Frauenfußball:Schritt für Schritt

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Die gebürtige Regensburgerin Simone Laudehr, 30, spielte bereits 2003/04 für den FC Bayern. Nach acht Jahren beim FCR Duisburg und vier Jahren in Frankfurt ist sie nun nach München zurückgekehrt. (Foto: Uwe Kraft/Imago)

Sehnsucht nach Abgezocktheit: Simone Laudehr absolviert ihr erstes Saisonspiel für den FC Bayern - nur zwei Monate nach ihrer Verletzung.

Von Christopher Gerards

Simone Laudehr hatte ein paar schöne Dribblings angebracht, sie hatte präzise Pässe gespielt, ein Mal gut in den Strafraum geflankt. Einige gelungene Szenen konnte sie vorweisen, als das Champions-League-Spiel zwischen dem FC Bayern und dem Hibernian LFC zu Ende war. Aber bei der Szene, für die sie den lautesten Applaus erhielt, musste Laudehr sich nicht mal anstrengen. Keine Gegnerin stellte sich ihr in den Weg, niemand suchte den Zweikampf. Die Szene, für die Laudehr den lautesten Applaus erhielt, war ihre Einwechslung in der 69. Minute.

Das Spiel vom Mittwochabend war nicht nur interessant, weil die Fußballerinnen des FC Bayern ins Achtelfinale der Champions League einzogen. 4:1 gewannen sie gegen den Hibernian LFC, eine Woche nach dem 6:0 im Hinspiel. Das Spiel war auch deshalb von Bedeutung, weil Laudehr ihr erstes Saisonspiel bestritt, zwei Monate, nachdem sie bei den Olympischen Spielen eine Verletzung am Sprunggelenk erlitten hatte. Sie schoss kein Tor, sie bereitete keines vor. Doch schon die Tatsache, dass sie wieder Fußball spielte, nahmen sie beim FC Bayern freudig auf. "Erfahrung", "Abgezocktheit", "Qualität Richtung Tor" - diese Worte schwirrten durch die Tiefen des Grünwalder Stadions, und sie alle beschrieben, was Bayerns Trainer Thomas Wörle an Laudehr schätzt. Spielerinnen wie die Weltmeisterin von 2007 hatten seinem Kader ja noch gefehlt.

Vergangene Saison waren die Bayern in der ersten Champions-League-Runde ausgeschieden, gegen Twente Enschede; später scheiterten sie im DFB-Pokal gegen den SC Sand, den Gegner in der Bundesliga an diesem Sonntag. "Wir brauchen noch mehr Persönlichkeiten, die den Unterschied machen", hatte Wörle analysiert. Und zwei dieser Persönlichkeiten sind Verena Faißt, 27, zweifache Champions-League-Siegerin, im Sommer vom VfL Wolfsburg gekommen. Und eben Simone Laudehr, 30, Zugang vom 1. FFC Frankfurt.

Wenn Laudehr richtig fit sei, "können wir uns freuen" - diesen Satz hat Wörle gesagt. Allerdings ergänzte er seine Worte um einen wichtigen Zusatz. Vorsichtig wolle er sein, "es dauert sicher noch einige Wochen, bis sie ihr Level erreicht hat". Laudehr, am Mittwoch auf der Linksaußenposition eingesetzt, sagte: "Ich glaube, man hat mir angesehen, dass ich Spaß hatte." Natürlich sei sie noch nicht hinreichend fit, um 90 Minuten zu spielen. "Wobei ich kein Typ bin, der lange braucht." Die ebenfalls genesene Katharina Baunach spielte erstmals seit einem halben Jahr durch.

Laudehr hatte nach ihrer Verletzung Anfang August erst drei Mal mit ihrem neuen Team trainiert. "Step by step" müsse sie sich entwickeln, sagte Wörle, es war ein Satz, der sich so auf die ganze Mannschaft übertragen ließe. Der FC Bayern, amtierender Meister, hat Wochen hinter sich, die nicht als optimal durchgehen. Vier Spiele, sieben Punkte, 4:3 Tore - das ist die Bilanz in der Bundesliga. Aber diesem Saisonstart hat Wörles Team nun eine Woche entgegengesetzt, die man so auch erst mal spielen muss. Drei Spiele haben die Bayern absolviert, zwei gegen die Hibernian Ladies und im Pokal gegen Riegelsberg. Und in dieser einen Woche schossen sie 25 Tore. "Inhaltliche Dinge, die wir auch in den ersten Ligaspielen gut gemacht haben, haben wir mal ins Ergebnis übertragen" - so sagte es Wörle. Er meinte: Seine Mannschaft trifft nun. Und mit Laudehr ist sie wohl noch stärker geworden.

© SZ vom 14.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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