Glosse "Linksaußen":Virtual Flick-Work-out

Lesezeit: 2 min

Spart Platz und tut nicht weh: Vorzeige-Karateka Jasmin Jüttner zeigt, wie es geht. (Foto: Annegret Hilse/imago)

Weil das Jahr 2020 leicht zu vergessen ist, sollte man sich erst gar nicht mehr damit beschäftigen. Vielmehr zeigt es uns, was selbst der Trainer des FC Bayern daraus lernen kann.

Von . und Ralf Tögel

Haben Sie die Feiertage gut verbracht? Und sind Sie lautlos ins neue Jahr gerutscht? Krach machen war ja verboten, wie so manches in der Crunchtime von 2020, wie der Sportler sagen würde. War ja schon irgendwie speziell, dieses Corona-Jahr, aber damit sollte man sich gar nicht mehr befassen. Also gibt es an dieser Stelle auch nicht die üblichen Weniger-essen-weniger-Alkohol-mehr-Sport-Vorsätze, keine Vorhaltungen über unsinnig in die Luft gefeuerten Dreck, der auch noch viel Geld kostet; mehr Zeit für die Familie hat man auch in den kommenden Monaten noch, es ist davon auszugehen, dass man sich im Homeoffice noch ein ganzes Weilchen gegenseitig auf der Pelle hockt.

Also frisch und froh nach vorne geblickt! Und nein, es gibt jetzt auch keine Es-kann-nur-alles-besser-werden-Parolen, sondern den kleinen Hinweis, die sich ergebenden Chancen einfach beim Schopf zu packen. Wie die Karatekas, die haben das bislang größte Einzeltraining in der Geschichte des Budo-Sports im Allgemeinen und des Karate-Sports im Speziellen abgehalten: 985 Kämpferinnen und Kämpfer haben an der einstündigen Trainingseinheit von Kata-Bundestrainer Efthimios Karamitsos teilgenommen, das sind ja völlig neue Dimensionen. Wo bitte bekommt man 1000 Aktive in eine Halle? Vielleicht die Allianz-Arena, gut, das wäre auch zwecks Belüftung in diesen Zeiten eine gute Idee, aber sonst? Jedenfalls genügte Bundestrainer Efthimios Karamitsos die ehemalige Weltmeisterin Jasmin Jüttner als Vorturnerin, eine klitzekleine Kamera und ein Zugang zur Streaming-Plattform Zoom - und die Sache war geritzt. Bei der Kata kämpft man, ähnlich dem Schattenboxen, ohne Gegner, aber als kleine Anregung für die Kontaktvarianten: Virtuelle Schläge auf die Birne tun erst gar nicht weh.

Sollten die FCB-Profis besser online ins Trainingslager nach Katar gestreamt werden?

Ist doch ein tolles Beispiel für andere Sportarten: Der Deutsche Handballbund etwa sollte mal darüber nachdenken. Er hat den Vereinen kürzlich einen "kommunikativen Werkzeugkasten" an die Hand gegeben, für die Überbrückung der trainingslosen Zeit. Mehr als der Slogan "Reiß keine Lücke! Außer am Kreis!" ist noch nicht herausgekommen. Der DHB hat wohl genug damit zu tun, sein Nationalteam für die WM in Kairo virensicher zu bekommen, ist noch nicht so klar, wie das gehen soll.

Künstliche Intelligenz könnte da Lösungsansätze liefern, es gibt ja schon Avatare, die man mieten kann. Waren da nicht deren drei bei der Eröffnung der FC Bayern World am Marienplatz? Wäre nicht verwunderlich, wenn der Münchner Superklub wieder mal ein Stückchen voraus ist. Wurden kürzlich Rummenigge und Hainer in die FCB-Welt gestreamt, sollten demnächst die Profis online ins Trainingslager nach Katar geschickt werden. Ist gesünder und zieht keine unschönen Diskussionen nach sich. Der Flick Hansi könnte mit Vorturner Müller Thomas die Übungen zeigen, eine Palme ins Bild, und alles ist gut!

Die leeren Stadien und Sporthallen kann man zum Impfen nutzen, dann geht das auch schneller. Was für prächtige Aussichten! Und wer jetzt unbedingt noch gute Vorsätze fassen will, kann sich ja einfach ins nächste Karatetraining reinklicken. Banzai!

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: