Frankreich:Exil auf Zeit

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Neuanfang nach der Bauchlandung in München: Torwart Alexander Nübel hofft auf Spielpraxis bei AS Monaco. (Foto: Action Pictures/ActionPictures / Imago)

Nach einem Jahr des frustrierenden Reservistendaseins in München legt Torwarthoffnung Alexander Nübel bei AS Monaco los. Es soll für ihn eine Vorbereitung sein auf die erhoffte Nachfolge von Manuel Neuer beim FC Bayern.

Von Javier Cáceres, München/Monaco

Alexander Nübel, 24, gab sich große Mühe, schon am Montag maximalen Integrationswillen zu beweisen. Noch ehe er bei seiner Vorstellung als neuer Torwart der AS Monaco auf die erste Frage einging, wollte er ein paar Worte auf Französisch loswerden. Er sei sehr glücklich, "très hereux", bei den Monegassen anzuheuern, sagte er ohne Scheu vor holpriger Aussprache. Bei seiner Entscheidung habe durchaus eine Rolle gespielt, dass er eine neue Sprache lernen könne, sagte er, einen Wechsel ins Ausland habe er eh vorgehabt, wenngleich in einem späteren Stadium seiner noch immer jungen Karriere. Aber er verhehlte auch nicht, dass sein Ausflug zum Dritten der Vorsaison in der Ligue 1 nur ein Engagement auf Zeit sein soll. Er wolle in Monaco "spielen" und "wieder den Rhythmus zurückzubekommen, den ich bei Schalke 04 hatte", betonte Nübel, um eines gar nicht mal so fernen Tages "stärker zum FC Bayern zurückzukehren."

Deutschlands Rekordmeister hat Nübel ja nur verliehen, auf zwei Jahre ist das Geschäft befristet, zudem könnte der FC Bayern Nübel am Ende der nun beginnenden Saison per Option zurückbeordern. In München war Nübel vor gut einem Jahr gelandet, als designierter Nachfolger des zuvor wiederholt verletzten Manuel Neuer. Weil dieser sich aber sträubte, freiwillig Spielzeit an den talentierten Erben abzutreten, kam Nübel auf nur vier Pflichtspieleinsätze - weit weniger, als ihm bei seiner Verpflichtung in Aussicht gestellt worden war. Die Medien hätten behauptet, er sei vor dem Druck geflohen sei, doch er begreife das Exil in Monaco als "eine gute Chance bei einem großen Klub", entgegnete Nübel. Eine zweijährige Leihe sei genau richtig, denn man benötige eine gewisse Zeit, um sich auf eine neue Liga und neue Kameraden einzulassen. Schon am Dienstag allerdings wird es für Nübel ernst, wenn Monaco in der Champions-League-Quali bei Sparta Prag antritt.

Nübels neuer Trainer, der frühere Bayern-Coach Niko Kovac, ließ zwar ausdrücklich offen, wen er ins Tor stellen werde. Aber es wäre fast kafkaesk, säße Nübel in Prag auf der Bank. Der bisherige Stammtorwart Benjamin Lecomte ist muskulär verletzt, Nübel dürfte den Vorzug vor Radoslaw Majecki und Vito Mannone. bekommen. "Am Ende spielt der, der die beste Vorbereitung hingelegt hat", sagte Nübel. Es klang so, als reklamiere er das höflich, aber bestimmt für sich.

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