Fußball-WM: Meldungen:Eklat durch Frankreichs Spieler

Lesezeit: 3 min

Franksreichs Nationalelf sorgt für einen politischen Skandal, Weltmeister Italien ist verärgert und die Ärzte befürchten zahlreiche Verletzungen bei der WM.

Nordkorea soll nach Angaben der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap illegal das WM-Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Südafrika und Mexiko (1:1) übertragen haben. Yonhap bezog sich auf eine Aussage eines Offiziellen des südkoreanischen Senders SBS, wonach das nordkoreanische Fernsehen eine Aufzeichnung des Spiels ausgestrahlt habe. "Nordkorea war nicht autorisiert. Wir besitzen die Rechte für die ganze koreanische Halbinsel", wurde der Sprecher zitiert. Über eventuelle Maßnahmen müsse noch beraten werden. Das politische Verhältnis der beiden Bruderstaaten ist nach jüngsten Vorkommnissen stark belastet. Der kommunistische Norden drohte am Wochenende unverhohlen mit "unbegrenzten Militärschlägen" gegen südkoreanische Propaganda-Anlagen an der Grenze. Die südkoranische Hauptstadt Seoul könne laut offizieller Ankündigung in ein "Flammenmeer" verwandelt werden. Südkorea ist westlich und marktwirschaftlich orientiert. In Südafrika sind erstmals beide Staaten gleichzeitig bei einer WM-Endrunde vertreten. Am Samstag hatte Südkorea sein Auftaktspiel gegen Ex-Europameister Griechenland mit Trainer Otto Rehhagel 2:0 gewonnen. Am Dienstag trifft Nordkorea in Johannesburg auf Rekord-Weltmeister Brasilien.

Enttäuscht: Franck Ribery nach dem Spiel gegen Uruguay. (Foto: afp)

Frankreichs Fußball-Nationalspieler haben am Rande der WM in Südafrika für einen politischen Eklat gesorgt. Vor dem Besuch eines Townships nahe dem Mannschaftsquartier in Knysna am Sonntagnachmittag sprach sich das Team gegen ein Treffen mit der französischen Staatssekretärin für Sport, Rama Yade, aus, die zu diesem Anlass eigens angereist war. Der Grund für die Abfuhr ist die Kritik der Politikerin an der Auswahl des Quartiers der Equipe Tricolore. Die 33 Jahre alte im Senegal geborene Yade hatte das Luxus-Resort vergangene Woche als zu protzig bezeichnet. "Ob sie da ist oder nicht, macht für uns keinen Unterschied. Wir werden Rama Yade nicht treffen. Uns geht es um die Menschen in dem Township, die Kinder, zu sehen, wie sie leben, und etwas über ihre Kultur zu erfahren", sagte Nationalspieler Eric Abidal.

Bei der Fußball-WM in Südafrika sind wieder zahlreiche Verletzungen von Spielern zu befürchten. Im Schnitt sei mit mehr als zwei Verletzungen pro Spiel zu rechnen, ergaben Studien von Ärzten der Asklepios Kliniken. Die Experten errechneten die Art, die Menge und die Wahrscheinlichkeit der Verletzungen im Vorfeld. Zu erwarten sind demnach unter anderem Probleme mit den Sprunggelenken, Außen- und Kreuzbandrisse, muskuläre Verletzungen und Brüche. Bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland lag die Zahl der Verletzungen pro Partie den Angaben zufolge im Schnitt bei 2,3. Im Fußball, einer der verletzungsintensivsten Sportarten, wiederholen sich laut den Experten typische Diagnosen regelmäßig.

Ohne Superstar Arjen Robben hat die niederländische Nationalmannschaft am Sonntag das Abschlusstraining vor ihrem WM-Auftakt am Montag in Johannesburg gegen Dänemark (13. 30 Uhr/ARD und Sky live) absolviert. Der Flügelspieler vom deutschen Doublegewinner Bayern München war am Samstag ins Quartier der Elfteil im Stadtteil Sandton nachgereist, wird aufgrund seines gerade erst überwundenen Muskelfaserrisses zum Turnierstart aber wohl nicht auflaufen. "Ich habe mit Arjen gesprochen. Er fühlt sich fit. Aber wir werden ihn jetzt behutsam aufbauen", sagte Bondscoach Bert van Marwijk. Bis Freitag hatte sich Robben in der Heimat intensiv vom Physiotherapeuten Dick van Toorn behandeln lassen.

