PGA Tour:Der gefühlige Kämpfer

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Am 18. Loch der letzten Runde gelang Jordan Spieth mal wieder eines seiner ungewöhnlichen Birdies. Damit qualifizierte er sich fürs Playoff, das er für sich entschied. (Foto: Kevin C. Cox/AFP)

Wenn Jordan Spieth um den Sieg spielt, ist Drama garantiert. Diesmal ging es gut aus: In Hilton Head gewinnt der Amerikaner sein 13. Turnier.

Von Felix Haselsteiner

Jordan Spieth hält, was er verspricht. Nach dem Ende seiner Runde am Sonntag ging er an einer Gruppe von Kindern mit Autogrammwünschen vorbei, nur wusste Spieth zu diesem Zeitpunkt bereits, dass er vermutlich noch einmal zurück auf den Platz müsste, um ein Playoff um den Sieg zu spielen. Er wandte sich also an die Kinder und erklärte, dass er sich aufwärmen müsse. Aber er versprach, nachher alle Autogramm-Begehre zu erfüllen: "Egal ob ich gewinne oder nicht."

Eine gute Stunde später erschien Spieth dann wieder bei den Kindern, nun trug er das traditionelle karierte Sakko, das der Sieger beim RBC Heritage Turnier in Hilton Head erhält. Ein Extraloch hatte er gebraucht, um seinen Konkurrenten Patrick Cantlay zu besiegen, dann folgten Feierlichkeiten mit seiner kleinen Familie und Baby Sam, eine Pokal- und Jackettübergabe, und erst dann kamen die jungen Fans zu ihren Autogrammen. "Entschuldigt, dass ich euch so lange habe warten lassen", sagte Spieth, als Antwort hallten ihm kindliche Sprechchöre mit seinem Namen entgegen.

Spieth ist mittlerweile 28 Jahre alt, manchmal scheint es so, als lägen seine großen Siege schon lang in der Vergangenheit - dabei hat er einfach nur wahnsinnig früh mit dem Siegen angefangen. Seit seinem ersten Tour-Sieg 2013, als 19-Jähriger, hat er mehr emotionale Momente erlebt als die meisten anderen Golfspieler in ihrer gesamten Karriere: Drei Major-Turniere gewann Spieth, das Masters und die US Open 2015, die Open Championship in Großbritannien im Jahr 2017. Danach fiel er in ein tiefes Leistungsloch, er brauchte vier lange Jahre und nach eigener Aussage vermutlich etwa eine Million Golfschläge, um seine Form wiederzufinden: Im vergangenen Jahr gewann er ausgerechnet am Ostersonntag ein Turnier in seiner Heimat Texas, nun genau ein Jahr später in South Carolina, es war sein 13. Turniersieg.

Bei Jordan Spieth allerdings ging es noch nie darum, dass er gewinnt - sondern wie er es tut. Er ist ein hochtalentierter Golfspieler, vor allem aber ist er ein gefühliger Kämpfer: Spieth schlägt nicht so weit wie andere, er hatte auch noch nie den schönsten Schwung auf der Tour. Dafür hatte er das unheimliche Talent, sich aus den schwierigen Situationen, in die er sich regelmäßig bringt, auf spektakuläre Art und Weise zu befreien. Und er hatte stets den Mut, das Sensationelle zu erzwingen: Seine größten Siege fuhr Spieth stets auf unglaubliche Art und Weise ein, mit eingelochten Schlägen aus der Distanz oder langen Putts.

Das PGA Championship ist das einzige große Turnier, das Spieth noch fehlt in der Sammlung

Der Sonntag in Hilton Head zeigte erneut ganz gut, wie so eine emotionale Achterbahnfahrt mit Spieth aussieht - und warum an solchen Sonntagen mehr US-Amerikaner den Fernseher einschalten, als wenn andere um dem Sieg spielen: Er begann seine Finalrunde mit zwei Eagles (zwei Schlägen unter Par) auf den ersten fünf Löchern und ging in Führung, nur um sich dann Fehler zu leisten und den Vorsprung wieder zu verlieren. Dann allerdings spielte er auf dem schwierigen 18. Loch wieder ein grandioses Birdie, das ihm letztendlich den Einzug ins Playoff brachte, wo er mit einem - natürlich - recht sensationellen Schlag aus dem Bunker zum Sieg kam. Spieth hält eben, was er verspricht.

Cantlay ließ er somit hinter sich, genauso wie die Verfolgergruppe, in die sich auch der Österreicher Sepp Straka als geteilter Dritter einreihte. Er verspielte seine Playoff-Teilnahme mit einem Schlagverlust am 18. Loch, das sind die feinen Unterschiede in den wichtigsten Momenten, die ihm noch zu den Spielern fehlen - nichtsdestotrotz hat sich Straka nach seinem ersten Sieg im März mittlerweile in der Weltspitze etabliert.

Für Spieth ist vor allem das vergangene Wochenende, an dem er bei seinem Lieblingsturnier, dem Masters in Augusta, am Cut scheiterte, besondere Motivation gewesen. Für ihn geht es darum, auch wieder bei den Major-Turnieren um Siege mitzuspielen. Das PGA Championship im Mai böte sich dafür an - es ist das einzige der vier großen Turniere, das Spieth noch in seiner Sammlung fehlt. Oder er wartet noch ein Jahr: Dann findet an seinem ganz offensichtlich favorisiertem Ostersonntag die Finalrunde in Augusta statt. Wenn einer diese Geschichte in angemessener Form zu Ende erzählen kann, dann Jordan Spieth.

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