Golfer Kurt Kitayama:Projekt abgeschlossen

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Gestatten, Kurt Kitayama, Golf-Profi, der nach vielen Jahren endlich sein erstes großes Turnier gewonnen hat. (Foto: Richard Heathcote/Getty)

In der Universität nannten sie ihn "das Projekt" - nach einem jahrelangen Umweg über zahlreiche Kontinente ist Kurt Kitayama mit seinem ersten Sieg auf der PGA Tour trotz aller Widerstände in der Weltspitze angekommen.

Von Felix Haselsteiner, Orlando/München

Die Erkenntnisse aus der College-Zeit währen im Golfsport meist eine Ewigkeit. Dass Spieler wie Phil Mickelson, Jon Rahm und Jordan Spieth den Golfsport mit definieren würden, war nie eine Überraschung - sie waren schließlich schon immer die Besten, in jungen Jahren an der Universität. Und dann gibt es Namen wie den von Kurt Kitayama, der in seine Zeit am College mit anderen Sorgen zu tun hatte.

"The Project" nannten ihn seine Mitspieler einst an der University of Nevada in Las Vegas - das Projekt. Während die Juniorengolfer in seiner Klasse mit den Besten des Landes konkurrierten, wirkte Kitayama recht chancenlos. Er gewann nur zwei lokale Titel, zog seine Mannschaft in Team-Wettbewerben nach eigener Aussage eher nach unten - und das, obwohl er mehr trainierte als die meisten anderen. "Als ich in Las Vegas angekommen bin, hatte ich große Probleme", sagt Kitayama heute: "Aber die Jungs dort haben mich jeden Tag arbeiten gesehen, daher kam der Spitzname."

Am Sonntag nun zahlte sich die ganze Arbeit aus, weil Kitayama sein Projekt fertigstellte, als er sich im Bay Hill Country Club den roten Cardigan anzog, der dort zu Ehren des berühmten Strickjacken-Trägers Arnold Palmer an die Sieger verliehen wird.

Was Kitayamas Erfolg versüßt: Die gesamte Weltelite war in Florida vertreten

Kitayama, 30, darf sich nun offiziell PGA-Tour-Sieger nennen, es ist ein in vielerlei Hinsicht einschneidendes Ereignis in seinem Leben. Finanziell, weil er auf einen Schlag 3,6 Millionen US-Dollar verdiente, mehr als in den 64 Turnieren auf der europäischen DP World Tour, die Kitayama in den vergangenen Jahren spielte, zusammen. Sportlich, weil er nicht nur irgendein Turnier gewann, sondern das Arnold Palmer Invitational - ein prestigeträchtiger Titel, um den jährlich nahezu die gesamte Weltelite spielt. Kitayama ließ in Rory McIlroy, Scottie Scheffler und Jon Rahm die Top Drei der Weltrangliste hinter sich, er ist nun offiziell angekommen im Kreis der Großen. "Was für ein Glück, an diesem besonderen Platz zu gewinnen", sagte die neue Nummer 19 der Weltrangliste.

Es ist das Ende einer nicht nur sprichwörtlich langen Reise für Kitayama, der nach seinen schwierigen Universitätsjahren zahlreiche Umwege wählte. Während andere Amerikaner geradlinig auf die PGA Tour marschierten, qualifizierte er sich unter anderem für Turniere in Südkorea, Japan und Indien. Von dort aus ging es für einige Zeit über die asiatische auf die südafrikanische Tour und schließlich durch die harten Qualifikationsturniere auf die DP World Tour. Dort schaffte Kitayama 2018 und 2019 den Durchbruch mit zwei Siegen, 2021 folgte die Qualifikation für die PGA Tour.

Die vielen unterklassigen Turnieren überall auf der Welt haben Kitayama geholfen, als Person zu wachsen

"Man reist von Land zu Land, muss mit der Logistik, dem Essen, den anderen Kulturen und Sprachen umgehen", sagte Kitayama nach dem Turnier: "Das hilft einem, als Person zu wachsen, und man weiß in schwierigen Situationen wie hier heute, dass es da draußen noch viel anstrengendere Dinge gibt." Auf der ganzen Welt arbeitete er konstant an seinem Golfspiel und wurde trotz seiner geringen Körpergröße von 1,70 Metern zu einem der Spieler mit den weitesten Abschlägen auf der Tour.

Kitayama erzählt mit seinem bisherigen Karriereverlauf eine Geschichte, die gerade im Golfsport aktuell viel wert ist, wo die Preisgeld-Millionen auf erstaunlich spendable Art und Weise im Kreis der Topspieler verteilt werden. Es scheint daher manchmal so zu sein, als würde sich die Elite an der Spitze in komplett andere Sphären absetzen und den Rest zurücklassen: Der Weg ist voller Widerstände, führt über zahlreiche Kontinente, fordert viel harte Arbeit. Aber man kann sich die Zugehörigkeit zur Weltspitze offensichtlich doch noch rein sportlich erkämpfen.

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