas anderes sein als aktuell. Die Liga drängt massiv auf Strukturveränderungen, wie Rauball am Dienstag betonte; auch Amateur-Vertreter schließen sich dem an. Seit Monaten läuft die Auslagerung diverser Geschäftsbereiche in GmbH-Töchter des DFB, am Ende könnte die Frage sein: Wer wird Chefkontrolleur des neuen Konstrukts?

© SZ vom 03.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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