Fußball:Brych und Schiedsrichter-Kollegen im WM-Check

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Zürich (dpa) - Felix Brych sprintet über den Kunstrasenplatz im Schatten der imposanten FIFA-Zentrale.

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Zürich (dpa) - Felix Brych sprintet über den Kunstrasenplatz im Schatten der imposanten FIFA-Zentrale.

Noch vor wenigen Sekunden hat er im linken Strafraum auf Elfmeter entschieden, da ist Deutschlands WM-Schiedsrichter schon wieder im Eilschritt in Richtung andere Spielhälfte unterwegs. Schließlich wartet dort bereits die nächste knifflige Situation. Brych schaut genau hin, zeigt dieses Mal nicht auf den Punkt und verlässt das Spielfeld.

Alles richtig entschieden? Brych muss nicht lange auf das Feedback warten. Der 38-Jährige geht nach der Übung schnurstracks zu einem Computer, wo er sich seinen Einsatz noch einmal auf Video anschauen kann. „Das war ein Elfmeter“, sagt der frühere Spitzen-Schiedsrichter Oscar Ruiz. Der Kolumbianer ist Teil des FIFA-Teams um den ehemaligen Schweizer Top-Referee Massimo Busacca, beim Fußball-Weltverband nun Leiter der Schiedsrichter-Abteilung.

In dieser Funktion bereitet Bousacca die Unparteiischen so akribisch und professionell wie nie auf die Weltmeisterschaft im Sommer in Brasilien vor. Dabei überlässt er nichts dem Zufall, wie auch Brych in den Tagen von Zürich festgestellt hat. „Es wird sich um alles gekümmert, es wird an alles gedacht“, sagte Brych im Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Eine Woche lang schufteten die WM-Schiedsrichter aus Europa, Asien und Ozeanien mit ihren jeweiligen Assistenten in Zürich für den Saisonhöhepunkt am Zuckerhut. Regelkunde, praktische Übungen, Videoschulungen - es war ein volles Programm, mit dem Brych und seine beiden Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp konfrontiert wurden. „Aber es ist auch gut, den Fokus jetzt auf die WM zu richten.“ Zwar seien er und seine Kollegen voll im Liga-Alltag involviert. Aber trotzdem wüssten alle, „es kommt am Ende noch eine ganz große Geschichte.“

Für Brych wird es seine erste WM-Teilnahme sein - und das, obwohl sein Name wohl sein gesamtes Leben mit dem Phantomtor von Hoffenheim in Verbindung gebracht werden wird. Auch die FIFA nahm damals von seiner Fehlentscheidung, den Kopfball des Leverkuseners Stefan Kießling als Tor zu werten, Notiz. Umso stolzer ist Brych, dass er trotzdem für die WM nominiert wurde.

„Die WM ist für jeden Sportler eine große Geschichte. Egal ob Ruderer, Skispringer oder eben Fußball-Schiedsrichter“, erzählt Brych und seine Augen funkeln. „Seit Jahrzehnten schaue ich jede WM im Fernsehen. Dass ich jetzt dabei sein darf, ist eine tolle Sache.“

Dafür nimmt er die Strapazen gerne in Kauf. Im Februar gab es bereits einen Lehrgang auf Gran Canaria, nun diese Woche in Zürich und kurz vor der WM geht es für Deutschlands Schiedsrichter des Jahres 2013 bereits nach Rio de Janeiro, wo ab 1. Juni der Feinschliff für das Turnier ansteht.

Brych weiß, was ihn in Brasilien erwartet, schließlich war er im vergangenen Jahr bereits beim Confed Cup dabei. Das Klima, die langen Reisen, die unterschiedlichen Zeitzonen - wie den Profis von Bundestrainer Joachim Löw wird auch den Referees alles abverlangt. „Das heißt, der Körper wird aufs Extreme gefordert und dementsprechend müssen wir uns darauf ganz extrem vorbereiten“, sagte Brych. Der Spaß kommt bei den Lehrgängen trotz aller Fokussierung auf die WM aber nicht zu kurz. „Wir sind eine ziemlich lustige Truppe hier“, sagt Brych und legt Ruiz den Arm um die Schulter.

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