Fußball-Regionalliga:Ungeschlagen unglücklich

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Wieder drin: Der frühere Fürther Zweitligaprofi Florian Trinks und seine Schweinfurter Kollegen bejubelten in den vergangenen Wochen zwar oft Tore, aber selten die Endergebnisse. (Foto: Frank Scheuring/foto2press)

Nach dem Pokal-Aus vor dem Sportgericht geriet der FC Schweinfurt in eine Remis-Krise. Mit einem 2:0 beim Zweiten Burghausen hat er sie beendet. Nun steht das nächste Spitzenspiel an.

Von Sebastian Leisgang

Markus Wolf ist noch nicht mit einer Stellenausschreibung an die Öffentlichkeit gegangen. Der Präsident des FC Schweinfurt 05 hat keine Anzeige in der Presse veröffentlicht, er hat auch kein Plakat im Supermarkt ausgehängt - dabei sucht er derzeit nach einem neuen Sportlichen Leiter, da Gerd Klaus vor rund zwei Wochen aus freien Stücken aus dem Amt ausgeschieden ist.

Klaus ist raus: Das ist die eine Geschichte, die sie sich in Schweinfurt zuletzt erzählt haben. Das ist aber nur die erste Ebene. Die spannende Frage bei diesem Thema ist, und diese stellt sich erst auf der zweiten Ebene: Was für einen Verein hat Klaus zurückgelassen? Als er vor gut sechs Jahren zu den Nullfünfern kam, spielten diese noch in der Bayernliga, die Gegner hießen FC Trogen oder TSV Kleinrinderfeld, und der Sportliche Leiter Gerd Klaus war noch der Trainer Gerd Klaus.

Dass die Branche Schweinfurt nun zutraut, in der nächsten Saison unter Umständen dem 1. FC Kaiserslautern oder Eintracht Braunschweig gegenüberzustehen, das ist auch Klaus' Verdienst. Sein Rücktritt hat den Klub in den vergangenen Wochen umgetrieben. "Das Thema hat für Unruhe gesorgt und natürlich auch die Spieler beschäftigt", gesteht Trainer Timo Wenzel und meint die Hängepartie um das eigentlich gewonnene Pokalspiel gegen die Würzburger Kickers, das doch verloren ging, da sich nur drei statt vier U23-Spieler im Schweinfurter Kader fanden. Ein formaler Fehler, der in Klaus' Ressort fiel und ihn bewog, Wolf seinen Rücktritt anzubieten.

Inzwischen sei wieder Alltag eingekehrt, sagt Wenzel vor dem Spiel des Tabellendritten am Samstag gegen den punktgleichen Vierten Eichstätt. Die Aufgaben, die in der Vergangenheit Klaus erfüllte, die Organisation im Hintergrund, das Scouting, all das erledigt nun das Trainerteam. Am Mittwochmittag hat sich Wenzel beispielsweise ein Pokalspiel der A-Junioren gegen den FC Ingolstadt angeschaut, um sich ein Bild vom Nachwuchs zu machen. "Die Aufgaben sind klar verteilt", betont Wenzel, dennoch suchen die Verantwortlichen nach einem Nachfolger für Klaus, um die vakante Position wieder zu besetzen.

Klaus' Rücktritt hat den Verein zwar nicht erschüttert, die Ergebnisse haben aber durchaus unter den Vorgängen in den vergangenen beiden Wochen gelitten - und den Unmut des Umfelds hervorgerufen. Wenzel sagt: "Wir haben in den letzten zwei, drei Wochen oft auf die Fresse bekommen." Seine Mannschaft hat nach vier Unentschieden beim jüngsten 2:0 beim Tabellenzweiten Burghausen aber gezeigt, dass sie nicht nur einstecken, sondern auch zum Gegenschlag ausholen kann.

Hier eine "sehr sensible Mannschaft", wie Wenzel sagt, dort ein "sehr anspruchsvolles Publikum", das sich mit Remis um Remis nicht begnügt und das auch kundtut: In diesem Spannungsfeld navigiert Wenzel die Schweinfurter derzeit durch die Saison. Und vielleicht lässt sich damit am treffendsten erklären, wieso sich dieses hochveranlagte Team mitunter so schwer tut. Wenn die Zuschauer bereits nach einer halben Stunde pfeifen, weil sich Matthias Strohmaier einen Stellungsfehler leistet, Steffen Krautschneider zum dritten Mal ein Dribbling misslingt und die Mannschaft gegen Buchbach noch nicht 7:1 führt, dann nehmen sich die Spieler das zu Herzen und bekommen schwere Beine.

Nach mehr als einem Drittel der Saison ist Schweinfurt die einzige Mannschaft der Liga, die noch immer ungeschlagen ist - und dennoch ist sie unglücklich. "Uns fehlen fünf, sechs Punkte", räumt Wenzel ein, sagt aber auch: "Wir hatten nie ein richtiges Loch." Und ohnehin: Es brauche etwa fünf, sechs Monate, ehe die Spieler seine Idee im Detail umsetzen könnten. "Das ist genauso wie bei Kindern", erklärt Wenzel, "sie lernen nur, wenn du es ihnen immer wieder sagst." Etwa, dass man nicht mit vollem Mund spricht, dass man Legosteine nicht essen kann - und dass man in einem Pokalspiel mindestens vier U23-Spieler in seinen Kader berufen muss.

© SZ vom 04.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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