Gewichtheben:Gewichtheber Velagic: Erst Zwillinge, dann Bronze

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Tel Aviv (dpa) - Almir Velagic schrie nach seinem letzten gültigen Versuch die Freude heraus, kniete sich auf die Gewichtheberbühne und küsste die Hantel. Im Stoßen hatte er 232 und im Zweikampf 423 Kilo geschafft.

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Tel Aviv (dpa) - Almir Velagic schrie nach seinem letzten gültigen Versuch die Freude heraus, kniete sich auf die Gewichtheberbühne und küsste die Hantel. Im Stoßen hatte er 232 und im Zweikampf 423 Kilo geschafft.

Zu dem Zeitpunkt konnte der 144-Kilo-Recke aus Speyer noch nicht wissen, dass er zehn Minuten später die Bronzemedaille im Zweikampf gewinnen würde. Weil es die einzige Medaille im siebenköpfigen deutschen Team bei der Gewichtheber-EM in Tel Aviv war, wurde sie gefeiert wie ein Olympiasieg.

„Das Jahr hat so geil angefangen, das ist der Wahnsinn“, sagte der 32-jährige Velagic. „Vor zwei Monaten hat mir meine Frau Zwillinge geschenkt, jetzt habe ich Bronze. Ich kann's nicht glauben. Das ist schon jetzt das schönste Jahr in meinem Leben.“

Im Überschwang des Glücks legte der drittbeste Superschwergewichtler Europas den Plan für sich, seine Teamgefährten und Bundestrainer Oliver Caruso fest. „Heute geht es nicht ins Bett. Wir feiern die Nacht durch. Alles geht auf meine Rechnung“, lautete der Befehl des Sportsoldaten. Niemand legte Widerspruch ein.

Velagic stand immer im Schatten von Matthias Steiner. Als der gebürtige Österreicher 2008 Olympiasieger wurde, kam Velagic nahezu unbemerkt auf Platz acht. Als Steiner vier Jahre später in London der schreckliche Unfall mit der Hantel widerfuhr, kam Velagic noch unbemerkter auf Platz acht. Alle redeten von Steiner, niemand von Velagic. Da genießt es der Vize-Europameister von 2009, mal wieder im Mittelpunkt zu stehen. „Ich bin wahnsinnig stolz“, gestand der gebürtige Bosnier, der 2016 seinen dritten Olympia-Start anpeilt.

Nach einer Knie-Operation im vergangenen Jahr, die ihn die WM-Teilnahme kostete, hatte er erst im Januar mit einem Neuaufbau begonnen. „Dass ich schon so weit bin, habe ich auch dem Bundestrainer zu verdanken“, sagte Velagic. Caruso, der die Mannschaft seit 16 Monaten betreut, wird von den Sportlern geschätzt. „Es ist seine planmäßige, ruhige Art. Es macht einfach Sinn, was und wie wir trainieren“, berichtete Velagic.

Der Gelobte würdigte sein Team. „Eine Super-EM für uns. So viele Bestleistungen, so viele gültige Versuche. Wir sind auf einem guten Weg. Ich bin stolz auf diese Mannschaft“, frohlockte der 40 Jahre alte Coach. Neben Velagic hatten Alexej Prochorow (Speyer/Platz 8), Robby Behm (Chemnitz/10.) und Nina Schroth (Mutterstadt/5.) mit Bestleistungen sowie Sabine Kusterer (Karlsruhe/6.) mit zwei deutschen Rekorden den Aufwärtstrend im deutschen Gewichtheben bestätigt. Jürgen Spieß (Speyer) wurde bei seinem Comeback nach fast zweijähriger Pause Siebter, Feuerwehrfrau Yvonne Kranz aus Suhl kam trotz reduzierten Trainings auf Platz sechs.

„Alle ziehen unglaublich mit. Unsere Planungen gehen auf. Ich bin optimistisch, dass wir wieder drei Startplätze für Olympia in Rio bekommen“, erklärte Caruso, der bei den Olympischen Spielen 1996 selbst Bronze gewann. Bei der WM im Herbst in Almaty werden die ersten Punkte für die Nationenstartplätze in Rio vergeben. Caruso: „Mein Traum sind sogar vier Tickets.“

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