Fußball:U21 malt an ihrem eigenen Gemälde

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Ein Tor, eine Vorlage: Davie Selke glänzt gegen Dänemark. (Foto: dpa)
  • Die deutsche U21 gewinnt 3:0 gegen Dänemark und damit auch ihr zweites EM-Spiel.
  • Davie Selke, Marc-Oliver Kempf und Nadiem Amiri erzielen die Tore.
  • Am Samstag gegen Italien genügt dem Team von Stefan Kuntz ein Unentschieden zum Gruppensieg.

Von Ulrich Hartmann, Krakau

Im Westen der Krakauer Innenstadt ist dieser Tage Besonderes zu sehen. Dazu muss man gegenüber vom Fußballstadion Cracovia ins Nationalmuseum gehen. Dort ist seit einem Monat und neuerdings in polnischem Staatsbesitz die "Dame mit dem Hermelin" zu bestaunen, Leonardo da Vincis berühmtestes Frauengemälde nach der Mona Lisa.

Die deutschen U 21-Fußballer hatten am Mittwochabend allerdings keine Zeit für derartige Kultur. Sie spielten im Cracovia um die Wahrung ihrer Europameister-Chancen und haben nach dem souveränen 3:0 (0:0)-Sieg gegen Dänemark ihren Einzug ins Halbfinale schon vor dem finalen Gruppenspiel am kommenden Samstag gegen Italien so gut wie sicher. Sie wollen ja "Geschichte schreiben" in Polen, das haben sie zu ihrem Motto erkoren. So malen sie also an ihrem eigenen Gemälde. Weil Italien gegen Tschechien zuvor überraschend 1:3 verloren hatte, genügt den Deutschen gegen die Azzurrini am Samstag schon ein Unentschieden zum Gruppensieg. "Wir haben heute besser hinten rausgespielt, hatten mehr Kontrolle über das Spiel. Das konnte man sich gut anschauen", bilanzierte Trainer Stefan Kuntz.

Die Deutschen bearbeiteten die skandinavische Defensive am Mittwoch personell unverändert mit jener Startelf, mit der sie im Auftaktspiel die Tschechen 2:0 besiegt hatten. Und wie schon im ersten Spiel gönnte sich das deutsche Team auch diesmal wieder eine zehnminütige Eingewöhnungsphase. Erst danach übernahmen sie die Kontrolle, brachten aber gegen ein flaches dänisches 4-3-3 zunächst wenig Konstruktives zustande.

Pollersbeck ist als einziger Torwart ohne Gegentor

Gefährlich wurde es, wenn der eingerückte Linksaußen Serge Gnabry rechts den aufgerückten Rechtsverteidiger Jeremy Toljan steil schickte und dieser den Ball scharf vors Tor brachte. In der 11. Minute strich ein Schuss vom Berliner Mitchell Weiser nach solcher Vorarbeit nur um Zentimeter am Tor vorbei. Alle anderem Bemühungen um ein Tor endeten in der ersten Hälfte enttäuschend. Den Flanken und Ecken fehlte die Präzision, die Dribblings blieben stecken.

Wenigstens dem Torwart Julian Pollersbeck verhalf die erste Hälfte zur Mehrung des Selbstbewusstseins. Er war im ersten Spiel noch recht nervös gewesen, parierte diesmal zwei gefährliche Bälle, von denen der zweite durch den Dänen Andrew Hjulsager in der 31. Minute beinahe zum Rückstand führte - doch Pollersbeck lenkte den Ball mit den Fingerspitzen um den Pfosten herum. Der Kaiserslauterer wechselt im Sommer zum Hamburger SV und deutete erstmals bei dieser EM seine Bundesliga-Tauglichkeit an.

Die rote Sonne war schon hinter der Weichsel verschwunden, als die zweite Hälfte begann und die Deutschen mehr Torchancen erzwingen wollten. Mahmoud Dahoud machte den Anfang. In der 48. Minute drosch der künftige Dortmunder den Ball aufs dänische Tor und zwang den Torwart Jeppe Höjbjerg zu einer Rettungsaktion. Eine zweite hätte der Däne fünf Minuten später benötigt, als ein hoher Ball von Davie Selke auf das dänische Tor flog, aber da war Höjbjerg machtlos. Das Tor, das dem künftigen Berliner Selke im Spiel gegen Tschechien per Elfmeter nicht gelungen war, schaffte er diesmal aus 20 Metern mit einem Kunstschuss. Der Ball senkte sich zum 1:0 unter die Latte.

Die Dänen, die auf ihren von Ajax Amsterdam nicht freigegebenen Ausnahmestürmer Kasper Dolberg verzichten mussten, scheiterten in der 58. Minute einmal mehr an Pollersbeck, der einen schwer zu sehenden Freistoß von Kenneth Zohoré parierte. In der 69. Minute wiederholte er dieses Kunststück nach einem weiteren Schuss von Zohoré aus dem Spiel heraus. Als einziger Torwart bei dieser EM ist Pollersbeck bislang ohne Gegentor, und er hatte an diesem Sieg am Ende großen Anteil. Aufatmen konnten die Deutschen aber erst, als Innenverteidiger Marc-Oliver Kempf in der 73. Minute das 2:0 und der kurz zuvor eingewechselte Nadiem Amiri in der 79. Minute das 3:0 erzielt hatten.

© SZ vom 22.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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