Glosse "Linksaußen":Löwen und Hunde

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LED-Shows, auf Hochhäusern oder mittels Drohnen am Himmel, lösen nach und nach das laute und stinkende Feuerwerk ab - nur nicht in Hildburghausen und bei den 1860-Fans.

Von Markus Schäflein

Fans von Novak Djokovic haben am Sonntagabend in Serbiens Hauptstadt Belgrad eine LED-Lichtershow für den aus Australien ausgewiesenen Tennisspieler organisiert. "Nole, du bist der Stolz Serbiens", war auf den nebeneinander stehenden Hochhäusern "Belgrad Towers" zu lesen, selbstredend in den Nationalfarben. Und auf einem anderen Hochhaus, dem "West 65", stand laut Berichten: "Willkommen zu Hause, Nole! Wir lieben dich. Dein West 65." Das sind vorbildliche Aktionen: modern, umweltfreundlich, sicher.

LED-Shows, auf Hochhäusern oder mittels Drohnen am Himmel, lösen nach und nach das laute und stinkende Feuerwerk ab. Zugegebenermaßen noch nicht im thüringischen Hildburghausen. Der dortige Oberbürgermeister organisierte für Silvester - Corona zum Trotz - ein Feuerwerk, was er auch schlüssig begründete: "Lassen Sie sich damit Danke sagen für ein Jahr, das für unsere Stadt durchaus auch erfolgreich war. Die Erweiterung des Industrie- und Gewerbegebiets Nord-Ost und die Sanierung des Kindergartens Werraspatzen machten große Fortschritte, wir konnten mehr Straßen sanieren als geplant, sogar die Gewerbesteuereinnahmen lagen höher als erwartet." Rrumms, pengg, plopp! Darauf erstmal einen Sekt und ein paar Züge aus dem Liquid-Verdampfer.

Die Sechzig-Fans lassen sich fürs DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den KSC bestimmt etwas Besonderes einfallen

Jenseits von Thüringen allerdings sind längst LEDs und Drohnen auf dem Vormarsch, nicht nur in Belgrad. "Die Pforzheimer Drohnenshow ist in ihrer Form einzigartig", behauptete zwar unlängst Philipp Dörflinger vom veranstaltenden Verein "Pforzheim mitgestalten". Aber höchstens in ihrer Form: Auch Prag, Shanghai und Ingolstadt setzten zuletzt beispielsweise auf den rauchfreien Feuerwerks-Ersatz.

Und damit zum TSV 1860 München, dessen Fans sich für diesen Dienstag sicherlich etwas Besonderes einfallen lassen werden, schließlich ist der Drittligist der letzte verbliebene bayerische Verein im DFB-Pokal. Da das Achtelfinale gegen den Karlsruher SC ohne Zuschauer stattfinden muss, ist eine Anfeuerung von außerhalb zu erwarten, hoffentlich allerdings nicht im wahrsten Sinne des Wortes. An Silvester zündeten 1860-Fans ein weiß-blaues Feuerwerk am Maximilianeum; zwei Hunde, nicht angeleint beim Gassigehen, liefen verängstigt davon. Einer flüchtete in die Trambahn, einer verirrte sich auf die A96, wo er am Abend des nächsten Tages überfahren wurde. 1860-Geschäftsführer Günther Gorenzel stellte fest: "Ein schwieriges Thema, Feuerwerk und Tiere zusammenzubringen."

Gorenzel, dessen Sohn sich sowohl für Hunde als auch für Feuerwerk begeistert, ist im Arbeitsalltag ja nach eigenen Angaben ein Meister im Herstellen von so genannten "Schnittstellen". Wenn selbst er keine Schnittstelle zwischen Feuerwerk und Tieren finden kann, wird es wohl keine geben. Es wäre also auch aus diesem Grund zu begrüßen, wenn die Ultras der Fußballklubs künftig auf LED- statt Pyrotechnik setzen würden. Das wäre auch ein Lösungsansatz für die Choreografien in der Kurve, wenn mal wieder Zuschauer erlaubt werden, Böller aber nicht. Im Fernsehen sieht es dann auch schön bunt aus. Aber auch hier ist Vorsicht geboten: In der chinesischen Provinzhauptstadt Zhengzhou endete eine Drohnenshow anlässlich einer Kaufhauseinweihung unlängst mit einem Massenabsturz.

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