Fußball:Generation Playstation

In den Niederlanden wächst nach dem Debakel bei der EM-Qualifikation die Kritik an den Verantwortlichen. Doch Verbandschef van Oostveen wehrt sich gegen die geforderten Reformen. Er will erst Ende November das peinliche Aus aufarbeiten.

Das peinliche EM-Aus der Niederländer sorgt weiterhin für Grundsatzdebatten rund um die Elftal. Dabei wird die Kritik an den Verantwortlichen des Qualifikations-Debakels immer heftiger. Nach Ansicht des ehemaligen Bundesligatrainers Huub Stevens, 61, hat die Niederlande den Anschluss verloren. "Das Land und der Verband ließen sich vom dritten Platz bei der WM blenden. Dabei lag schon vor der WM vieles im Argen", sagte er im Kicker. Der frühere Nationalspieler Erik Meijer, 46, attackierte in der Hamburger Morgenpost Trainer Danny Blind, der "nicht genügend Qualität" und in den entscheidenden Spielen "zu viel experimentiert" habe. Überdies bezeichnen niederländische Medien die Spieler als "Playstation-Generation", die sich statt mit Fußball mehr mit anderen Dingen beschäftigten.

Die Kritik des ehemaligen Bondscoach Bert van Marwijk zielt auf das seiner Meinung nach insgesamt planlose Handeln. "Dem KNVB fehlen Strukturen. Es ist vollkommen eskaliert", sagte er der Zeitung Volkskrant. Trainer Blind und Verbandschef Bert van Oostveen müssten sich fragen: "Was haben wir eigentlich in den vergangenen zwei Jahren getan?" Die Trainervereinigung CBV plädiert für wesentlich mehr Fußball-Sachverstand im Verband; ein Sportdirektoren-Modell wie in Deutschland mit Hansi Flick wird favorisiert. Bislang gibt es die Position in den Niederlanden nicht. Van Oostveen lehnt einen Sportdirektor ab. Erst Ende November will der Aufsichtsrat des Verbandes in Klausur gehen und das EM-Aus aufarbeiten.

© SZ vom 16.10.2015 / SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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