Formel 1:Hülkenberg erhält Strafe für zu langsames Fahren

Rennrichter ahnden kurioses Manöver des Force-India-Piloten, Lewis Hamilton bezahlt mehrere Rechnungen, Sebastian Vettel schimpft, dass sich "Leute individuell die Taschen voll machen". Die Zylinderköpfe der Formel 1.

Von Elmar Brümmer, Shanghai

Fernando Alonso

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(Foto: dpa)

Selten war der Formel-1-Pilot mit dem ausgeprägtesten Stolz mit einem zwölften Platz so zufrieden wie in Shanghai: In Bahrain hatte Fernando Alonso wegen der Folgen eines spektakulären Unfalls aussetzen müssen. Diesmal schrieb ihn der Rennarzt gesund, trotz der immer noch angeknacksten Rippen. Der enge Gurt und die Fliehkräfte müssen die 56 Runden zur Tortur gemacht haben. Aber der McLaren-Pilot hielt durch, verzichtete auch auf die zuvor angekündigten Schmerzmittel. Bloß nicht den Hauch eines Dopingverdachts! Für gewöhnlich reicht auch das Adrenalin, dass der 34-Jährige hinter dem Lenkrad freisetzt. Und Kommentare, dass sein Stern im Sinken und der belgische Ersatzmann Stoffel Vandoorne die Zukunft des britischen Teams sei, taten ein Übriges. Bis zum russischen Grand Prix will er jetzt extra Trainingseinheiten einlegen.

Daniel Ricciardo

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(Foto: Getty Images)

Der Dauerlächler ist zurück, sein zweiter Startplatz und zwei Runden an der Spitze des Großen Preises von China waren Balsam auf die Wunden der völlig verkorksten vergangenen Saison. Der RB 12 von Red Bull ist aerodynamisch schon ein Spitzenauto, das Renault-Leihaggregat im Heck holt auch auf - so macht es dem Australier wieder Spaß, obwohl er wegen eines Reifenplatzers am Ende als Vierter knapp am Podium vorbeischrammte. "Ich hatte natürlich gedacht, dass ich Champagner spritzen könnte am Ende. Doch dann kam der Schlag in die Magengrube. Aber andererseits lächelt ein Teil von mir trotzdem. Denn ich weiß, dass es in diesem Jahr noch einige Male möglich sein wird, aufs Podium zu kommen." Dahinter steckt wohl mehr als Zweckoptimismus - Red Bull Racing rüstet sich dafür, Mercedes und Ferrari zu ärgern.

Nico Rosberg

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(Foto: REUTERS)

Rein statistisch gesehen ist Nico Rosberg nach seinem zweiten Sieg-Hattrick in Folge schon Weltmeister: Denn jeder Formel-1-Fahrer, der die ersten drei Rennen einer Saison für sich entschied, gewann später auch den WM-Titel - zuletzt Michael Schumacher im Jahr 2004. Die 37 Sekunden Vorsprung am Ende in China, die Gratulation seines Renningenieurs ("Absolut dominant") und die Lage in der Weltmeisterschaft mit 36 Punkten Vorsprung auf Rang zwei sagen alles über die Form des Wiesbadeners und seines Silberpfeils. Der momentan beste Sonntagsfahrer der Welt beteuert aber tapfer, dass der nächste Angriff von Lewis Hamilton bestimmt komme, und dass der Spaziergang von Shanghai nicht ganz ohne Probleme gewesen wäre: "Ich habe die ganze Zeit Vollgas gegeben, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein."

Lewis Hamilton

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(Foto: AFP)

Als "Windbeutel" hatte Bernie Ecclestone die Rennfahrer nach dem Aufstand der Fahrergewerkschaft GPDA bezeichnet, und dass sie nie ein Essen selbst bezahlen würden. In Shanghai kehrten die Herren Piloten zum Abendessen beim Italiener ein, und Lewis Hamilton notierte später das "Lächerlichste", das er je erlebt hatte: 18 Mann, 18 einzelne Rechnungsbelege. Mit Knickrigkeit hatte das nix zu tun, nur mit Symbolwert. Getwittert wurde das ungewöhnliche Familienbild mit dem Hashtag "Vereinigte Windbeutel". Hamilton schlug nur die technische Verstimmung seines bisher so zuverlässigen Silberpfeils auf den Magen: Erst wurde das Getriebe getauscht, dann der ganze Motor. Vom letzten Startplatz aus wurde er Siebter, trotz eines Unfalls. Die Zeche muss er auch diesmal selbst zahlen: 36 Zähler Rückstand auf den Erzrivalen Rosberg.

Daniiel Kwjat

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(Foto: dpa)

Er ist blass, er ist meist sehr ernst, und er ist eines der größten Talente der Formel 1. Nicht umsonst hat ihn Red Bull für sein A-Team gewählt. Kwjat stieß in der ersten Kurve so frech innen durch, dass Sebastian Vettel seinen Ferrari in den seines Teamkollegen Kimi Räikkönen lenkte. Vettel stellte den 21-Jährigen aus Ufa, den er als "Verrückten" und "Torpedo" bezeichnet hatte, noch vor der Podiumszeremonie zur Rede. Doch der Angreifer blieb so cool wie im Auto als Vettel auf ihn losging: "Mann, was willst du denn? Wir stehen beide hier oben, ist doch alles gut." Es folgte noch eine etwas sachlichere Analyse: "Solche Manöver bringen einen auf das Podium. Zumindest für mich war es entscheidend, dass ich das Risiko eingegangen bin. Es hat sich ausgezahlt. Wer weiß, wo ich sonst gelandet wäre."

Sebastian Vettel

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(Foto: dpa)

Am 13. Doppelerfolg deutscher Fahrer in der Formel 1 beteiligt gewesen, den "Albtraum" des Crashs mit Kimi Räikkönen erlebt - der Ferrari-Pilot aus Heppenheim war nach dem Rennen immer noch aufgewühlt. Und profilierte sich einmal mehr als Systemkritiker: "Wer am Sonntag Formel 1 geguckt hat, der soll das unbedingt weitersagen. Es war viel mehr los als sonst im Rennen. Es hat zuletzt zu viel negative Stimmung geherrscht. Dabei sollte immer zählen, was auf der Strecke passiert. Das ganze Gelaber macht es nicht besser. Rennfahren sollte im Vordergrund stehen, auch was die Zukunft unseres Sports angeht. Ich glaube, wenn weniger darauf geschaut wird, dass sich viele Leute individuell die Taschen voll machen, kommt am Ende auch etwas Besseres dabei raus. Das klingt jetzt hart, ist aber so."

Nico Hülkenberg

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(Foto: Getty Images)

Platz 15 auf dem Shanghai International Circuit ist nicht unbedingt die Eintrittskarte in diese Rubrik. Aber der Force-India-Pilot hat sich qualifiziert, weil er eine der ungewöhnlichsten Strafen der Formel 1 kassiert hat: für zu langsames Fahren - und zwar in der Einfahrt zur Boxengasse. Erst im letzten Moment bremsen die Piloten auf 80 km/h ab, doch der Emmericher war schon viel früher langsamer, weil vor ihm noch sein Kollege Sergio Perez zum Reifenwechsel vor der Garage stand. Sebastian Vettel schoss von hinten heran und überholte in einem spektakulären Manöver zwei andere Rennwagen, die von Hülkenberg aufgehalten worden waren. "Hulk" bekam dafür fünf Strafsekunden und zwei Strafpunkte aufgebrummt. In der Formel 1 gibt es ähnlich wie im Straßenverkehr Punkte. Wer zwölf Punkte sammelt, wird für ein Rennen gesperrt.

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