Formel 1: Schumacher wirbt für Todt:Post vom Weltmeister

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Michael Schumacher steigt mit einem Brief in den Wahlkampf für Jean Todt als neuen Fia-Boss ein. Der gemeinsame Gegner kommt aus Finnland.

René Hofmann

Ein Meister des Wortes ist Michael Schumacher nie gewesen. Jetzt aber hat der siebenmalige Formel-1- Weltmeister doch die Stimme erhoben und einen Brief geschrieben an die Präsidenten aller Klubs, die im Automobilweltverband Fia zusammengeschlossen sind. Schumachers Anliegen: Wählt Jean Todt! Der 63 Jahre alte Franzose, unter dessen Führung als Teamchef Schumacher bei Ferrari fünf Fahrertitel errang, tritt am Freitag kommender Woche in Paris an, um den 69 Jahre alten Briten Max Mosley an der Spitze des Verbandes abzulösen, der über die Formel 1 gebietet. Schumachers Kernbotschaft an die mehr als 130 Wahlberechtigten: "Ich weiß, dass viele sagen, Jean würde die Präsidentschaft von Max einfach fortsetzen. All denen kann ich nur sagen, dass sie Jean nicht kennen. Er hat selbst Sachverstand, seine ganz eigene Agenda und einen anderen Führungsstil."

Vatanen gibt den Erneuerer

Der Jean, der Max und der Michael - im Führungszirkel des Rennzirkus' wird offenbar das "Du" als Anrede gepflegt. Schumachers Brief bringt aber noch eine Erkenntnis darüber hinaus: Er kann als Notsignal gedeutet werden, als Hinweis, dass es im Wahlkampf-Finale doch noch einmal knapp wird. Gegen Mosley tritt Ari Vatanen an. Der 57 Jahre alte Finne versuchte sich von 1999 bis 2009 als Konservativer im Europäischen Parlament. Mit vielen innovativen Ideen zur Verkehrspolitik hat er sich dort nicht hervorgetan. Im Gegenteil. Angeblich glaubt Vatanen nicht so recht, dass der Klimawandel etwas damit zu tun haben könnte, dass weltweit immer mehr Menschen Auto fahren. Einem Automobilklub hat er nie vorgestanden. Eine echte Chance, den Fia-Thron zu erklimmen, wurde ihm deshalb nicht prophezeit. Als er seine Kandidatur bekanntgab, galt er als Zählkandidat. Inzwischen aber hat sich die Stimmung gedreht, was vor allem am Amtsinhaber liegt.

Max Mosley steht der Fia seit Anfang der neunziger Jahre vor. Er führte ein hartes Regime. Obwohl er immer wieder im Mittelpunkt von Kontroversen stand und es zuließ, dass die Vermarktungsrechte für die Formel 1 für hundert Jahre für einen lächerlich geringen Betrag an seinen Freund Bernie Ecclestone gingen, wurde er nicht abgewählt. Er geht freiwillig. Zum Abschied wünschte Mosley sich noch, seinen Nachfolger bestimmen zu dürfen: Nur Todt käme für das Amt in Frage, teilte er mit. Ein wenig Hilfe ließ er dem Auserwählten auch noch zukommen: Fia-Mediendirektor Richard Woods gab seinen Job auf und heuerte als Berater bei Todt an. Was als Unterstützung gedacht war, entpuppt sich nun allerdings als Nachteil: Todt wird lediglich als neuer Mosley wahrgenommen, Vatanen hat leichtes Spiel, sich als Erneuerer darzustellen.

Große Verbände, kleine Verbände, egal

Unterstützt wird er dabei vom ADAC. Dessen Sportpräsident Hermann Tomczyk sitzt als Vizepräsident Sport in Vatanens Schattenkabinett, ADAC-Chef Peter Meyer würde bei einem Triumph des Finnen Vizepräsident für Mobilität und Tourismus. Gewinnt Todt, freut das nicht nur Michael Schumacher, sondern auch Rudolf Graf von der Schulenburg. Dem Präsidenten des Automobilclubs von Deutschland hat Todt einen Sitz im Fia-Senat versprochen. Dass das Land der Dichter und Lenker auch künftig eine maßgebliche Rolle spielt, ist also gesichert. Maßgeblichen Einfluss auf den Ausgang der Wahl haben die großen Verbände dagegen nicht. Wie viele Mitglieder ein Gesandter repräsentiert, hat keinen Einfluss auf die Stimmenzahl. Das Votum des Automobilklubs von Andorra, der keine 7000 Mitglieder hat, zählt in Paris genauso viel wie das des amerikanischen AAA, der mehr als 45 Millionen Autofahrer repräsentiert.

© SZ vom 16.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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