Frankfurt - Hannover (15.30 Uhr):Neun zu wenig

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Sieht seine Mannschaft auf einem guten Weg: Hannovers Trainer André Breitenreiter. (Foto: Matthias Kern/Getty Images)

Hannover liegt weit hinter den eigenen Vorgaben. Doch Trainer Breitenreiter sieht "eindeutige Daten", dass es aufwärts geht.

Von Carsten Scheele, Hannover

Wer solche Ansagen macht, muss die Kritik danach auch aushalten. Das weiß Hannovers Präsident Martin Kind, der vor einigen Wochen einen reichlich optimistischen Blick auf die neue Saison geworfen hat. "Elf Punkte" würde Hannover 96 aus den ersten fünf Spielen holen, hatte Kind in einer Talkrunde gesagt. Einem Sieg in Bremen und Unentschieden gegen Dortmund und Leipzig, so Kinds Rechnung, würden Siege gegen Nürnberg und Hoffenheim folgen. Macht elf Punkte. "Mit dem Abstieg", so Kind, "werden wir nichts zu tun haben."

Nun ist 96 nach fünf Spieltagen natürlich noch nicht abgestiegen, doch einen guten Saisonstart hat die Mannschaft mehr als deutlich verfehlt. Aus den elf Punkten sind zwei geworden; verliert die Mannschaft auch am Sonntag in Frankfurt (Anstoß 15.30 Uhr), droht der Absturz auf den letzten Tabellenplatz.

Trainer André Breitenreiter übt sich in Geduld. Nach dem 1:3 in Hoffenheim hat er der Mannschaft demonstrativ einen Tag freigegeben. Die Leistungen hätten ja größtenteils gestimmt, auch in der zweiten Halbzeit, als Niclas Füllkrug erst den Pfosten traf und anschließend ein Tor wegen Abseits nicht anerkannt wurde. "Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte Breitenreiter am Freitag. Dafür gebe es "eindeutige Daten".

Spielerisch besser, vor dem Tor schlechter

Spielerisch hat sich Hannover im Vergleich zur Vorsaison verbessert, das sagen viele. Nur schlägt es sich nicht in den Punkten nieder. Zwar spielt 96 gefällig nach vorne, hatte in den bisherigen Begegnungen immer wieder beste Chancen, hätte drei der fünf Spiele gewinnen können (wenn nicht gar müssen). Trotzdem gab es Niederlagen gegen Leipzig, Nürnberg und Hoffenheim. Weil die Stürmer vorne verballerten, oder in der Abwehr jemand patzte. Oder weil der Videoassistent fragwürdig eingriff, wie beim 0:2 in Nürnberg, als dieser den Hannoveraner Miiko Albornoz nach einer halbe Stunde des Feldes verwies.

"Das bringt einen ins Wanken, wenn du kein wirkliches Erfolgserlebnis hast", sagt auch Horst Heldt. Wie Kind und Breitenreiter dachte der 96-Manager, dass Hannover in diesem Jahr eine schlagkräftige, vor allem in der Breite besser besetzte Mannschaft zur Verfügung hat. Er muss nun erklären, warum es nicht läuft. Heldt sieht, dass von den Zugängen vor allem der Brasilianer Wallace im defensiven Mittelfeld einschlägt, dass andere Neue wie Genki Haraguchi oder Bobby Wood noch in der Anpassungsphase sind. Und dass Hendrik Weydandt nach seinem Aufstieg von der Kreisliga bis in die Bundesliga zwar immer wieder von den Fans gefordert wird, bislang aber noch kein Kandidat für die Startelf war.

Anders als Kind empfand Heldt das Auftaktprogramm als sehr schwierig. Frankfurt ist der vierte Europapokalteilnehmer, gegen den 96 ran muss. Zudem ist es das vierte Auswärtsspiel. "Da müssen wir jetzt durch", sagt Heldt, und auch Trainer Breitenreiter gibt für das Frankfurt-Spiel eine vorsichtige Parole aus: "Wir wollen da gerne gewinnen. Das ist aber kein Muss." Er will die Mannschaft mit der gebotenen Ruhe durch die schwierige Phase coachen. Breitenreiter weiß: "Wenn man sich zu sehr unter Druck setzt, führt das in der Regel zu nichts." Wer wollte, konnte darin einen Gruß an seinen Präsidenten heraushören.

© SZ vom 30.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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