Fußball:Holländer Depay legt bei WM-Nachwuchscasting vor

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Recife (dpa) - Deutschlands Nachwuchsstar Mario Götze kann bei dieser WM noch so herausstechen - die Trophäe des besten Jungprofis wird er auf keinen Fall ergattern. Dafür ist der 22 Jahre junge Bayern-Profi schlichtweg schon sechs Monate zu alt.

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Recife (dpa) - Deutschlands Nachwuchsstar Mario Götze kann bei dieser WM noch so herausstechen - die Trophäe des besten Jungprofis wird er auf keinen Fall ergattern. Dafür ist der 22 Jahre junge Bayern-Profi schlichtweg schon sechs Monate zu alt.

Der Weltverband FIFA lässt bei seinem Nachwuchscasting ausschließlich Spieler zum Zug kommen, die 1993 oder später geboren sind. Aus dem Kader von Bundestrainer Joachim Löw sind damit theoretisch allenfalls Julian Draxler (20) und Matthias Ginter (20) mit in der Verlosung. Dass beide Reservisten bei der Auszeichnung kaum eine Rolle spielen dürften, ist absehbar.

Beim erst dritten WM-Turnier mit offizieller Jungprofi-Wahl wird der Deutsche Fußball-Bund also erstmals nicht den Sieger stellen. 2006 war Lukas Podolski als unbekümmert aufspielendes Stürmertalent im Heimatland aufgeblüht, vor vier Jahren in Südafrika hatte Thomas Müller als Torschützenkönig und bester Youngster die ganze Sportwelt mit seinen Qualitäten verblüfft. Inzwischen ist er ebenso wie sein Teamkollege Götze zu alt für die FIFA-Maßgaben, auch Brasiliens WM-Star Neymar kann mit seinen 22 Jahren nichts mehr gewinnen.

In Führung geschossen bei dem Talentausscheid hat sich Hollands Memphis Depay: Beim 3:2 gegen Australien machte der 20-Jährige sich mit dem Siegtreffer zum jüngsten niederländischen WM-Torschützen in der Geschichte, auch beim 2:0 gegen Chile brachte er als Joker einigen Schwung und traf erneut. „Ich laufe jeden Tag mit einem Lachen herum. Es ist sehr, sehr schön“, kommentierte Depay: „Ich bin zweimal reingekommen, habe zweimal getroffen - fantastisch.“

Dank überragender Leistungen beim PSV Eindhoven hatte ihn Bondscoach Louis van Gaal mit nach Brasilien genommen. Inzwischen gilt der knorrige Trainer regelrecht als Depay-Fan. Nicht auszuschließen, dass van Gaal versuchen wird, den Mittelfeldprofi nach der WM sogar mit zu seinem neuen Club Manchester United zu lotsen. Die Spekulationen um den Linksaußen haben jedenfalls in den vergangenen Tagen mächtig zugenommen, trotz seines noch bis 2017 laufenden Vertrages in Eindhoven. „Wir werden sehen, was passiert“, sagte Depay einsilbig.

Als Jugendförderer gilt auch Belgiens Trainer Marc Wilmots. Seinem 21 Jahre alten Schützling Romelu Lukaku wurde bei dieser WM der große Durchbruch zugetraut - wenn man davon bei einem schon jetzt geschätzten Riesen-Marktwert von 25 Millionen Euro überhaupt noch sprechen kann. In den Vorbereitungsspielen überzeugte der Profi vom FC Everton noch, erzielte beim 5:1 gegen Luxemburg sogar drei Treffer. In Brasilien selbst aber enttäuschte er zum Auftakt gegen Algerien und Russland und musste jeweils früh vom Platz.

Einen besseren Eindruck im Wilmots-Team hinterließ vor dem dritten Gruppenspiel gegen Südkorea der 19-jährige Divock Origi. Im Duell mit Russland schoss er seine Belgier zum 1:0-Sieg, hinterher erklärte er die englische Premier League offensiv zu seinem „Traumziel“. Mit der Nominierung des Stürmers vom OSC Lille hatte Wilmots nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch viele Spieler verblüfft. „Es war eine Überraschung, denn er war unbekannt, bevor ich ihn nominiert habe. Jetzt weiß jeder, wer er ist“, sagte Wilmots.

In England sind die einheimischen Youngster Raheem Sterling (19, FC Liverpool) und Ross Barkley (20, FC Everton) schon länger prominent. Beide durften bei der WM Spielpraxis sammeln, konnten aber das WM-Aus ihres Teams auch nicht abwenden. Besser lief es zum Auftakt für die 21-jährigen französischen Talente Raphaël Varane (Real Madrid) und Paul Pogba (Juventus Turin). Das „L'Équipe Magazine“ - die Wochenzeitschrift der Zeitung - hob sie in der vorletzten Ausgabe gar auf ihre Titelseite und schrieb: „Eine neue Geschichte: Raphaël Varane und Paul Pogba symbolisieren die für die WM verjüngte Équipe.“

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