FC Bayern:Toni plus Klose

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Der FC Bayern hat sich mit Nationalstürmer Miroslav Klose über einen Wechsel geeinigt - mit dessen Verein Werder Bremen noch nicht.

Philipp Selldorf und Christof Kneer

Am Samstag hat Uli Hoeneß so angriffslustig ausgesehen wie schon lange nicht mehr. Mit dem Fußballspiel, das er gerade gesehen hatte, konnte das nicht viel zu tun haben, denn in diesem Fußballspiel war der FC Bayern nicht sehr angriffslustig gewesen.

Der FC Bayern hatte ein einziges Tor geschossen gegen den HSV, es war ein Tor mit langem Anlauf. Roy Makaay hatte sich versucht (abgeblockt), Hasan Salihamidzic auch (abgeblockt), und den Abpraller vom Abpraller hatte am Ende Claudio Pizarro verwandelt, ein hochbegabter Stürmer, dessen Talent aber auch darin besteht, seine Veranlagung ganz gut zu verbergen.

Aber die allgemeine Sturmflaute hat der persönlichen Angriffslust von Uli Hoeneß nicht viel anhaben können. Möglicherweise hat der Manager vor seinem geistigen Auge schon jene Spieler stürmen sehen, die in der kommenden Saison das Trikot das FC Bayern tragen sollen: Luca Toni, 29, Weltmeister vom AC Florenz, dessen Verpflichtung trotz der Dementis seines Agenten Tullio Tinti fest verabredet ist - und Miroslav Klose, 28, Mittelstürmer von Werder Bremen.

Beim FC Bayern schweigen sie weiter eisern zu Personalien aller Art, und in Bremen lässt sich weiterhin nur die offizielle Sprachregelung erfahren, wonach der Klub den Stürmer Klose keinesfalls innerhalb Deutschlands weiterzureichen gedenkt. Im Stillen planen die Bayern aber bereits mit dem deutschen Nationalstürmer: Wie die Süddeutsche Zeitung aus sicherer Quelle erfuhr, hat sich der FC Bayern mit Klose bereits auf einen Transfer verständigt.

Gegengeschäft mit Pizarro?

Nach SZ-Informationen ist sich der Klub mit dem Spieler und dessen Berater Alexander Schütt über einen Wechsel im Sommer 2007 einig. Zwischen Bayern und Bremen gibt es indessen noch keine Einigung über die Modalitäten eines Transfers. In München existieren aber offenbar konkrete Pläne, wie den Bremern ein Transfer schmackhaft gemacht werden könnte.

So könnte ein Kombinationsgeschäft mit Claudio Pizarro zur Verhandlungsmasse gehören - wie schon 2005 erprobt, als die Münchner den Hanseaten den Verteidiger Valérien Ismaël abspenstig machten, worauf aber im Gegenzug der Münchner Torsten Frings an die Weser wechselte.

Zwar hieß es in Bremen damals, man mache nur getrennte Transfers - in der Branche aber gilt es als offenes Geheimnis, dass die Personalien Ismaël und Frings miteinander verrechnet wurden. Ähnlich könnte es auch diesmal kommen: Wie Frings könnte nun auch Pizarro zurückkehren zu jenem Klub, der ihn einst entwickelte und groß machte.

Schwierige Ausrüsterfrage

Dem Vernehmen nach sollen die Bayern bereits zwei verschiedene Vertragsentwürfe mit Klose vorbereitet haben: einen, der einen Wechsel im Sommer 2007 vorsieht - und einen, der Klose erst im Sommer 2008 zum Spieler des FC Bayern macht. Auch dies ein Winkelzug, der den Bremer Widerstand brechen soll; im Sommer 2008 wäre der Stürmer ablösefrei, was die Werder-Verantwortlichen überzeugen könnte, den Spieler gleich abzugeben - für gutes Geld und, möglicherweise, für ein Gegengeschäft mit Pizarro.

Die Ausrüsterfrage gilt noch als größtes zu überwindendes Hindernis in diesem Transferdeal, aber auch da haben die Bayern die Aufgaben innerbetrieblich offenbar schon verteilt. So soll Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge den Vorstandschef von adidas, Herbert Hainer, überzeugen, den mit einem Nike-Vertrag ausgestatteten Klose beim adidas-Klub FC Bayern zu akzeptieren. Die Fronten zwischen adidas und Nike gelten seit dem Streit um die Ausstattung der deutschen Nationalelf als extrem verhärtet, aber beim FC Bayern setzen sie darauf, dass dem Bayern-Aufsichtsrat Hainer eine Stärkung der in drei Streifen spielenden Mannschaft am Herzen liegt.

Noch existiert dieser neue FC Bayern nur als Drohung von Uli Hoeneß, aber nach der Einigung mit dem zweiten Mittelstürmer lässt sich langsam das Koordinatensystem der geplanten neuen Mannschaft erkennen. Auch mit Luca Toni ist ja - wie berichtet - bereits eine Übereinkunft erzielt worden, die Dementis seines Beraters sollen wohl nur dazu dienen, in Florenz keine Unruhe aufkommen zu lassen.

Toni ist Hitzfelds Wunschspieler, er steht in der Zugangs-Wunschliste auf Platz eins, und offenbar waren die Bayern von Beginn an finster entschlossen, konkurrierende Bewerber einfach zu überbieten. Ein stürmischer, kopfballstarker FC Bayern soll das also werden, flankierend gibt es deshalb den klaren Plan, die Flanken zu stärken. Die eher berüchtigte als berühmte Willy-Sagnol-Halbfeldflanke braucht als Stilmittel dringend Konkurrenz, weshalb auch die bislang feststehenden Neuen brauchbare (Hamit Altintop), gute (Jan Schlaudraff) oder gar sehr gute (José Ernesto Sosa) Flankenschützen sind.

Drei weitere Zugänge geplant

Mit diesen dreien und den fix eingeplanten Toni und Klose wäre der FC Bayern bei fünf Zugängen angelangt, nach derzeitiger Planung sollen aber noch drei weitere Profis zum Kader stoßen - ein linker Außenbahnspieler (Flanke!), ein Innenverteidiger und ein Mittelfeldspieler, wobei eher kein hochkarätiger Spielmacher kommen wird.

Starke Flügel und ein starkes defensives Mittelfeld, so soll die neue Elf funktionieren, und dem Vernehmen nach haben die Bayern auch den Kampf um den Verbleib des massiv von Manchester United umworbenen Owen Hargreaves keineswegs aufgegeben. Für die linke Bahn gilt der Gladbacher Marcell Jansen als Favorit, auch der ehemalige Münchner Zé Roberto bleibt ein Kandidat, während der Chelsea-verwöhnte Arjen Robben im Unterhalt zu teuer sein dürfte. Aber zur Not könnte ja auch noch Miroslav Klose auf Luca Toni flanken.

© SZ vom 02.05.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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