FC Chelsea in München:Kräfte bündeln für das mögliche Abschiedsspiel

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Vor dem Champions-League-Finale macht sich beim FC Chelsea latente Abschiedsstimmung breit. Der 34-jährige Stürmer Drogba hat noch kein neues Angebot und Interimscoach Di Matteo weiß von der Sehnsucht des russischen Klubbesitzers Abramowitsch nach großen Namen. Ein Sieg wäre für Drogba die Krönung seiner Karriere, für den Coach möglicherweise der Beginn einer großen.

Andreas Burkert

Ein Hubschrauber der Polizei kreiste Freitagabend über der Arena, auch neben dem Rasen verfolgten Beamte das Abschlusstraining des FC Chelsea. Aber sie haben John Terry dann doch nicht abgeführt; der Kapitän der Londoner ist zwar gesperrt für das Finale am Samstagabend, doch die Teilnahme an der letzten Einheit der Kollegen hat ihm niemand verwehrt. "John ist unser Kapitän, er ist sehr wichtig für uns", sagte Stürmer Didier Drogba. "Wenn wir gewinnen, wird er mit uns feiern."

Der Interimstrainer und sein alternder Stürmer. Roberto Di Matteo und Didier Drogba. (Foto: dpa)

Moralische Unterstützung kann Chelsea nicht schaden, die Abordnung des englischen FA-Cup-Gewinners versprühte nach ihrer Ankunft in München nicht unbedingt grenzenlose Entschlossenheit. Oder war es die List des Understatements? Wie auch immer, Abschiedsstimmung herrschte vielmehr, als Drogba und auch Interimscoach Roberto Di Matteo auf ihre Optionen für eine Weiterbeschäftigung an der Stamford Bridge angesprochen wurden. Er werde sich die Offerte von Klubbesitzer Roman Abramowitsch schon anhören, sagte der 34-jährige Ivorer. Wenn sie denn käme.

Noch zurückhaltender gab sich der italienische Coach, der von den Begehrlichkeiten des russischen Patrons nach großen Namen weiß. Di Matteo warb sicherheitshalber mal in eigener Sache vor dem Publikum. "Ich bin Italiener, klar", meinte er zu einem Engagement in der Heimat, "aber ich fühle mich auch als Europäer, ich bin da ganz offen." Ob denn ein Sieg Abramowitsch zur Verlängerung mit dem Coach bewegen könnte, wurde Lampard noch gefragt. Er lächelte verlegen, "die Leute meinen, wir können den Besitzer anrufen und ihm Empfehlungen geben", sagte er. "Aber so läuft das nicht."

Drogba war schon bei der Niederlage gegen ManU dabei

Ein letztes Mal wird also Chelsea in dieser Konstellation die Kräfte bündeln, um einer alternden Generation und vor allem dem Besitzer des Spielzeugs einen Traum zu erfüllen. Der Antrieb sei enorm, versichert das Energiebündel Drogba. "Denn wir hatten eine schwierige Saison, aber wenn wir gewinnen, werden die Leute sagen, dass sie fantastisch war." Drogba war, wie die halbe Belegschaft des aktuellen Stammpersonals, schon vor vier Jahren beim Finale in Moskau gegen Manchester United (5:6 im Elfmeterschießen) dabei. "Es ist großartig, dass wir es wieder bis hierhin geschafft haben", sagt Frank Lampard, 33. Dass die Bayern auf eigenem Terrain antreten, sieht er als kleinen Vorteil. "Die Atmosphäre ist fantastisch, das haben wir schon auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel gemerkt." Drogba hingegen verwies auf das Halbfinale: "Barcelona war doch auch eine große Herausforderung."

Personell dürfte es bei Chelsea keine Überraschungen geben. Die beiden lange verletzten Innenverteidiger Cahill und Luiz hätten diese Woche problemlos mitgearbeitet, meldete Di Matteo; sie ersetzen Terry und Ivanovic (auch Ramires und Raul Meireles sind gesperrt). Dafür trainierte der französische Nationalspieler Malouda am Freitag nach seiner Oberschenkelverletzung wieder mit.

© SZ vom 19.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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