Formel 1:Der Technikchef geht

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Einst Garant für schnelle Formel-1-Autos: Paddy Lowe hat als Ingenieur und Technischer Direktor zu sieben WM-Titeln beigetragen. Bei Williams aber ging nun alles schief. (Foto: Srdjan Suki/dpa)

Paddy Lowe hat als Ingenieur und Technischer Direktor zu sieben WM-Titeln beigetragen. Bei Williams aber ging nun alles schief.

Von Anna Dreher, Grove/München

Drei Tage zu spät, das war einfach zu viel: Als die anderen Fahrer ihre neuen Formel-1-Autos bei den Tests Mitte Februar über den Circuit de Catalunya jagten, stand der FW42. Er stand am ersten Tag, auch noch am zweiten, und erst am dritten von ohnehin nur acht Testtagen konnte der wirtschaftlich angeschlagene Traditionsrennstall Williams seine Fahrer Robert Kubica (Polen) und George Russell (England) aus der Box schicken. Das sei nicht nur enttäuschend, sagte die stellvertretende Teamchefin Claire Williams, "es ist peinlich, einen Rennwagen nicht rechtzeitig auf die Strecke zu bringen, wenn es allen anderen gelungen ist".

Als der FW42 endlich fuhr, war er bei den Testläufen vor der am 17. März in Melbourne startenden Saison der langsamste Wagen von allen. Dabei sollte dieses Jahr mit neuem Fahrerduo und neuem Titelsponsor ganz anders ablaufen als das vergangene. 2018 hatte Williams mit dem letzten Platz in der Konstrukteurswertung die schlechteste Saison seiner Geschichte hinnehmen müssen.

Die Konsequenzen hat nun Paddy Lowe gezogen - oder ziehen müssen. Der Technikchef nehme aus persönlichen Gründen eine Auszeit, teilte Williams mit. Nach Information der BBC rechnet das Team nicht mit Lowes Rückkehr. Nur ist eine Trennung nicht so einfach: Lowe ist auch Anteilseigner und Mitglied im Vorstand. Seit Anfang 2017 verantwortet der 56-jährige Brite die Entwicklungsabteilung und somit auch die Verspätung bei der Fertigstellung des aktuellen Wagens. An diesem hatte der Internationale Automobilverband Fia zudem Nachbesserungen gefordert, sonst drohe zum Auftakt in Melbourne die Disqualifikation. Damals sagte Lowe zur Kritik an seiner Person: "Ich hatte noch keine Zeit, mir Gedanken über meine eigene Rolle zu machen. Es gibt einfach noch so viel zu tun." Der FW42 aber sei ein Schritt nach vorne, was die Reaktionsfreudigkeit auf Veränderungen und das Verhalten auf der Strecke angehe.

In der Formel 1 hatte Lowe 1987 bei Williams als Chefingenieur im Elektronikbereich angefangen und dort 1992 erstmals einen WM-Titel errungen. 1993 wechselte er zu McLaren, wo er bis zum Technischen Direktor aufstieg und mit seiner Arbeit zu drei Weltmeistertiteln beitrug. Mit Mercedes konnte er 2014, 2015 und 2016 erneut Titel gewinnen. Seine Rückkehr vor zwei Jahren hatte Claire Williams verständlicherweise als Wendepunkt auf dem Weg zu alten Erfolgen bezeichnet. Von denen scheint das mit sieben Fahrer- und neun Konstrukteurstiteln zu den erfolgreichsten Formel-1-Rennställen gehörende britische Team aber weiter entfernt zu sein als je zuvor.

© SZ vom 08.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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