Golf:Viele Fotos

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Skepsis nach dem ersten Tag: Der einzige einheimische Turniersieger Martin Kaymer (2008) ist nicht zufrieden mit sich und seiner Runde am Kurs des GC Eichenried München. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Der deutsche Golfprofi Martin Kaymer startet sehr verhalten ins Münchner European-Tour-Turnier und nimmt sich vor, am Freitag deutlich aggressiver spielen zu wollen - allerdings doch gepaart mit der Kunst, "geduldig zu bleiben".

Von Gerald Kleffmann

Weltweit ist es ein natürlicher Zustand, dass bei Golfturnieren das Interesse der Zuschauer direkt proportional ist zum Bekanntheitsgrad der Spieler. Je prominenter die Akteure, desto mehr Menschen schauen zu. Damit ist aber noch nicht gesagt, dass man automatisch den besten Sport zu sehen bekommt. Als am Donnerstag zum Beispiel ab 8.30 Uhr Thomas Detry loszog von Abschlag eins, ahnten die wenigsten, dass dies lange der Mann des Tages sein würde. Der Belgier wurde erst 2016 Profi und benötigte mit 65 Schlägen (-7) auf dem Par-72-Kurs des GC München Eichenried zunächst so wenige wie kein anderer (bis der Australier Wade Ormsby am späten Nachmittag eine 64 spielte). Bei seiner Runde schauten eher Besucher zu, die sich verlaufen hatten. Oder solche, die ihre Ruhe haben wollten. Denn fast zeitgleich war eine Dreiergruppe von Bahn 10 aus aufgebrochen, und mit dieser eine Menschenmenge, die von der Wucht her an die von Hansi Hinterseer geführten Wanderungen durchs Karwendel erinnerte.

Die Masse folgt Martin Kaymer - und Masters-Sieger Sergio Garcia

In diesem Flight spielte Martin Kaymer, der beste Deutsche seit zehn Jahren, der bei dieser BMW International Open auch bislang der einzige Einheimische ist, der dieses Turnier gewinnen konnte (2008). Seine beiden Kontrahenten waren Masters-Sieger Sergio Garcia und der sehr gute Profi Rafa Cabrera Bello. Einen "super Tag" habe Kaymer erlebt, berichtete er später, wenngleich er zwei kleine Kritikpunkte zu äußern hatte. "Ich habe mich ein bisschen bei den Kollegen entschuldigt", sagte er, "weil so viele Fotos gemacht wurden, teilweise mitten in den Schwung hinein." Der andere betraf ihn selbst. "Ich habe auf den Par 5s die Fairways nicht getroffen", sagte Kaymer, außerdem: "Es ist schon lange her, dass ich so viele Birdiechancen aus fünf, sechs Metern hatte - und ich so viele Chancen ausgelassen habe." Demnach sei dieser erste Einsatz "frustrierend" gewesen. Mit 72 Schlägen beendete Kaymer die ersten 18 Bahnen. Der Rückstand vor dem Halbzeit-Cut des Teilnehmerfeldes ist nicht dramatisch, und doch wusste Kaymer auch, dass er auf der zweiten Runde am Freitag (ab 13.40 Uhr, Bahn 1) "aggressiver" agieren müsse, gepaart mit der Kunst, trotzdem "geduldig zu bleiben".

Die besten Deutschen sind Spieler aus der zweiten Reihe

Garcia immerhin hielt in dieser Gruppe spielerisch die Fahne hoch. Obwohl der 37-Jährige tags zuvor noch müde erklärt hatte, wie müde er sei nach der Anreise von den US Open in Wisconsin, gelang ihm eine makellose Leistung. Kein Bogey, sechs Birdies, eine 66 damit, "ja, ja, ich bin sehr, sehr happy mit der Runde", sagte er und lobte an seinem Spiel exakt das, was Kaymer an seinem monierte: "Ich traf viele Fairways, was auf diesem Golfkurs hilft."

Beste Deutsche waren keine der bekannten Größen, Marcel Siem etwa hat nach einer 76er Runde kaum eine Chance auf den Cut. Gut im Wettbewerb liegen der Münchner Sebastian Heisele und Max Kramer aus Fulda, die jeweils eine 70er Runde schafften. Der 28-jährige Alexander Knappe aus Paderborn verbuchte zwei Bogeys, bei fünf Birdies startet er aber als aussichtsreichster Deutscher mit einer 69er Runde in den Freitag - wie der Münchner Florian Fritsch und der Düsseldorfer Nicolai von Dellingshausen, denen ebenfalls eine 69 gelang.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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