FC Schalke 04 - VfB Stuttgart (18 Uhr):Neue, alte Identität

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Domenico Tedesco (l.) und Hannes Wolf. (Foto: imago/Avanti)

Zwei der jüngsten Liga-Trainer treffen aufeinander. Die Wege von Hannes Wolf und seines Schalker Pendants Domenico Tedesco haben sich schon gekreuzt - und noch hat der Stuttgarter kein Gegentor hinnehmen müssen.

Von Maximilian Länge, Stuttgart/München

Wenn am Sonntag um 18 Uhr der FC Schalke 04 den VfB Stuttgart empfängt, dann ist der Gastgeber dem Aufsteiger auf dem Papier in allen Kategorien überlegen. Oder: in fast allen. In den direkten Aufeinandertreffen der zwei Trainer, Domenico Tedesco auf Schalker Seite und Hannes Wolf auf Stuttgarter Seite, liegt der Gästecoach vorne. 2015 besiegte Wolfs Dortmunder Nachwuchs Tedescos VfB-Jugend im Finale der deutschen U17-Meisterschaft mit 4:0. In der vergangenen Saison gewann der Stuttgarter Trainer das Zweitligaduell in Aue mit 3:0. Wolf, 36, und Tedesco, 31, sind sich schon ein paar Mal begegnet im Fußball. Sie trainierten zur gleichen Zeit Nachwuchsmannschaften von Bundesligisten, machten gemeinsam die Trainerausbildung beim DFB und coachten dann wiederum zeitgleich Zweitligisten - nur in der höchsten deutschen Spielklasse sind sie bislang noch nicht aufeinandergetroffen.

Die zwei Senkrechtstarter unter den Trainern haben nicht nur einen ähnlichen Lebenslauf, sie haben in den vergangenen Wochen auch ähnliche Aussagen zu ihren Spielerkadern gemacht. Tedesco beklagt, dass er auf Schalke nur 23 Mann zur Verfügung hat, den kleinsten Kader der Liga - nachdem er allerdings mehrere Spieler in die Flucht geschlagen hat. Zuletzt sahen Benedikt Höwedes und Johannes Geis unter dem neuen Trainer keine Zukunft mehr für sich. Wolf wünschte sich erfahrene Spieler als Stützen seiner jungen Wilden, um das Ziel Klassenerhalt zu erreichen - und wurde vom neuen Sportvorstand Michael Reschke gehört.

"Ein absoluter Vollidiot, der sich nicht auskennt"

Beim VfB Stuttgart haben lediglich fünf der 18 Spieler, die mit nach Gelsenkirchen fahren, nennenswerte Erstliga-Erfahrung. Die wieder einmal Verletzten Holger Badstuber und Daniel Ginczek sind da bereits ausgenommen. Ein dritter Dauerverletzter in Person von Erik Durm wäre nicht vertretbar gewesen, der Transfer platzte wegen ärztlicher Bedenken nach dem Medizincheck. So wurde es am Ende Rückkehrer Andreas Beck und (der ehemalige Schalker) Dennis Aogo, die zwar die geballte Erfahrung von 458 Bundesligaspielen mitbringen, im Alter von 30 Jahren den Zenit ihrer Leistungsfähigkeit schon überschritten haben dürften. Eine Kritik, die Reschke unter der Woche empört zurückwies. Wer behaupte, die Schwaben hätten sich an der "Resterampe" bedient, sei "ein absoluter Vollidiot, der sich nicht auskennt", sagte er der Sport-Bild.

Sind die beiden ehemaligen Nationalspieler gesund und in Form, können sie zu Führungsspielern des drittjüngsten Bundesligakaders werden, die beim Erreichen des kurzfristigen Ziels Klassenerhalt helfen. Reschke will mit seinen Verpflichtungen aber keinesfalls die Arbeit von Vorgänger Jan Schindelmeiser rückgängig machen. Auf lange Sicht, das weiß auch der neue Vorstand, muss der VfB zurück zu seiner Identität als Verein starker Nachwuchsspieler finden, um sich in der ersten Liga zu etablieren.

Auf Schalke lautet die Zielsetzung Champions League, der Sieg gegen den Aufsteiger sollte Pflicht sein. Den stärkeren, bundesligareiferen Kader hat fraglos Domenico Tedesco zur Verfügung. Und er hat am Sonntag die Statistik auf seiner Seite. Gegen kein anderes Team feierte Schalke so viele Heimsiege wie gegen Stuttgart (29). Auch die Anzahl der Heimtore gegen den VfB (87) ist eine Klub-Bestmarke. Ob das wohl reicht, um die Bilanz aus den bisherigen Aufeinandertreffen mit Hannes Wolf aufzuhübschen?

© SZ vom 10.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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