Fußball:Zwei Extreme

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Brasiliens Nationalmannschaft enttäuscht mit Neymar zum Auftakt gegen Südafrika - trotz Überzahl. Statt Euphorie wecken sie bittere Erinnerungen. Nigerias Fußballer hingegen überraschen im Spiel gegen Japan.

Von Johannes Kirchmeier

Auf Neymar da Silva Santos Júnior, ihren Neymar vom FC Barcelona, schauen sie im Gastgeberland alle, denn nichts erwarten die Brasilianer bei diesen Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro sehnlicher als die Goldmedaille im Fußballwettbewerb der Männer. Mit viel Brimborium wurde der Angreifer vor ein paar Tagen in der Heimat empfangen und wusste, was er sagen musste. Er gab zu Protokoll: "Ich werde alles geben, damit wir Olympiasieger werden. Zu keinem Zeitpunkt denke ich daran zu verlieren, sondern nur, wie ich im Maracanã mit der Goldmedaille um den Hals stehe." Aber, nun ja, denken ist das eine, spielen ist das andere. Jeder Kreisklassespieler kennt schließlich den Spruch vom ehemaligen Dortmunder Adi Preißler: "Entscheidend is' auf'm Platz." Und da tat sich am Donnerstag nicht viel aus Sicht der Gastgeber. 0:0 spielten sie gegen Südafrika in der Hauptstadt Brasilia. Neymar hatte immerhin zwei Schusschancen, Manchester Citys 32-Millionen-Euro-Zugang Gabriel Jesus schoss zwei Meter vor dem leeren Tor an den Pfosten. Selbst als sich die im Spitzenfußball allesamt unbekannten Südafrikaner nach der gelb-roten Karte für Mothobi Mvala (59.) dezimierten, konnten die Brasilianer nicht treffen. Statt Euphorie weckte die Partie eher bittere Erinnerungen an die nach dem 1:7 gegen Deutschland ernüchternd zu Ende gegangene Heim-WM vor zwei Jahren. Auch damals fand das Team schwer ins Turnier - mit dem Unterschied, dass Neymar das Land beim 3:1-Auftaktsieg gegen Kroatien noch spät erlösen durfte. Nigerias Fußballer dagegen waren erst einmal froh, dass sie ihre Anreise zum Auftaktspiel geschafft hatten. Tagelang saßen sie bei einem Zwischenstopp in Atlanta fest, weil bei der Bezahlung für eine Chartermaschine "etwas schiefgegangen war". Erst am Donnerstagfrüh starteten sie aus den USA Richtung Manaus, wo ihr Spiel gegen Japan dann am Abend stattfand. Die Vorbereitung am Flughafen scheint eine erfrischende Wirkung gehabt zu haben, denn etwas überraschend bezwangen die Westafrikaner Gegner Japan - allerdings in einem Spiel, das eigentlich nur aus diversen Abwehrfehlern bestand - 5:4. Viermal traf dabei ein Mann mit schwerem Vor- und leichtem Nachnamen: Oghenekaro Etebo. Bei ähnlicher Treffsicherheit in den kommenden Spielen dürfte er wohl nicht mehr lange beim CD Feirense in Portugal spielen, zu dem er aus Nigeria ausgeliehen ist.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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