Fußball:Deutsche Technik: keine Chance für «Phantomtore»    

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Aachen (dpa) - Ein "Phantomtor" wie das des Leverkuseners Stefan Kießling hätte es niemals gegeben, wäre das Sinsheimer Stadion von 1899 Hoffenheim schon mit modernster Technik ausgestattet gewesen.

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Aachen (dpa) - Ein „Phantomtor“ wie das des Leverkuseners Stefan Kießling hätte es niemals gegeben, wäre das Sinsheimer Stadion von 1899 Hoffenheim schon mit modernster Technik ausgestattet gewesen.

„Das System hätte zweifelsfrei erkannt, dass der Ball von außen eingetreten ist“, erläuterte GoalControl-Geschäftsführer Dirk Broichhausen. „Es wäre ein Netzfehler angezeigt worden.“

Die 14 Geräte, die da wie Starenkästen unter dem Dach des Aachener Tivoli-Stadions hängen, sehen aus wie ganz normale Überwachungskameras. Und sie sind es auch - allerdings nicht, um rasende Autofahrer zu blitzen oder wildgewordene Fans im Film festzuhalten. Sie sollen nur eines: klar erkennbar machen, ob der Fußball drin war oder nicht.

Bei der WM in Brasilien soll die Technik des Unternehmens aus Würselen bei Aachen überzeugen. In allen zwölf WM-Stadien wird das Produkt „Made in Germany“ eingesetzt und soll jede fragwürdige Torsituation in weniger als einer Sekunde klären. „Diese Technik wird kein Eingriff in das Regelwerk sein, sondern den Schiedsrichter unterstützen“, sagte Broichhausen im FIFA-zertifizierten Tivoli, einziges deutsches Stadion mit dieser Technik.

Eigentlich ist es simpel: Gerät das Spielgerät über die Torlinie, bekommt der Unparteiische mittels einer Spezialuhr ein Doppel-Signal: Es blinkt und vibriert am Handgelenk. Tore und Bälle müssen nicht eigens präpariert werden. Manipulation ist ausgeschlossen. Broichhausen: „Das System ist von außen nicht beeinflussbar.“

Und es ist unabhängig: Fällt beispielsweise der Strom aus, schaltet die Technik auf Batteriebetrieb um. Und um Witterungseinflüsse wie etwa extreme Kälte gar nicht erst aufkommen zu lassen, haben die 14 Kameras eine eigene Heizung. Die Sekunden-Datenmengen, die mit Glasfaserkabeln in eine Schaltzentrale übermittelt werden, sind riesig: Laut Broichhausen entsprechen sie vier DVD-Scheiben. Die Verzögerung zur Echtzeit beträgt lediglich eine Drittelsekunde - nahezu ein Wimpernschlag!

Die Kosten von etwa 170 000 bis 300 000 Euro ließen die Einführung der Hochtechnologie im deutschen Profibereich im März noch scheitern. Die Münchner Bayern indes stellten jüngst einen neuen Antrag, um „Gerechtigkeit zum Schutz des Fußballs“ herbeizuführen, wie Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge kurz nach dem nicht gegebenen Tor des Dortmunders Mats Hummels im DFB-Pokalfinale wissen ließ. Wahrscheinlich im Dezember soll bei der Vollversammlung der Vereine über den Bayern-Antrag abgestimmt werden.

Schon beim Confederations Cup 2013 war CoalControl FIFA-Partner. Während der WM werden fast alle der etwa 40 Firmen-Mitarbeiter in Brasilien sein, um die Technik zu betreuen.

Für Broichhausen begann das Abenteuer vor fünf Jahren, als ein Schiedsrichter seiner Auffassung nach klar daneben lag und ein Tor nicht gab. Alemannia-Aachen-Fan Broichhausen, mit dezenter Wut, marschierte am Morgen danach zu seinem Chefentwickler und fragte, ob die Bilderfassungssysteme auch im Fußball einsetzbar wären. „Das müsste gehen“, lautete die Antwort.

Nun ist alles im Fluss. Nur eines darf niemals passieren: „Der Ball sollte nicht grasgrün sein“, sagte Broichhausen mit einem Schmunzeln. Dann hätte selbst die allerbeste Technik ein Farben-Problem.

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