Golf:Das Problem mit der Länge

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Muss noch häufiger als sonst zu langen Schlägern greifen: Bernhard Langer, 63, in Augusta. (Foto: Jamie Squire/AFP)

Bernhard Langer hat als ältester Starter mit dem Klima beim Masters in Augusta zu kämpfen. Weil es kühl und nass ist, fliegen die Bälle des Deutschen noch weniger weit als sonst.

Von Felix Haselsteiner, Augusta/München

Der Augusta National Golf Club ist ein Ort strenger Gesetzmäßigkeiten. Die Zuschauer, die in diesem Jahr fehlen, heißen "Patrons" und nicht etwa "Spectators", und sie dürfen weder Fotos machen, noch dürfen sie ihren favorisierten Spielern hinterherlaufen. Die Kommentatoren dürfen das hohe Gras nicht "Rough" nennen, wie auf jedem normalen Golfplatz, sondern "Second Cut", weil in Augusta darauf Wert gelegt wird, dass jeder einzelne Grashalm geschnitten wird - und nicht beliebig wachsen darf.

Das alles sind offizielle Regeln, die man nachlesen kann und über die viel berichtet wird. Doch daneben gibt es eine Vielzahl ungeschriebener Regeln, an die man sich in Augusta zu halten hat, auch als Spieler. Vor allen Abschlägen etwa sitzen die Mitglieder des Golfclubs und wachen über die Abläufe - und wenn man als Spieler an ihnen vorbeiläuft, ohne sie ehrenvoll zu begrüßen, ist das ein Affront. Bernhard Langer, könnte man meinen, hat schon so oft beim Masters am Abschlag gestanden, dass er das engmaschige Netz aus derlei offiziellen und inoffiziellen Regeln in- und auswendig kennt. Sein 37. Masters bestreitet der 63-Jährige - und doch hatte er noch eine offene Frage, die ihn beschäftigte.

Er sei sich nicht sicher gewesen, "ob es eine ungeschriebene Regel für eine Altersgrenze für die ehemaligen Champions gibt, um beim Masters zu spielen", sagte Langer unter der Woche. Also sei er, immerhin ältester Starter im diesjährigen Feld, zum Chairman des Clubs, Fred Ridley, gegangen und habe ihm diese Frage gestellt. "Er sagte, dass, solange wir aufrecht stehen und Golf spielen können, wir herzlich eingeladen sind zu spielen, und dass wir alle wissen, wann die Zeit reif ist, mit dem Spielen aufzuhören", berichtete Langer.

Derzeit steht auch völlig außer Frage, dass der Anhausener zurecht seine Startberechtigung beim Masters annimmt. Langer hat - mal wieder - die Money List der PGA Champions Tour gewonnen und hat auch dort wesentlich jüngere Kandidaten wie etwa den Südafrikaner Ernie Els hinter sich gelassen. Bei jedem Turnier auf der hochklassigen Senioren-Tour ist Langer einer der Favoriten, kaum ein anderer Golfspieler weltweit schafft es, Jahr für Jahr das Niveau so hoch zu halten.

Die Herausforderungen jedoch, sie werden auch für Langer größer. Die Verschiebung des Masters in den Herbst zum Beispiel liegt den seniorigen Spielern wie ihm, die sich nicht über die Länge ihrer Schläge Vorteile verschaffen können, nicht wirklich. "An der Eins war es ein Eisen 4, Fünf war ein 3er-Holz, Sieben war ein 2er-Hybrid, dann ein 3-Holz", beschrieb Langer die Herausforderungen auf den langen Par-4-Löchern in diesem Jahr. Übersetzt heißt das: Langer muss lange Eisen hernehmen, wo die jungen Weltklassespieler kurze nehmen - und dafür umso präziser sein. Das liegt einerseits am weicheren Boden, andererseits am kühleren Wetter, bei dem die Bälle nicht so weit fliegen. (Die erste Runde musste passenderweise wegen heftigen Regens unterbrochen werden.)

Langer wird auch in diesem Jahr wieder die Ehre der Älteren vertreten, die in Augusta mehr als nur eine golferische Rolle spielen. Beim diesjährigen Champions Dinner habe Langer selbst das Wort ergriffen, erzählte er, und sich den internationalen Siegern gewidmet, die mit ihm am Tisch der Sieger versammelt waren: "Das Turnier ist jetzt rund um den Globus bekannt, genau wie seine Champions", sagte Langer: "Diese Champions repräsentieren das Spiel und das Turnier, wohin sie auch gehen." Und kaum jemand erfüllt diese Rolle besser als Langer.

© SZ vom 13.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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