Fußball:Von Marrakesch ins Maracanã: Weiter Weg für Ronaldinho

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Rio de Janeiro (dpa) - Wohl kaum eine Szene zeigte besser die hohe Wertschätzung, die Ronaldinho im Ausland noch genießt. Nach dem 1:3 seines Clubs Atlético Mineiro pilgerten die Spieler vom siegreichen Außenseiter Raja Casablanca zu dem 33-Jährigen.

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Rio de Janeiro (dpa) - Wohl kaum eine Szene zeigte besser die hohe Wertschätzung, die Ronaldinho im Ausland noch genießt. Nach dem 1:3 seines Clubs Atlético Mineiro pilgerten die Spieler vom siegreichen Außenseiter Raja Casablanca zu dem 33-Jährigen.

Sie herzten, küssten, umarmten ihn, baten ihn um sein Haarband und zogen ihm sogar die Schuhe aus, damit sie ein Souvenir vom zweimaligen Weltfußballer mit nach Hause nehmen konnten. Lächelnd ließ er alles geschehen. Kein Zweifel: Ronaldinho ist für viele ein Idol. Die Frage ist, ob das für Brasiliens Nationalcoach Luiz Felipe Scolari reicht, um ihn 2014 bei der Heim-WM in Brasilien in die Seleção zu berufen.

Für die WM-Generalprobe, den Confed-Cup, im vorigen Sommer reichte es offensichtlich nicht, denn „Felipão“ hatte Ronaldinho Gaúcho, wie er in Brasilien heißt, kurz zuvor ausgemustert. Beide kennen sich gut und gewannen 2002 gemeinsam den fünften Titel für Brasilien bei der WM in Südkorea und Japan. Doch „R10“, der Edeltechniker und Spielmacher, ist 33 Jahre alt und das Karriereende mithin nicht mehr ganz so weit weg. Sein langjähriger Weggefährte, „Ronaldo Fenômeno“, beendete beispielsweise 2011 mit 35 Jahren seine Karriere.

Doch Ronaldinho muss Scolari überzeugen, und dafür wäre eine Finale in Marokko eine gute Bühne gewesen. Zwar glänzte er auch beim Halbfinale am Mittwoch mit einem sensationellen Freistoß, der unhaltbar zunächst an der Latte und dann im gegnerischen Netz landete. Doch es war auch nicht zu übersehen, dass Ronaldinho viele Zweikämpfe verlor und viele seiner Pässe nicht dort ankamen, wo sie sollten. „Das ist nicht mehr der Ronaldinho, der bei Barca spielte. Das ist heute nur noch der Name“, musste sich der Brasilianer diese Woche vom vorlauten Casablanca-Spieler Vivien Mabide anhören.

Doch Ronaldinho konterte cool. „Logisch, dass ich nicht mehr der Ronaldo von Barcelona bin. Ich bin der Ronaldo von Atlético.“ Und bei dem Verein aus dem WM-Ort Belo Horizonte hat der Altstar viel erreicht, unter anderem in diesem Jahr den Titel der Copa Libertadores, der südamerikanischen Champions League. Seine Profi-Vita weist glanzvolle Namen auf: Paris Saint-Germain, FC Barcelona, AC Mailand, Flamengo und seit 2012 Mineiro.

Gekrönt würde die Karriere durch die WM-Teilnahme im eigenen Land. „Alles kann passieren. Ich arbeite immer daran, besser zu werden. Wenn die Chance kommt, bei der WM zu spielen, will ich bereit sein“, sagte Ronaldinho kürzlich in einem Interview, nachdem er eine längere Verletzung auskuriert hatte.

Doch die Bereitschaft muss auch vom Nationalcoach kommen, und der gab bislang jüngeren Spielern den Vorzug. Ob es für Ronaldinho doch für ein WM-Ticket reicht, wird sich am 7. Mai zeigen. Dann präsentiert Scolari, der mit Brasilien in Rios Maracanã Titel Nummer sechs holen will, seinen WM-Kader.

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