Golf:Probleme im Ödland

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"Ein bisschen eingerostet": Obwohl es noch nicht lief wie einst, ist Tiger Woods mit seinem Comeback zufrieden. (Foto: Christian Petersen/AFP)

Tiger Woods lässt bei seiner Rückkehr nach 15 Monaten sein Können aufblitzen, doch noch ist sein Golfspiel nicht ausbalanciert - das eigene Turnier beendet er auf Rang 15.

Von Gerald Kleffmann, Nassau/München

Er hätte sich blamieren können, nach der langen Auszeit, sie wussten das, sein Caddie hat die Sorge so ausgedrückt: "Es ging nicht darum, dass er sich mit dem Rest des Feldes vergleicht", sagte Joe LaCava dieser Tage, "sie haben ja alle das Jahr über gespielt, und sie haben großartig gespielt. Um ehrlich zu sein, war mein Ziel, ihm samt des Pro-Ams zu fünf Runden auf eigenen Füßen zu verhelfen."

Tiger Woods hat es dann wirklich geschafft. 15. von 17 Teilnehmern wurde er zwar nur bei der Hero World Challenge im Albany Golf Club auf den Bahamas. Er hatte 14 Schläge Rückstand auf Sieger Hideki Matsuyama aus Japan. Und doch hatte er sich nicht blamiert. Oft blitzte sogar jenes Golf auf, mit dem er 14 Majors gewann, mit dem er eine Epoche wie ein Fixstern prägte, an dem sich alle ausrichteten.

"Ich bin begeistert, dass ich wieder an Wettkämpfen teilnehmen kann", sagte Woods nach der vierten und letzten Runde, die ihm mit 76 Schlägen am deutlichsten misslang. Er strahlte trotzdem. Am amerikanischen Feiertag Thanksgiving war er noch krank gewesen, fünf Kilo hatte er abgenommen, was ihm anzusehen war. Sein Team, in dem ihm -zig Experten zuarbeiten, päppelte ihn auf, und so wagte er sein Comeback nach 466 Tagen, in denen er wiederholt Eingriffe am Rücken über sich ergehen lassen musste. "Es gab Tage, da konnte ich mich nicht bewegen", gestand Woods. "Die Schmerzen waren hart. Sich durchzubeißen auch." Woods musste nicht nur seinen Körper fit kriegen. Er musste auch zusehen, wie eine neue Generation an Profis seinen Sport neu definierte. "Ich bin der Älteste hier", sagte Woods lächelnd, er hat sich mit seiner Rolle arrangiert, dass er als Nummer 898 der Weltrangliste einen langen Weg vor sich hat. Auch deshalb hatte er den Ort seiner golferischen Wiedergeburt mit Bedacht gewählt.

Zweimal hatte er mit einem Start geliebäugelt, doch sagte er sowohl für Napa, Kalifornien, im Oktober als auch für Antalya im November ab. Als Vize-Kapitän hatte er sich im September beim Sieg der USA im Ryder Cup eingebracht und in Minnesota hautnah miterlebt, wie viel ihm noch fehlt zu Rory McIlroy, Jordan Spieth und den anderen globalen Schwergewichten. Eine Teilnahme bei der mit 3,5 Millionen Dollar dotierten Hero World Challenge beinhaltete indes zwei Vorteile. Woods lebt in Florida, das Turnier lag vor der Haustür. Und es ist sein eigenes. Natürlich bedeutete dieser Umstand, dass er als Gastgeber rund um die Uhr Verpflichtungen eingehen musste, diese Doppelrolle sei "anstrengend" gewesen, gab er zu.

"Sein Schwung sieht großartig aus", findet Brandt Snedeker

Dafür durfte er seine Rückkehr auf einem Platz bestreiten, der nicht allzu schwer ist, eher kurz und ihm gewisse Fehlertoleranzen erlaubte. 24 Birdies (eins unter Par) gelangen ihm, so viele wie keinem im Feld. "Ich habe aggressiv gespielt", sagte er erfreut. "Ich habe aber auch dumme Fehler gemacht", sagte er weniger glücklich. Vor allem Schläge aus den vielen Waste Areas - dem großflächigen, sandigen Ödland - konnte Woods mehrfach nicht richtig dosieren. Drei Doppelbogeys (zwei über Par) am Sonntag ruinierten etwas den guten Gesamteindruck. "Ich muss jetzt alles ausbalancieren", wusste Woods treffend zu analysieren.

Für die Golfgemeinde, die um den Stellenwert und den Nutzen einer Rückkehr von Woods weiß, war ohnehin eine Beobachtung wichtiger als die Scorekarte des früheren Dominators: "Sein Schwung sieht großartig aus", stellte Tourprofi Brandt Snedeker fest. Selbst sein früherer Coach Sean Foley war verzückt ob des Bewegungsablaufes bei Woods' Schlägen. "Ich mag wirklich, dass sein Rückschwung länger ist", sagte der Amerikaner zu ESPN. "Er sieht toll aus." Er müsse nun sein Spiel weiter aufräumen, sagte Woods selbst. Zeit hat er. Das nächste Turnier wird er wohl frühestens Ende Januar in Abu Dhabi bestreiten oder eine Woche später in Torrey Pines.

© SZ vom 06.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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