Andrés Iniesta ist bis zum WM-Auftakt der Spanier wahrscheinlich wieder einsatzbereit. "Ich glaube, dass Iniesta gegen die Schweiz spielen kann", sagte Nationaltrainer Vicente del Bosque dem spanischen Fernsehsender tele cinco vor der ersten Partie des Europameisters am Mittwoch gegen die Eidgenossen. Iniesta hatte im Testspiel gegen Polen vor fünf Tagen eine Muskelverletzung erlitten, konnte aber am Sonntagvormittag in Potchefstroom wieder mit der Mannschaft trainieren. Dagegen rechnet del Bosque nicht mit einem Einsatz von Fernando Torres in der ersten Partie.

Weltmeister Italien ist über den Weltfußballverband Fifa verärgert. Dass ausgerechnet der Franzose Patrick Vieira beim WM-Eröffnungskonzert den Weltmeisterpokal an die WM-Organisatoren übergeben hat, empfinden die Italiener als Affront. "Diesen Pokal hat nicht er oder irgendein anderer Spieler, sondern Italien gewonnen", klagte der Präsident des italienischen Fußballverbands (FIGC), Giancarlo Abete. Weder er persönlich noch der italienische Fußballverband seien von der Pokalübergabe informiert und zu dem Konzert offiziell eingeladen worden.

Die Fifa hat Ticketprobleme beim WM-Spiel zwischen Südkorea und Griechenland eingeräumt. Für die Partie in Port Elizabeth am Samstag waren nach Angaben des Fußball-Weltverbandes noch 3000 Karten erhältlich gewesen, allerdings blieben im Nelson- Mandela-Bay-Stadion deutlich mehr Plätze frei. Die neu gebaute Arena fasst während der WM-Endrunde 42.486 Besucher, im Stadion waren nach FIFA-Angaben aber lediglich 31.513 Fans. "Zahlreiche Karteninhaber sind nicht zum Spiel erschienen. Wir untersuchen die Gründe dafür", sagte FIFA-Mediendirektor Nicolas Maingot am Sonntag in Johannesburg. Der Weltverband schließt nicht aus, dass einige Fans aufgrund von Transportproblemen nicht zum Stadion gelangt sind.

Weltmeister Andreas Brehme hat von Fußball-Bundestrainer Joachim Löw Konsequenzen für Ersatztorhüter Tim Wiese gefordert. "Löw muss Meckerer wie zuletzt Wiese verwarnen und zur Not heimschicken", sagte Brehme, der 1990 das Siegtor im WM-Finale gegen Argentinien erzielte (1:0), in einer Umfrage der Bild am Sonntag unter 44 deutschen Weltmeistern. Auch Raimond Aumann, 1990 dritter Torhüter hinter Bodo Illgner und Andreas Köpke, unterstützt dies, ohne Namen zu nennen. "Wenn eine Entscheidung gefallen ist, heißt es: Schnauze halten", sagte der langjährige Torhüter von Bayern München.

Die Fernsehübertragungen von der Fußball-WM in Südafrika haben für Verstimmung, Wut und Ärger in Bangladesch und England gesorgt. Ein Stromengpass mit folgendem TV-Ausfall führte während des WM-Vorrundenspiels zwischen Argentinien und Nigeria am Samstag (1:0) zu Ausschreitungen im südasiatischen Bangladesch. "Die Fans waren aufgebracht, weil sie das Spiel nicht sehen konnten. Tausende haben auf den Straßen randaliert, Autos und Busse beschädigt", sagte der Polizeichef der Hauptstadt Dhaka. Zudem ist es zu Angriffen auf Elektrizitätswerke gekommen, wo Mitarbeiter mit Steinen beworfen wurden.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: