Frankfurt:Störgeräusche bei der Eintracht

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Danke für die Mithilfe: Sasa Kalajdzic bringt Stuttgart in Führung, Eintracht-Verteidiger Martin Hinteregger ist nicht ganz unschuldig. (Foto: Robin Rudel/Sportfoto Rudel/Imago)

Im ersten Spiel nach der Ankündigung des Weggangs von Sportvorstand Fredi Bobic müht sich Frankfurt zu einem 1:1 gegen den VfB Stuttgart. Trainer Adi Hütter schließt einen negativen Effekt auf das Team aus, dennoch besteht Gesprächsbedarf.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Kevin Trapp verweilte nach dem Schlusspfiff am längsten auf dem Rasen. Der Nationalkeeper in Diensten von Eintracht Frankfurt versuchte im Gespräch mit seinem Torwarttrainer Jan Zimmermann das mühsame 1:1 gegen den VfB Stuttgart zu verorten - ehe die Tabelle auf dem Videowürfel auftauchte. Trapp, 30, legte den Kopf in den Nacken, blickte gen Himmel und sah in weißer Leuchtschrift auf schwarzem Grund, dass seine Mannschaft trotz einer weiteren durchwachsenen Vorstellung noch einen Champions-League-Rang belegt. Doch ob der Höhenflug der Hessen wirklich anhält, werden nun vor allem die kommenden Auswärtsspiele bei RB Leipzig und danach bei Borussia Dortmund zeigen.

Die Eintracht kann in dieser wichtigen Phase keine Form der Zwietracht gebraucht. Deshalb passte der Frankfurter Führungsetage die von Sportstand Fredi Bobic durch seinen überraschenden Abschiedswunsch ausgelöste Unruhe nicht. Die Verärgerung hinter den Kulissen ist immer noch gewaltig. Dass sich die Störgeräusche auf den Abnutzungskampf gegen Bobics früheren Verein Stuttgart ausgewirkt haben - dieser Annahme widersprach Trapp jedoch: "Fredi hat überragende Arbeit gemacht, unter ihm ging es nur bergauf. Aber Fredi steht nicht auf dem Platz. Wir sollten das Thema nicht zu hoch hängen." Bobic, 49, äußerte sich entgegen seinen Gepflogenheiten am Samstag nicht: Der begehrte Manager verfolgte mit einer FFP2-Maske meist stehend im Logenbereich eine intensive, aber nicht hochklassige Partie, die erst in der zweiten Halbzeit wirklich Fahrt aufnahm.

Frankfurt hat Chancen auf die Königsklasse - jede Ablenkung stört

Nachdem VfB-Stürmer Sasa Kalajdzic unter gütiger Mithilfe von Eintracht-Verteidiger Martin Hinteregger, dem der der Ball noch unglücklich an die Hand sprang, die Gästeführung erzielte (68.), glich der in seiner Stuttgarter Zeit nur selten zündende Linksaußen Filip Kostic umgehend aus, der aus spitzem Winkel den starken VfB-Torwart Gregor Kobel überwand (69.). Trainer Adi Hütter bemängelte zwar speziell in der ersten Halbzeit "fehlende Leichtigkeit", er stellte aber in Abrede, dass dafür der offenbar mit einem Wechsel zu Hertha BSC planende Bobic verantwortlich sein sollte. "Wir sind alle Profis und haben unseren Job zu machen. Das ist ein ganz anderes Thema. Ich war selbst zwanzig Jahre Spieler: Es interessiert einen als Spieler nicht, was auf dieser Ebene passiert", behauptete Hütter, 51.

Wegen der "historischen Chance" auf die Königsklasse ist ihm daran gelegen, diese Ablenkung von seinen Akteuren tunlichst fernzuhalten. Gleichzeitig begrüßte er die langfristige Bindung und Beförderung von Kaderplaner Ben Manga, einem engen Bobic-Vertrauten, der als neuer Direktor für Profifußball gleich bis 2026 unterschrieb.

Frankfurts Aufsichtsratschef Philip Holzer ist mächtig enttäuscht, dass Bobic nicht zunächst in weitere Gespräche gegangen ist, anstatt in einer ARD-Talkrunde ohne Abstimmung mit dem Verein Fakten zu schaffen. Hinter den Kulissen ist die Irritation über den Weggang des erfolgreichen Nachfolgers von Heribert Bruchhagen beileibe nicht beigelegt. Auch wenn es persönliche Gründe geben könnte, aus dem bis 30. Juni 2023 datierten Vertrag auszusteigen, so erwartet der Klub jetzt von einem möglichen neuen Arbeitgeber eine Ablöse. Das Versprechen, auf das sich Bobic angeblich aus einer Unterredung gegenüber dem ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Steubing beruft, soll es in dieser Form nicht gegeben haben, heißt es. Besprochen wird das nun alles am Mittwoch bei der mit Spannung erwarteten Aufsichtsratssitzung.

Hertha-Chef Carsten Schmidt dementiert Kontakt mit Bobic

In Berlin hat Hertha-Chef Carsten Schmidt Gespräche mit Bobic über eine Zukunft in Berlin am Samstag dementiert. Er habe "gar nicht das Mandat", mit "einem zukünftigen Sportmanager Gespräche zu führen, und ich habe auch keine Gespräche mit niemanden geführt", sagte der Leiter der Geschäftsführung von Hertha BSC beim Sender Sky. Stuttgarts Sportchef Sven Mislintat warb derweil am Rande der Eintracht-Partie darum, Bobic ohne Donnergrollen gehen zu lassen - der Kollege habe schließlich "Sensationelles geleistet".

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