Fortuna Düsseldorf:Hungrig aus der Quarantäne

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Viele Tore, wenig Ertrag: Kenan Karaman. (Foto: Jan Huebner/imago)

Nach seiner Genesung sorgt Kenan Karaman mit seinen Toren dafür, dass der Fortuna die Konkurrenz im Abstiegskampf nicht enteilt.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Das Coronavirus war noch kein Thema, als Kenan Karaman Ende Oktober mit einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus in Quarantäne lag, jeder Atemzug ein stechender Schmerz. Bis heute weiß der 26-Jährige nicht, welches Virus ihm damals so zugesetzt hat, aber viel wichtiger ist ihm auch, dass er mittlerweile wieder vollkommen gesund ist. Der Angreifer hat seine Ernährung umgestellt, wirkt schlanker und muskulöser und schießt plötzlich Tore am Fließband für Fortuna Düsseldorf: zwei zuletzt gegen Hertha BSC Berlin und eines am Sonntag in Mainz. Das Problem ist nur, dass Düsseldorf beide Spiele trotzdem nicht gewonnen hat. Gegen Hertha reichte es nur zu einem 3:3-Unentschieden, gegen Mainz zu einem 1:1. Den Fortunen droht auf dem drittletzten Tabellenplatz weiterhin die Relegation.

Der gebürtige Stuttgarter war im vergangenen Herbst von einer Länderspielreise mit der türkischen Nationalmannschaft zurückgekehrt, als ihn Fieber, Schüttelfrost und Atembeschwerden quälten. "Es kam total unerwartet, ich habe keine Luft mehr bekommen, mein Rippenfell war komplett entzündet, jeder Atemzug hat sich angefühlt wie ein Messerstich." Glücklicherweise befiel die Entzündung nicht das Herz, drei Monate dauerte die Genesung, er nutzte die Zeit, um seinen Lebensstil zu optimieren. Keine Weizenprodukte mehr, kaum noch Fleisch, mehr Schlaf. Heute sagt er: "Ich fühle mich fitter als vor der Erkrankung."

Die Alternative Karaman kann der neue Trainer Uwe Rösler bestens gebrauchen, denn der Torjäger vom Dienst, Rouwen Hennings, nimmt sich momentan eine kleine Auszeit. Nach elf Toren in der Hinrunde hat Hennings in der Rückrunde noch gar nicht getroffen und saß am Sonntag in Mainz zunächst auch nur auf der Bank. Geschadet hat das dem Düsseldorfer Spiel eher nicht, allenfalls der Chancenverwertung, denn trotz 18 Torschüssen bis in die Schlussphase hinein lagen die Rheinländer durch den Treffer des Mainzers Kevin Öztunali aus der 62. Minute mit 0:1 zurück - bis zur 85. Minute, als Karaman davon profitierte, dass der Mainzer Abwehrspieler Jeffrey Bruma seinem Torwart Florian Müller den Ball am Boden geradezu aus den Händen kickte und Karaman zum 1:1 abstauben konnte.

Drei Tore, aber nur zwei Punkte, für Karaman waren die jüngsten Spiele ebenso ein emotionales Wechselbad wie für die ganze Mannschaft, zumal das Aus im DFB-Pokal vergangene Woche beim Viertligisten 1. FC Saarbrücken dem ganzen Klub einen Dämpfer verpasst hatte. Karaman war einer jener, die im Elfmeterschießen am Saarbrücker Torwart Daniel Batz gescheitert sind. Die Pokal-Blamage war der Mannschaft am Sonntagabend in Mainz allerdings kaum noch anzumerken, sie dominierte die Rheinhessen spielerisch, vergab aber eben allzu leichtfertig die Chancen. Für den Trainer Rösler, seit Januar Nachfolger des entlassenen Friedhelm Funkel, war allein die Leistung jedoch schon ein bedeutsames Signal: "Die Mannschaft hat eine gute Reaktion auf das Pokal-Aus in Saarbrücken gezeigt, wir nehmen viel Positives mit in die neue Woche.

Das ist aber auch dringend nötig, denn das Heimspiel gegen den Tabellenletzten SC Paderborn am kommenden Freitag wird für die Fortuna eines der wichtigsten Spiele der jüngeren Vereinsgeschichte. Das Hinspiel in Paderborn Ende Oktober war damals das erste Spiel, das Karaman wegen seiner Lungenentzündung verpasste, 0:2 haben die Düsseldorfer es verloren. Mit einem gesunden Karaman soll es diesmal anders laufen.

© SZ vom 10.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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