Fortuna Düsseldorf:Darauf ein Gläschen Kräuterschnaps

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Querleger: Hertha-Verteidiger Karim Rekik (rechts) versucht, Düsseldorfs zweifachen Torschützen Benito Raman zu stoppen. (Foto: Jan Huebner/imago)

Der Aufsteiger hofft nach dem 4:1 über Hertha BSC wieder auf den Klassenverbleib.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Drei gute Nachrichten für alle Sympathisanten von Fortuna Düsseldorf: Den beliebtesten lokalen Kräuterschnaps gibt es neuerdings auch in einer knallroten Fortuna-Flasche, der Klub hat in der vergangenen Zweitliga-Saison ein Plus von 1,6 Millionen Euro erwirtschaftet, und das 4:1 gegen Hertha BSC Berlin am Samstag war Düsseldorfs höchster Bundesliga-Sieg seit sechs Jahren, seit dem 4:0 gegen Eintracht Frankfurt am 30. November 2012. Bei so vielen guten Nachrichten hätte man dem Rheinländer Friedhelm Funkel durchaus zugetraut, mit einem schönen Altbier in den Sonntag hineinzufeiern, den 11.11. Aber das hatte Fortunas Trainer bereits kurz nach dem Erfolg gegen die Hertha ausgeschlossen. "Das mach' ich nicht", hat er sehr entschlossen gesagt, zum Feiern sei ihm der vorletzte Tabellenplatz nach wie vor zu mau. "Das mach' ich erst 2019 wieder", witzelte er, was Fortuna-Beobachter zu der Prognose veranlasste, zum Karnevalsauftakt 2019 stehe die Fortuna womöglich ja schon wieder auf einem Aufstiegsplatz - in der zweiten Liga. Es brauche nämlich weiter ein paar Gläschen Düsseldorfer Kräuterschnaps, um mutig zu behaupten, diese Fortuna besitze nun bessere Chancen auf den Klassenverbleib.

Die verbliebenen Herthaner lassen sich schwindelig spielen

Hertha-Manager Michael Preetz wurde 1967 in Düsseldorf geboren, am 15. Mai 2012 ist er mit seinen Berlinern in der Düsseldorfer Arena in die zweite Liga abgestiegen, am Samstag hat er dort schon wieder eine Schmach erleben müssen. Damit ist der gute Saisonstart, Dritter nach dem sechsten Spieltag, schon fast vergessen. Seit dem 2:0-Sieg gegen Bayern München Ende September hat die Hertha dreimal Unentschieden gespielt und zuletzt zweimal verloren: 0:3 gegen Leipzig und nun 1:4 in Düsseldorf. So ein 1:4 gegen eine Mannschaft, die zuvor sechsmal nacheinander verloren und dabei ein Torverhältnis von 2:20 angehäuft hatte, ist ein bisschen peinlich. "Das tut auch weh", gestand der Trainer Pal Dardai. Er beklagte eine frühe rote Karte für seinen "naiven Maxi" Mittelstädt, der in der 41. Minute nach dem zweiten Foul binnen 14 Minuten per gelb-roter Karte vom Feld verbannt wurde. Dass die verbliebenen Berliner sich danach vom zuvor schwächsten Sturm der Bundesliga schwindelig spielen ließen, wirft angesichts eines Torverhältnisses von nun 1:7 aus den jüngsten Spielen kein gutes Licht auf die Stabilität des Berliner Fußballs.

Diesbezüglich bieten die nach ihren Niederlagen offenbar kaum deprimierten Düsseldorfer prima Anschauungsmaterial. Berlins Coach Dardai lobte an der Düsseldorfer Leistung vor allem, wie sie nach dem Platzverweis ein raumgreifendes Spiel aufgezogen haben, um die verbliebenen Berliner Feldspieler hin- und herzuhetzen. "Der Friedhelm ist ein sehr erfahrener Trainer", lobte Dardai, der in Berlin vor einigen Jahren noch unter Funkel gespielt hat.

Funkel selbst war selig. Er ist mit 64 Jahren momentan der älteste aktive Bundesligatrainer und machte der Fortuna am Samstag das Kompliment, dass er noch nie bei einem Verein gearbeitet habe, bei dem es in einer so schwierigen sportlichen Situation derart ruhig und harmonisch geblieben sei wie nun in Düsseldorf. Es ist nicht nur der Trainer, der das so sieht. Flügelspieler Jean Zimmer sagte nach dem Spiel: "Man muss dem Verein mal ein Kompliment machen, weil es in den vergangenen Woche nie Kritik an uns Spielern gegeben hat." Dadurch habe man Ruhe bewahren und nun gegen Berlin zurück in die Spur finden können.

"Zieht den Bayern die Lederhosen aus!", sangen die Düsseldorfer Fans kurz nach dem Schlusspfiff bereits mit Blick auf das Spiel am übernächsten Samstag beim FC Bayern München. Dass jetzt erst einmal Länderspielpause ist, findet Funkel ganz angenehm, um sich zu erholen, zu sammeln und sich eine passende Strategie auszudenken für die nahezu unlösbare Aufgabe beim Meister. Wie die Düsseldorfer mit ihrer überschaubaren individuellen Qualität auch gegen besser besetzte Mannschaften mithalten können, haben sie beim 1:1 in Leipzig, beim 2:1 gegen Hoffenheim oder jetzt beim Kantersieg gegen Berlin gezeigt. Die Hertha, mit technisch starken Spielern wie Ondrej Duda, Wladimir Darida, Javairo Dilrosun oder Valentino Lazaro stand gegen leidenschaftliche Düsseldorfer auf verlorenem Posten.

"Das war großes Kino", schwärmte deshalb auch der Düsseldorfer Routinier Oliver Fink, der nach langwierigen Beschwerden an der Achillessehne unter dem Jubel der Fans kurz vor Schluss erstmals in dieser Saison eingewechselt worden war. Der 36 Jahre alte Fink sieht die Fortuna in dieser Saison keineswegs auf verlorenem Posten. "Wenn alles stimmt", sagt er, "haben wir die Chance, in der Bundesliga zu bleiben."

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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