Champions League der Frauen:Spiele auf Youtube

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Die großen Klubs dominieren zunehmend auch den Fußball der Frauen: Hier warten Bayerns Hanna Glas und Chelseas Magdalena Eriksson auf einen Eckball. (Foto: Pedro Soares/SPP/imago images/Sports Press Photo)

Die Champions League der Frauen wird von der Uefa massiv aufgewertet - besonders finanziell. Die Klubs bekommen viermal so viel Geld wie zuvor, europäische Schwergewichte wie der FC Bayern investieren, um vorne mit dabei zu sein.

Von Frank Hellmann, München

Da sage noch einer, der FC Barcelona habe den Anschluss an die Spitze in Fußball-Europa verloren - vielleicht haben sich einfach nur die Prioritäten verlagert: Barça Femini, die Fußballerinnen aus Barcelona, feierten im Mai dieses Jahres mit einem 4:0 im Champions-League-Finale gegen den LFC Chelsea aus London einen Triumph, der eine nachhaltig angelegte Entwicklung dieser Frauen-Abteilung krönte. Der stolze Verein aus Katalonien ist seither der erste Klub, der Europas wichtigsten Vereinswettbewerb bei Männern und Frauen gewonnen hat. Diese historische Dimension mag ein wenig untergegangen sein wegen der Krise der Barça-Männer, der geräuschvollen Trennung von Lionel Messi und des gigantischen Schuldenbergs des Vereins. Doch die Finalkonstellation vom Mai machte deutlich, wie sehr die großen Männer-Marken des Fußballs inzwischen auch die weibliche Königsklasse dominieren.

Insofern ist es logisch, dass sich die Champions League der Frauen nun ans Format der Männer anlehnt. Ein neuer Modus bringt auch hier Vergrößerung. Erstmals wird eine Gruppenphase mit 16 Teams ausgetragen, der sich im Frühjahr eine K.o.- Phase anschließt, im Mai 2022 findet im Juventus-Stadion in Turin das Finale statt.

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Dieser Schritt war überfällig, um Europas besten Frauenteams mehr Projektionsfläche zu bieten. Aleksander Ceferin, der Präsident der Europäischen Fußball-Union (Uefa), spricht von einer "neuen Zeitrechnung", die naturgemäß mit finanziellen Anreizen garniert ist. 24 Millionen Euro an Prämien - inklusive 400 000 Euro Fix-Startgeld pro Teilnehmer - sind zwar im Vergleich zu den gigantischen Beträgen der Männer nur ein Klacks, aber immerhin vier Mal so viel wie früher. Über eine Zentralvermarktung sollen die Zuschauerzahlen und der kommerzielle Wert der Bestenliga in fünf Jahren verdoppelt werden. Zur guten Verpackung gehören ein neues Design und eine eigene Hymne.

Für Siegfried Dietrich, den Sportdirektor von Eintracht Frankfurt und Sprecher der Frauen-Bundesligen, steht fest, dass so auch die nationalen Ligen interessanter werden. Auch die deutsche Spielklasse profitiert von der Champions-League-Reform, weil künftig drei Vereine mitspielen können. Die beiden bisherigen deutschen Startplätze hatten zuletzt stets der FC Bayern und der VfL Wolfsburg beansprucht. Der viermalige Europapokal-Gewinner 1.FFC Frankfurt - 2015 der bisher letzte deutsche Sieger - begab sich im Vorjahr unter das Dach der Eintracht, um nicht von der Bildfläche zu verschwinden.

Wer im Frauenfußball international mitreden möchte, muss einige Milliönchen abzweigen. Die AG des Meisters Bayern München hat sich zu diesem Investment bekannt und will laut Präsident Herbert Hainer auch bei den Frauen "international eine gute Rolle spielen". Es soll für die bestens besetzten Münchnerinnen ruhig auch mal übers Halbfinale hinausgehen, sonst wäre nicht die japanische Weltklassespielerin Saki Kumagai von Olympique Lyon auf den Bayern-Campus gekommen. Passenderweise treffen die FCB-Frauen in ihrer Gruppe auf den französischen Rekordsieger und auf BK Häcken aus Schweden. Zunächst warnt der Münchner Trainer Jens Scheuer aber pflichtschuldig vor dem "anspruchsvollen Auftaktgegner" Benfica Lissabon (Dienstag, 21 Uhr).

Eine Kehrseite: Die Ausübung eines Hauptberufs wird schwieriger

Wolfsburg, Meisterschafts-Zweiter und Pokalsieger dieses Jahres, beginnt am Mittwoch mit dem Topspiel bei Chelsea, wo die deutschen Nationalspielerinnen Melanie Leupolz und Ann-Katrin Berger mitwirken. Der VfL hat zudem Servette Genf und Juventus Turin in der Gruppe. Ralf Kellermann, der Sportliche Leiter der "Wölfinnen", erkennt den Trend, "dass vor allem jene Mannschaften den Wettbewerb dominieren werden, die dies auch bei den Männern tun." Tatsächlich sind diese Parallelen nicht zu leugnen.

Für die vermehrt kritisch beäugte Frauen-Bundesliga war es ein gutes Zeichen, dass sich die TSG Hoffenheim als Dritter trotz namhafter Abgänge (in Richtung Wolfsburg und München) in der Qualifikation gegen den AC Mailand und den FC Rosengard durchsetzte. Der Talentschuppen aus dem Kraichgau hat gegen Titelverteidiger Barcelona und den Arsenal WFC nach Ansicht von Trainer Gabor Gallai "nichts zu verlieren" und macht gegen den dänischen Vertreter HB Køge (Dienstag, 18.45 Uhr) aus deutscher Sicht den Anfang. Alle Partien überträgt in den nächsten vier Jahren der Streamingdienst Dazn - die ersten zwei Jahre auch gratis auf seinem Youtube-Kanal. Denn klar ist, dass eine größere Sichtbarkeit des Frauenfußballs nicht mit neuen Bezahlschranken erzeugt werden kann. Thomas de Buhr, bei Dazn Leiter der Deutschland-Geschäfte, freut sich, "attraktiven Sport zu zeigen, Heldinnen zu kreieren und Storys zu erzählen".

Bei den Spielerinnen rennen die Macher offene Türen ein. Sara Däbritz, deutsche Leistungsträgerin bei Mitfavorit Paris Saint-Germain, sagt: "Ich finde die Gruppenphase spitze, weil sehr viele gute Teams vertreten sind. Das bringt uns noch mehr Champions-League-Feeling." Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es bei mehr Terminen unter der Woche für so manche Spielerin schwieriger wird, die duale Karriere voranzutreiben. Wer noch einen anderen Job ausübt oder wie Wolfsburgs Torhüterin Almuth Schult die Mutterrolle auslebt, ist künftig noch stärker eingespannt.

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