Golf:Wechsel in den Süden

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Überraschungssiegerin: Chiara Horder bei der deutschen Lochspielmeisterschaft am Wochenende. (Foto: privat)

Aufsteiger Golfclub Valley setzt in der Frauen-Bundesliga auf Talent Chiara Horder.

Von Felix Haselsteiner

"Das ist ein 50:50-Spiel", sagt Chiara Horder, wenn man sie nach der Magie des Matchplays fragt, das für manche so etwas wie die Königsdisziplin des Golfsports ist. Im Eins-gegen-Eins treten die Golfer im Lochwettspiel gegeneinander an, es zählt jedes einzelne Loch, nicht die Gesamtzahl der Schläge über 18 Bahnen, bekannt ist das Format vor allem vom alle zwei Jahre ausgetragenen Ryder Cup. Horder ist bereits im Alter von 16 Jahren eine Meisterin ihres Fachs, sogar wortwörtlich: Am vergangenen Sonntag feierte sie bei der deutschen Lochspielmeisterschaft einen überraschenden Sieg - die Münchnerin besiegte eine besser gesetzte Spielerin nach der anderen, im Finale schließlich Paula Schulz-Hanßen vom Golfclub St. Leon-Rot, und gewann den Titel. "Ich hatte am Ende nichts mehr zu verlieren", sagt Horder, für die auch Platz zwei ein großer Erfolg gewesen wäre: "Ich konnte es richtig genießen, mein Bruder hat mich als Caddy begleitet, das hat total Spaß gemacht."

Durch die deutsche Meisterschaft hat Horder, Spitzname Kiki, nun auch außerhalb Bayerns auf sich aufmerksam gemacht, gerade im Münchner Raum war sie längst als großes Talent bekannt. In der Jugend spielte sie in den Mannschaften des Golfclub Eichenried im Norden Münchens, ihr langjähriger Trainer Sebastian Buhl schwärmt dort immer noch von ihr - genauso wie Horders neuer Coach Danny Wilde, mit dem sie seit dem vergangenen Winter zusammenarbeitet. "Kiki hat eine unheimliche mentale Stärke, sie lässt sich nie aus der Ruhe bringen. Deswegen ist sie gerade bei den Lochwettspielmeisterschaften so stark gewesen", sagt Wilde, der als Chefcoach die Frauen des Golfclub Valley bei Holzkirchen betreut, die am Samstag als Aufsteiger in ihre erste Bundesligasaison starten.

Horders Wechsel zu dieser Saison in den Münchner Süden ist jedoch nicht nur sportlich erklärbar: "Valley hat sich richtig um mich bemüht, ich bin dann mal zum Probetraining gefahren und habe mich von Anfang an super mit dem Team verstanden", sagt Horder. Auch Wilde betont die Wichtigkeit des Teamgedankens ausgerechnet in der Einzelsportart Golf: "Die Mannschaft muss sich gegenseitig pushen, um die besten Einzelergebnisse rauszuholen", sagt er: "Bei uns sind die meisten Spielerinnen noch sehr jung, haben dieselben Interessen und verbringen auch vor und nach dem Training viel Zeit miteinander." Wilde fordert von seinen Mädels viel Einsatz, doch manchmal überrascht der Eifer selbst den erfahrenen Golfprofi: "Wir haben Spielerinnen, die im Winter am Nachmittag mit der S-Bahn nach Holzkirchen fahren, zum Golfclub joggen, bis in die Nacht trainieren, ein paar Stunden schlafen, in der Früh nochmal am Spiel arbeiten und erst dann wieder nach Hause fahren."

Während Aufsteiger Valley sich mit viel Zusammenhalt im Team und den Matchplay-Qualitäten von Chiara Horder erst einmal an das hohe Leistungsniveau der höchsten deutschen Golfliga gewöhnen will, geht es für das Frauenteam des Münchener Golfclubs um etwas mehr: Im vergangenen Jahr scheiterte der zweite bayerische Vertreter erst im deutschlandweiten Finalturnier, dem sogenannten Final-Four, für das sich die zwei besten Mannschaften der Nord- und Südstaffel qualifizieren. Das ist auch in dieser Saison wieder das Ziel, sagt der Trainer der Straßlacher, Antonio Postiglione: "Wir wollen wieder in das Finale kommen, alles Weitere wäre dann eine Draufgabe."

Postiglione hat die Mannschaft erst vor dieser Saison übernommen, seinen Aufgabenbereich sieht er relativ klar abgesteckt: "Im technischen Bereich müssen wir nicht viel arbeiten, da haben wir enorm viel Qualität. Ich sehe den Fokus vielmehr im mentalen Coaching, um in den wichtigen Momenten Topleistung abrufen zu können", sagt er. Anders als in Valley verteilt sich die Mannschaft des Münchener Golfclubs auf sämtliche Altersgruppen: Die jüngste Spielerin ist 16, die älteste 47. "Es geht darum, an den Spieltagen die richtige Mischung zu finden", sagt der Coach. Verlassen kann er sich dabei auf seine beiden Topspielerinnen Magdalena Maier und Anni Eisenhut, letztere ist als Führende in der deutschen Junioren-Golfrangliste eine der besten Akteurinnen der ersten Bundesliga.

Vieles deutet darauf hin, dass sich die bayerischen Vertreter an den an den fünf Spieltagen gegen die Konkurrenten vom Stuttgart GC Solitude, dem Frankfurter Golfclub und vor allem vom favorisierten Golfclub St. Leon-Rot gut schlagen können. Die Höhepunkte im Sommer werden die Münchner Duelle, in denen in Eisenhut und Horder zwei der talentiertesten jungen Golferinnen des Landes aufeinandertreffen. Spannung ist dann vor allem im Matchplay-Format geboten - auch wenn Horders Credo von 50:50 angesichts der Beteiligung der deutschen Meisterin etwas untertrieben sein könnte.

© SZ vom 10.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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