Golferin Sandra Gal:Eher cool als reich und alt

Lesezeit: 3 min

Wenn eine wie Sandra Gal heimkommt, ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Deutschlands beste Golfspielerin in den USA im Mittelpunkt steht. Als Botschafterin ihres Sports macht sie einen überaus guten Job. Dazu gehört Nachhilfeunterricht ebenso wie High Heels und ein enger Dress.

Gerald Kleffmann

Die Sonne scheint auf die Terrasse des Clubhauses im Golfpark Gut Häusern, im Hintergrund ziehen Spielerinnen ihre Trainingsrunden, aber Sandra Gal hat keine Zeit, sich die Konkurrenz anzusehen oder selbst auf den Platz zu gehen. Sie muss reden. Das ist jetzt ihre Aufgabe. Wenn eine wie sie, Deutschlands beste Golfspielerin in den USA, heim kommt, ist es eine Selbstverständlichkeit, dass sie im Mittelpunkt steht. Und Sandra Gal macht einen guten Job.

Gal in Gut Häusern: "Golf promoten" (Foto: dapd)

Sie ist für alle da, die auf sie einstürmen, sie erklärt geduldig, warum die Grüns auf der LPGA Tour so schnell sind ("anderes Gras"), wie weit sie den Ball schlagen kann ("230 Meter"), wieso sie es in den USA geschafft hat ("habe Collegegolf gespielt") und was sie von ihrer renommierten Kollegin Laura Davies hält ("ein Idol").

Bei manchen Fragen muss sich Gal vorkommen, als sei sie nicht aus Orlando eingeflogen, sondern vom Mars, aber so ist das schon im vergangenen Jahr bei ihrer Premiere als Teilnehmerin der Unicredit Ladies German Open gewesen. In einer Sportsendung im Fernsehen musste sie damals gar ihren Sport erklären. Umso bemerkenswerter ist, wie Gal ihre Rolle, die ihr auch 2012 zuteil wird, umsetzt. Sie lächelt, hört zu, antwortet freundlich. Sie ist definitiv eine gute Botschafterin. Für das deutsche Frauengolf.

Das Turnier in Gut Häusern bei Dachau, das zur Profiserie der Ladies European Tour zählt und mit 350.000 Euro dotiert ist, hatte nach seiner Reanimation 2008 (zuvor wurde die Open an anderen Orten ausgetragen) lange die Spitzenspielerin Martina Eberl als Frontfrau für Öffentlichkeitsarbeit genossen. Als diese Mutter wurde und sich aus dem Tagesgeschäft als Proette vorübergehend zurückzog, sprang Gal quasi ein.

Wobei sie in diesem Jahr sogar eine offizielle Funktion eingegangen ist. Dem Deutschen Golf-Verband steht sie als "Botschafterin" zur Verfügung, was hochtrabender klingt, als es ist. Sie wird im Herbst ein Training mit deutschen Amateurinnen in Orlando abhalten und vorher Videobotschaften entsenden, also Dinge tun, die den Alltag nicht belasten. Und doch ist es ein Zeichen, eines, das verrät, dass das deutsche Golf Gal auch als Exildeutsche etwas bedeutet. Aber auch eines, das verrät, wie sehr Frauengolf in der Nische steckt.

In den USA ist Golf eine normale Breitensportart", sagt Gal, die aus Düsseldorf stammt und 48. in der Weltrangliste ist. In Deutschland ist das in der Wahrnehmung vieler noch nicht so, und deshalb "möchte ich Golf promoten", sagt Gal, "als coole Sportart". Sie will dabei auch unterstreichen, dass "nicht nur reiche, ältere Herren" zum Schläger greifen, es ist in der Tat ein Vorurteil, dass sich in diesem Land hartnäckig hält.

Gleichwohl Gal weiß, dass es Nachholbedarf in Sachen Imagepflege gibt. Vielleicht ist die 27-Jährige, die einen Marketing-Abschluss besitzt, wirklich die Beste, die das deutsche Frauengolf für diese Aufgabe aufbieten kann. Gal ist eine erfolgreiche Spielerin, 2011 gelang ihr der erste Sieg in den USA. Sie ist eine glaubwürdige Vertreterin. Und sie beherrscht PR-Tricks, die helfen, für Aufmerksamkeit zu sorgen. Sie gibt das auch offen zu.

Schwimm-EM in Ungarn
:Wasser, überall Wasser

Bei der Schwimm-Europameisterschaft in Debrecen verraten die Schwimmer in fiktiven Interviews ohne Worte, worum es bei ihrem Sport wirklich geht, warum man ohne Wasser nicht leben kann - und was Schwimmen mit Angeln zu tun hat.

Einmal ließ sie sich in goldenen High Heels und engem Dress für eine Fotostrecke ablichten, sie schaute dabei ein wenig lüstern. Weil sie auch sonst mal als Modell gejobbt hat, fehlt sie seitdem in keiner Auflistung zum Thema heiße Proetten. "Es ist einer von vielen Wegen, ein bisschen Aufmerksamkeit auf das Frauengolf zu lenken", sagt sie vor ihrem Turnierstart an diesem Donnerstag und grinst.

Gal auf der LPGA Tour: In der Weltspitze etabliert (Foto: AFP)

Sie wirkt abgeklärt, und dass sie hinterher schiebt, "zuallererst Sportlerin" zu sein, verdeutlicht: Sie weiß, wo hierzulande die Defizite herrschen, hier muss sie das betonen. Also betont sie es. Dabei könnte sich jeder mühelos auf ihrer Homepage die vielen guten Ergebnisse ansehen, die sie erreicht hat. Das machen offenbar eben nur wenige.

Bis Sonntag wird Gal im Norden Münchens ihre Arbeit verrichten, ehe es zum nächsten Turnier in die USA geht. Sie hatte 2012 schon gute einzelne Runden, aber noch keine perfekten vier hintereinander, um einen Spitzenplatz zu erreichen. In Gut Häusern startet sie ohne Erwartungen, sie hatte ja auch, deutet sie an, jüngst einiges zu ordnen im Privaten. Auf dem Platz behinderte sie zuletzt eine Verletzung am linken Fuß, sie hat am Schwung gefeilt und am Putten, ihrer Stärke, zudem tauschte sie den Caddie aus.

Leicht und flüssig parliert sie, auch auf Amerikanisch, die Jahre in den USA haben sie geprägt, wo es auf der Tour "mehr businesslike" zugeht", wie sie sagt. So gesehen ist ihre Lobbyarbeit während der Ladies German Open eine kinderleichte Übung für sie. Gal musste bisher nicht mal die High Heels auspacken, um aufzufallen.

© SZ vom 24.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: