Frankfurt - Freiburg 3:1:Drei auf einen Streich

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Frankfurts Sturmtrio Sébastien Haller, Ante Rebic und Luka Jovic trägt sich erstmals gemeinsam in die Torschützenliste ein. Trainer Adi Hütter ist dennoch fast so unzufrieden wie sein Kollege Christian Streich.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Einen überschwänglichen Jubel verkniff sich bei Schlusspfiff jeder Spieler von Eintracht Frankfurt. Niemand, der die Arme in die Höhe streckte. Keiner, der die Faust ballte. Fast schien es so, als sei der 3:1 (3:0)-Sieg zum Rückrundenstart gegen den SC Freiburg im Frankfurter Stadtwald ein Stück schnöde Pflichterfüllung. Wenn es im Nachgang noch eines Beleges dafür brauchte, dass die Erwartungshaltung nach einer teils wundersam verlaufenen Hinrunde gestiegen ist, dann lieferte ihn Adi Hütter auf der Pressekonferenz. "Ich habe kein gutes Spiel gesehen - bis auf die zehn tollen Minuten vor der Pause. Wir haben zu langsam, zu behäbig, nicht vertikal genug gespielt", sagte der Eintracht-Trainer, konnte sich aber immerhin trotz aller Kritik auf das Fazit einigen: "Am Ende des Tages zählt das Ergebnis. Damit bin ich zufrieden, mit der Leistung nicht."

Der Anspruch der Frankfurter ist ein anderer, besonders beim österreichischen Offensivliebhaber auf der Trainerbank. Unter Hütter war der hohe Unterhaltungsfaktor in der ersten Saisonhälfte meist mehr als nur eine Randerscheinung bei den Heimspielen in Bundesliga und Europa League. Der 48-Jährige möchte dieses Qualitätsmerkmal zwingend im neuen Jahr bewahren - und wirkte deshalb fast ähnlich unzufrieden wie Christian Streich. "Ich bin sehr enttäuscht. Ein furchtbares Spiel", sagte Freiburgs Coach, aus dessen Sicht mehr als eine halbe Stunde lang in der 5-4-1-Ausrichtung "alles gut gepasst" hatte, "aber dann haben wir zu viele Fehler gemacht".

Binnen zehn Minuten hatte das Frankfurter Dreieck gleich dreimal zugeschlagen

Es war die Phase vor der Pause, in der mal wieder die Eintracht-Stürmer den Unterschied machten. Erst verlängerte Ante Rebic nach einer kurz ausgeführten Ecke über Rückkehrer Sebastian Rode den Ball, den Sébastien Haller entschlossen über die Linie köpfelte (36.). Dann zeigte Rebic seine ganze Klasse, als er zwei Freiburger Gegenspieler mit einem angetäuschten Schuss verlud, um den Ball formvollendet und unhaltbar mit links ins Eck zu zirkeln (40.). Und schließlich nahm Luka Jovic dankend die Einladung an, die ihm Robin Koch mit einem törichten Ballverlust servierte (45.). Binnen zehn Minuten hatte das Frankfurter Dreieck gleich dreimal zugeschlagen.

Erstmals in dieser Saison standen alle drei Protagonisten in der Torschützenliste, was auf den ersten Blick erstaunt, da die Troika nun bereits 29 der 37 Bundesliga-Treffer erzielt hat - und an 36 war das Trio sogar beteiligt. "Wir sind Stürmer, wir wollen Tore schießen. Wir haben nur unseren Job getan", erklärte Haller, der nicht viel Aufhebens von dieser Besonderheit machen wollte. Der aus Dortmund entliehene Rode, der das erste Mal seit mehr als einem Jahr Zwangspause wieder ein Profi-Pflichtspiel bestritt, gab sich hingegen sehr wohl beeindruckt: "Ich habe das schon im Training mitbekommen: Sie sind sehr, sehr gute Stürmer. Von mir aus können sie gerne jede Woche treffen." Der 28-Jährige verortete bei seinem neuen und alten Arbeitgeber ein "enormes Potenzial" und sagte: "Es gibt noch einiges zu verbessern, aber mit dieser Mannschaft ist vieles möglich."

Der Instinkt von Haller, die Wucht von Rebic und die List von Jovic ergeben eine schwer zu verteidigende Mixtur

Das französisch-kroatisch-serbische Sturm-Trio dürfte eine Garantie für eine erfolgreiche Rückrunde sein. Gleichzeitig ist es das millionenschwere Faustpfand im nächsten Sommer, wenn sich auf dem Transfermarkt zwangsläufig eine Nachfrage ergibt. Und der Marktwert steigt und steigt, setzt sich die Torproduktion im neuen Jahr fort. Dass kein anderer Verein mit so viel Durchschlagskraft aufwarten kann, bestätigte Freiburgs Abwehrspieler Dominique Heintz: "Das sind drei Qualitätsspieler mit Extraklasse." Der Instinkt von Haller, die Wucht von Rebic und die List von Jovic ergeben eine Mixtur, die nur schwerlich zu verteidigen ist. Für diese Besetzung ist mal die Begrifflichkeit von der "Büffelherde" erfunden worden, was bis in die Frankfurter Vorstandsetage in den Sprachgebrauch übergegangen ist.

"Ich verwende das nicht", merkte hingegen Hütter an. Der Vorarlberger formulierte sein Lob lieber so: "Wir haben super Stürmer, die jederzeit in der Lage sind, ein Tor zu schießen. Für einen Trainer ist das angenehm, aber heute haben wir das auch gebraucht." Die Anlaufschwierigkeiten zum Rückrundenauftakt, die sich nicht allein beim Gegentor von Nils Petersen (69.), sondern auch in einer schwächeren zweiten Halbzeit oder einem Chancenwucher in der Schlussphase ausdrückten, führten die Akteure mehr oder minder unverhohlen auf das Wintertrainingslager zurück. Sechs Stunden Zeitverschiebung und die klimatische Umstellung nach dem zehntägigen Florida-Aufenthalt ließen sich so schnell nicht aus den Kleidern schütteln, wie Dauerläufer Gelson Fernandes verriet: "Ich hatte das Gefühl, wir waren alle ein bisschen müde. Wir brauchen noch mehr Spritzigkeit, um besser zu spielen."

© SZ vom 20.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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