1. FC Nürnberg:Ein Trio tritt wieder an

Lesezeit: 2 min

Die Mitglieder­versammlung des Fußball-Zweitligisten wählt am Sonntag drei Aufsichtsräte neu - Thomas Grethlein, Stefan Müller und Günther Koch stellen sich erneut, ein früherer AZ-Chefredakteur fordert sie heraus.

Von Markus Schäflein

Wenn der Fußball-Zweitligist 1. FC Nürnberg in der örtlichen Meistersingerhalle an diesem Sonntag ab 14 Uhr seine Mitgliederversammlung abhält, werden sich fünf Kandidaten um drei turnusmäßig frei werdende Plätze im Aufsichtsrat bewerben. So wenig Interesse an einem Amt beim 1. FCN gab es seit Menschengedenken nicht mehr, oft traten gefühlt hundert Kandidaten mit teilweise innovativen Vorschlägen an ("Wenn ich gewählt werde, tue ich mein Bestes, um dem Club so wenig wie möglich zu schaden"), die am Ende dann doch nicht gewählt wurden. Diesmal wird die Vorstellungsrunde, nachdem relative Ruhe am Valznerweiher eingekehrt ist und sich auch die finanzielle Lage etwas entspannend hat, kompakter als gewohnt - und dennoch wird sie ein bisschen spannend.

Satzungsändernder Antrag kann Ausgliederung erschweren

Dass der Aufsichtsrats-Vorsitzende Thomas Grethlein wiedergewählt wird, gilt als sicher. Doch in Unternehmer Stefan Müller und dem früheren Radioreporter Günther Koch müssen zwei weitere Mitglieder des Gremiums im Amt bestätigt werden. Grethlein lobte zwar seine bisherigen Kollegen: "In allen Auseinandersetzungen gibt es einen großen Teamspirit, alle sind sehr engagiert", sagte er der Nürnberger Zeitung. "Ich finde, wir sind eine ganz gute und repräsentative Mischung." Doch von den Neulingen, dem Buchautor und früheren AZ-Chefredakteur Andreas Hock sowie dem Personalberater Erwin E. Schwab, werden zumindest Hock Chancen eingeräumt. Zumal er sich in seinem Wahlprogramm als Fanvertreter positioniert hat - und damit bei den vereinspolitisch starken Ultras punkten könnte, denen Koch seit Langem ein Dorn im Auge ist. Er wolle "den Dialog mit uns Fans" voranbringen, erklärte Hock, "weil die Kommunikation zwischen Verein und Fans in den vergangenen Jahren nicht immer optimal war. Viele Themen, die uns Anhänger und Mitglieder beschäftigt haben, wurden nicht oder nur unzureichend erklärt."

Damit dürfte auch die Ausgliederung des Profifußballs in eine Kapitalgesellschaft gemeint sein, die bei den Ultras auf Widerstand stößt. Finanzvorstand Michael Meeske hat sie nach einer Serie von Diskussionen und Arbeitsgruppen vorerst auf Eis gelegt, hält sie aber weiter für dringend nötig. Sie wird für Gesprächsbedarf auf der Versammlung sorgen.

Aus den Reihen der Ultras kommt auch ein überaus spannender Satzungsänderungsantrag. Von den neun Mitgliedern des Aufsichtsrats, heißt es in dem Antrag von Christian Mössner, sollen künftig nur noch sechs durch die Mitgliederversammlung gewählt und drei "durch die gewählten Mitglieder des Aufsichtsrats durch Beschluss ernannt (kooptierte Aufsichtsratsmitglieder) werden". Mindestens eines jener kooptierten Mitglieder soll laut dem Antrag künftig aus dem Fanbeirat oder einem vergleichbaren "Vereinsausschuss, der zum Abbilden von Fanbelangen eingesetzt ist", kommen. Bereits ein Platz im Aufsichtsrat reicht in bestimmten Fragen, etwa für schnelle Entscheidungen im Umlaufverfahren, für eine Sperrminorität - die Satzungsänderung könnte daher potenzielle Investoren durchaus abschrecken und somit die von Meeske geplante Ausgliederung erschweren. Eine Zwei-Drittel-Mehrheit ist nötig.

© SZ vom 07.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: