Fußball: Red Bull Salzburg:Demut in Dosen

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Red Bull Salzburg kauft den zwölften Mittelfeldspieler, scheitert aber wieder einmal in der Qualifikation für die Champions League - diesmal am israelischen Klub Maccabi Haifa.

Michael Smejkal

Der Weg zurück in den Alltag ging ungewöhnlich schnell. Bereits an diesem Donnerstag lädt Red Bull Salzburg zur - in der Konzernsprache Media Briefing genannten - Pressekonferenz mit Trainer Huub Stevens. Thema ist nicht etwa die Champions League oder der europäische Fußball, nein, es geht um die Perspektiven für das nächste Heimspiel am Samstag gegen die Kapfenberger Sportvereinigung.

Hilfloser Torjäger: Marko Janko (re.), in der vorigen Saison mit 39 Treffern erfolgreichster Schütze in Europa, sah gegen Haifa das Tor nur von weitem. (Foto: Foto: Reuters)

Am Rande werden wohl auch die Ereignisse von Dienstagabend eine Rolle spielen, doch eigentlich ist schon vom Resultat her alles gesagt. Mit einer klaren 0:3-Niederlage bei Maccabi Haifa verabschiedete sich Salzburg in Tel Aviv aus dem Champions-League-Play-off und übersiedelt in die neu geschaffene Europa League. "Cup der Verlierer" nennt man das gewöhnlich im Fußball, doch ein Verlierer-Image kann man sich bei dem Dosen-Imperium schon aus Marketinggründen nicht leisten.

Wie auch immer: Häme ist nicht angebracht, stattdessen aber Fragen, die seit vielen Jahren gleich lauten und meist schon im August gestellt werden. Denn während für die meisten europäischen Klubs der Saison-Höhepunkt im Mai folgt, steht er bei dem Salzburger Millionen-Unternehmen immer im Sommer an. Die Champions-League-Qualifikation ist und war das erklärte Ziel, seitdem man im April 2005 den Verein übernommen hat, und wieder einmal ist man daran gescheitert.

Zweifelhafte Investitionen

So nah wie heuer war man noch nie dran, doch dass dann just ein Klub aus der international nicht ganz so hoch angesehenen israelischen Liga, der noch dazu gerade ein Sechstel des Salzburger Klub-Budgets zur Verfügung hat, den Träumen ein Ende macht, darf für Salzburg getrost als Pleite bezeichnet werden. Rund 200 Millionen Euro hat man in den letzten Jahren investiert, mehr als 60 Spieler geholt, vier Trainer ausgemustert - und tatsächlich lebt der Klub noch immer von Spielern, die der schon längst im Unfrieden gegangene Kurt Jara einst geholt hat, wie Alexander Zickler und Patrik Jezek.

Für Huub Stevens beginnt damit bereits der nächste Planungsabschnitt, via österreichischen Meistertitel 2010 muss man sich für die übernächste Champions League qualifizieren. "Diesmal waren wir weit weg von der Champions League und wir haben gesehen, dass wir noch viel lernen können. Hoffentlich tun wir das auch", meinte der Niederländer ungewohnt demütig. Die Demut beruht wohl auch auf der Erkenntnis, dass die Salzburger trotz 18 Legionären in keiner Phase mit einem Gegner mithalten konnten, in dem junge Israelis und Araber aus dem eigenen Nachwuchs eine erstaunliche Einheit gebildet haben.

Und spätestens seit diesem Anlauf ist auch Schluss mit der Mär vom Vorteil des heimischen Kunstrasens: In den drei Qualifikationsspielen seit Anfang Juli konnte man kein einziges Mal daheim gewinnen, gegen Bohemians Dublin und Dinamo Zagreb reichte es je nur zu einem 1:1, gegen Haifa unterlag man in der Vorwoche 1:2. Am Kunstrasen hält man aber in Salzburg bedingungslos fest, auch wenn der Sportchef Heinz Hochhauser schon mehrmals betont hat, dass man keinen internationalen Star in Salzburg sehen werde, solange es das künstliche Geläuf gibt.

Kein Platz für Nationalspieler

Was man aus der jüngsten Pleite lernt, muss sich unter Stevens weisen, vorerst halten sich Erkenntnis und Veränderung noch in engen Grenzen. Bereits zu Wochenbeginn hat Salzburg neuerlich auf dem Transfermarkt zugeschlagen, der von AS Monaco geholte Nikola Pokrivac ist aktueller kroatischer Teamspieler, soweit die gute Nachricht. Die schlechte: Er ist der zwölfte Mann für das Mittelfeld, in dem aktuelle Nationalspieler nicht einmal einen Platz auf der Reservebank finden. Im Sturm ist dagegen der 35-jährige Alexander Zickler trotz aller Wehwehchen, die einen Spieler seines Alters beim Spiel auf dem Kunstrasen zwangsläufig plagen, nicht wegzudenken. Ob so eine gelungene Transferpolitik aussieht, wird vielleicht schon der nächste Sportdirektor beantworten müssen.

Ach ja, fast hätte man es vergessen, zwei Salzburger haben ja doch den Schritt in die Champions League geschafft: Laszlo Bodnar führt Debrecen in die Gruppenphase, Johan Vonlanthen schaffte es mit dem FC Zürich. Beide waren im Sommer von Salzburg ausgemustert worden, nun schafften sie das für Salzburg so unerreichbare Ziel mit Klubs, die nur einen Bruchteil der Mittel zur Verfügung haben. Auch wenn es fünf Euro an das Phrasenschwein kostet, zumindest in Salzburg ist die Frage, ob Geld Fußball spielt, nachhaltig beantwortet worden.

© SZ vom 27.08.2009/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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