Fußball:Interne Mails zur unpassenden Zeit

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Wieder Ärger im Deutschen Fußball-Bund, zur unpassenden Zeit: Präsident Grindel soll das Länderspiel gegen Peru von Frankfurt nach Sinsheim umdirigiert haben - aus Angst vor Störungen durch Ultra-Fans.

Von Thomas Kistner, München

Wieder Ärger im Deutschen Fußball-Bund, zur unpassenden Zeit: Präsident Reinhard Grindel soll das Länderspiel gegen Peru von Frankfurt nach Sinsheim umdirigiert haben - aus Angst vor Störungen durch Ultra-Fans. Das berichtete der Spiegel, der dazu interne E-Mails zwischen Grindel und Vizepräsident Rainer Koch präsentierte. Der DFB widersprach umgehend. Zur SZ hieß es, Grindels damalige Bedenken seien rasch ausgeräumt worden - die Umplanung ins kleine Stadion in Sinsheim sei später erfolgt, in Erwartung eines geringen Publikumsandrangs für die Peru-Partie. Über das Durchsickern der Mail zeigte sich Grindel erbost: "Schön ist das nicht, das sage ich ganz offen."

Laut Spiegel sollte die Partie in Frankfurt stattfinden, Grindel habe sich aber dagegen gestellt, weil er Zwischenfälle wie Bengalo-Zündeleien aus Reihen der Eintracht-Ultras befürchtete. Tatsächlich galt, ausweislich der präsentierten Mails, Grindels Hauptsorge einem möglichen Imageverlust im direkten Vorfeld der Vergabe der EM 2024. Am 27. September tritt der DFB gegen die Türkei an. "Das Länderspiel ist nie verlegt worden", sagte DFB-Vize Koch dem Sender Sky, "wir haben grundsätzlich eine Reihenfolge, in der in etwa die großen Stadien in Deutschland zum Einsatz kommen." Das letzte Länderspiel in Frankfurt war im September 2015 gegen Polen (3:1).

Laut dem im Spiegel publizierten Mailverkehr zwischen Grindel und Vize Koch befand der Verbandschef Ende Februar: "Ich halte das Risiko, dass wir bei dem Länderspiel ein Desaster erleben und dies kurz vor der Euro-Vergabe negative Auswirkungen hat, einfach für zu hoch, weil für mich die Frankfurter Ultraszene viel zu unberechenbar ist." Koch widersprach Grindel; er befürchtete noch größeren Ärger, falls die Öffentlichkeit erfahre, "dass wir Frankfurt abgelehnt haben, obwohl Frankfurt jetzt in der Abfolge der Länderspielstandorte klar an der Reihe ist". Bei Sky nannte Koch es nun ein "strafbares Verhalten", dass der Spiegel aus internen Mails zitiere.

Grindel plädierte für Sinsheim, aus Angst vor Frankfurter Ultras

Wie Koch betonte auch DFB-Direktor Oliver Bierhoff im ZDF, Kapazitätsfragen hätten den Ortswechsel begründet. Wie die SZ erfuhr, sei Grindel damals mit dem Argument beruhigt worden, dass klassische Klub-Fans wie die Ultras nie zu DFB-Spielen gingen. Der Wechsel sei erfolgt, weil statt eines erhofften attraktiven Testspielgegners wie Portugal am Ende Terminplan-bedingt nur noch Peru zu verpflichten war - und man hier mit weit geringerem Zulauf rechnen musste.

Kernfrage im DFB ist nun aber, wie der Mailverkehr zwischen Chef und Vize in die Öffentlichkeit gelangte. Die Beteiligten selbst werden als Quelle ausgeschlossen, zumal sie sich ja in gefährliche Abhängigkeit begeben hätten; überdies sei nicht erkennbar, warum sie in der heißen EM-Bewerbungsphase die eigenen Chancen gefährden sollten. Intern debattiert wird daher jetzt auch ein Hacker-Angriff, den es kürzlich auf die DFB-Rechner gab.

© SZ vom 10.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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