Frankreich:Pariser Nebengeräusche

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Von Thomas Tuchel für seine Vielseitigkeit geschätzt: Adrien Rabiot. (Foto: Gabriel Bouys/afp)

PSG gewinnt nach dem Aus im Liga-Pokal wieder standesgemäß. Doch Trainer Tuchel darf auf Geheiß des Klubs den Mittelfeldspieler Rabiot nicht mehr einsetzen.

Von Thomas Hürner, Paris/München

Paris Saint-Germain ist ein schöner und reicher, aber auch ein spezieller Verein. Der Trainer Thomas Tuchel weiß, wie schwierig eine Fußball-Ehe mit diesem milliardenschwer subventionierten Klub sein kann. Mit Siegen alleine ist es nicht getan, Siege werden bei PSG ja vorausgesetzt, vor allem in der französischen Ligue 1. Diesen Job erledigt Tuchel bisher mindestens so zuverlässig wie seine Vorgänger. Nach einem Startrekord mit 14 Siegen in den ersten 14 Spielen sind es aktuell, nach dem 3:0-Erfolg der Pariser am Samstag in Amiens, 13 Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten OSC Lille. Dazu kommt der Bonus, noch zwei Partien weniger absolviert zu haben.

Das 3:0 in Amiens - im Anschluss an die die ersten beiden Unentschieden der Saison vor Weihnachten - war souverän, aber nicht glanzvoll. Ein fragwürdiger Elfmeter ebnete den Weg zurück in die Siegesspur: Ángel Di María schoss einem Gegenspieler an die Hand, Stürmer Edinson Cavani verwandelte den Strafstoß sicher (1:0/57.). Die beiden anderen Tore erzielten der junge Wirbelwind Kylian Mbappé und Verteidiger Marquinhos - nach Vorlage von Julian Draxler, der zum achten Mal in Serie in der Liga von Beginn an spielte und im Pariser Mittelfeld der auffälligste Akteur war.

In den Tagen davor war Tuchel zornig gewesen - wegen seiner ersten Niederlage im französischen Spielbetrieb. Ein 1:2 gegen den Außenseiter EA Guingamp bedeutete das Aus im Ligapokal. Man habe "eine große Chance vergeben, eine Trophäe zu gewinnen", rügte der Trainer, der nun auf alle Fälle national einen Titel weniger holen wird als in der Vorsaison sein Vorgänger Unai Emery. "Zu wenig Hunger und Konzentration" hatte Tuchel bei seinem Hochbegabten-Ensemble gesehen, dazu kamen "merkwürdige Umstände" in Form von drei Elfmetern für Guingamp.

Das Maß der Dinge ist bei PSG aber sowieso die Champions League: Tuchel ist angetreten, um den Investoren aus Katar endlich auch in der Königsklasse Triumphe zu bescheren. Das Achtelfinale gegen Manchester United zu überstehen, wäre der bisher größte Erfolg in Europa für Paris. Dabei stören den Pragmatiker Tuchel allerdings Nebengeräuschen, die seine Arbeit erschweren. Stars wie Neymar, Mbappé und Cavani zu führen, erfordert besondere Moderations- und Pädagogik-Qualitäten, Neymar wurde am Samstag geschont.

Dass Tuchel in Amiens den Rechtsverteidiger Dani Alves ins Mittelfeld beordern musste, zeigt ein weiteres Problem: Im Zentrum könnte er Adrien Rabiot aufstellen, eines der großen Talente Frankreichs, vom Trainer für seine Vielseitigkeit geschätzt. Allein: Tuchel darf nicht. Rabiot will seinen im Sommer endenden Vertrag nicht verlängern, weshalb es die Klubführung offenbar untersagt hat, ihn weiter einzusetzen. Neben Barcelona gelten auch der FC Bayern und englische Klubs als interessiert. Tuchel betont, er habe "immer noch eine gute Beziehung" zu Rabiot, und sobald sich dessen "Beziehung zu den Verantwortlichen normalisiert", würde er ihn gern wieder ins Team integrieren. Tuchel weiß aber auch: "Es ist kompliziert."

© SZ vom 14.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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