FC Bayern München:Louis, guck mal

Beim 3:0 gegen Leverkusen stellen sich viele Bayern-Spieler schon mal auf einen möglichen niederländischen Trainer ein - und geben sich ziemlich niederländisch. Die Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

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Lange hieß es, Louis van Gaal würde beim Spiel des FC Bayern gegen Leverkusen auf der Tribüne sitzen. Doch auch wenn der Niederländer die Partie nur am Fernsehen verfolgt haben sollte, hatten die Spieler eine gute Möglichkeit, sich dem möglichen Trainer zu präsentieren. Die Bayern in der Einzelkritik.Jörg Butt:Ist grundsätzlich kein Spieler für einen niederländischen Trainer, weil er zum einen kein Außenstürmer ist und zum anderen Elfmeter schießen kann. Nach einer Flanke mit einer kleinen Unsicherheit, ansonsten jedoch kaum beschäftigt. Schaffte es durch diverse Aufwärmübungen und gekonnte Ballhol-Aktionen in der zweiten Halbzeit, mehr Meter zurückzulegen als Feldspieler José Ernesto Sosa. Aber er hat ja auch 13 Mal so viele Bundesliga-Tore erzielt wie der Argentinier (siehe Sosa).Foto: dpa

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Lucio: Als Jupp Heynckes nach Altintops Zerrung beim Aufwärmen gefragt hat, wer denn rechter Außenverteidiger spielen könnte, hat sich der Brasilianer wohl am schnellsten gemeldet - weil er dann auch offensiv agieren durfte und nach diesen Aktionen nicht wie gewöhnlich im Sprint nach hinten eilen musste. Schlug in den ersten 15 Minuten mehr gefährliche Flanken als Christian Lell und Massimo Oddo gewöhnlich gemeinsam in einem Spiel - nämlich zwei. Hätte nach einem Eckball beinahe das 2:0 erzielt, scheiterte jedoch an Adler und ärgerte sich danach so, wie sich gewöhnlich nur Luca Toni ärgern kann. Spielte in der zweiten Halbzeit so, dass er in der kommenden Saison auch als Außenstürmer einsetzbar ist und sich ernsthafte Hoffnungen auf den Spitznamen "Flankinho" machen darf.Foto: dpa

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Daniel van Buyten:Untermauerte nach 32 Minuten, warum ihm nicht wenige Menschen mangelnde Fähigkeiten beim Spielaufbau vorwerfen: Musste sich bei einem Konter entscheiden, ob er Ribéry oder Toni steil schicken sollte. Entschied sich für die Sprinterqualitäten von Toni (siehe Toni) und gegen Ribéry, was der Italiener mit einem Kopfschütteln und der Franzose mit einer wüsten Schimpftirade kommentierten. Wurde von Klinsmann wohl deshalb kaum berücksichtigt, weil ihm der Belgier mit einer Gewissheit von 103 Prozent den Spitznamen "Flipper" streitig gemacht hätte. Gewann zwei interne Wettbewerb der Bayern-Spieler: Bei dem einen ging es um die meisten Fehlpässe beim Spielaufbau, bei dem anderen darum, den Mitspielern möglichst viele Bälle in Hüfthöhe zu servieren. Hat das Problem, dass dieses Spiel "Fußball" heißt und nicht "Kopfball", was ihn wohl nicht nur bei niederländischen Trainern ersetzbar macht.Foto: dpa

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Martin Demichelis:Hatte in der ersten Halbzeit zwei Mal Glück, dass Schiedsrichter Thorsten Kienhöfer bei ungestümen Grätschen gegen Patrick Helmes und Renato Augusto nicht auf Elfmeter für Leverkusen entschied. Unterhielt sich auffällig oft mit Mark van Bommel. Das konnte er sich leisten, weil die Lustlosigkeit der Leverkusener Stürmer Stefan Kießling und Patrick Helmes nur von Bayern-Spieler Sosa überboten wurde - und Demichelis ohne das Kaffeekränzchen mit van Bommel wohl langweilig gewesen wäre.Foto: dpa

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Philipp Lahm:Weil er nicht am internen Fehlpass-Wettbewerb des FC Bayern teilnehmen wollte, wurde er von den beleidigten Kollegen nicht angespielt. Erkannte dann, dass der rechte Außenverteiger Lucio hieß und dauernd nach vorne lief - weshalb Lahm kaum die Mittellinie überschritt. Musste ja auch niemanden von seinen Qualitäten überzeugen, weshalb er sich auch in der zweiten Halbzeit darum bemühte, dass seine Mannschaft kein Gegentor kassiert als selbst zu glänzen. Ihm dürfte egal sein, wer in der kommenden Saison Trainer wird - weil er ohnehin nicht zu ersetzen ist.Foto: dpa

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Mark van Bommel:Ist nach intensiven Recherchen von sueddeutsche.de gar kein Niederländer, sondern ein deutscher Verkehrspolizist. Gestikulierte wie immer viel, foulte wie immer viel, schimpfte wie immer viel. Nahm in der ersten Halbzeit an einem internen Spielchen der Bayern-Defensive teil, so vielen Mitspielern wie möglich einen Ball in Hüfthöhe zuzuspielen. Verlor knapp gegen van Buyten. Bemühte sich vor allem in der zweiten Halbzeit, sich als Niederländer zu maskieren und sich gekonnt am Spielaufbau zu beteiligen - das könnte funktioniert haben.Foto: dpa

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José Ernesto Sosa:Auf dem Spielberichtsbogen stand deutlich: "Sosa spielt". Auch Stadionsprecher Stephan Lehman proklamierte: "Sosa spielt". Nach längerem Suchen entdeckte man ihn tatsächlich auf dem Spielfeld - und man konnte sich darauf verlassen, dass er nach zehn Minuten immer noch dort stand, weil der Argentinier nicht spielte, sondern stand. Das erkannte wohl auch Bankdrücker Tim Borowski und sorgte während der Halbzeitpause für mehr gelaufene Meter und interessante Aktionen als Sosa während der 70 Minuten, die er spielen musste.Foto: ddp

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Bastian Schweinsteiger:Wusste oft nicht, wohin er laufen sollte, weil Ribéry schon da war (siehe Ribéry). Suchte sich deshalb Situationen, in denen er unbedrängt vom Franzosen agieren konnte, also Freistöße und Einwürfe. Die dienten allerdings nicht als Bewerbungsunterlagen um einen Posten als Flügelspieler bei einem niederländischen Trainer, sondern als Bitte, Aliaksandr Hleb zum Vorstellungsgespräch einzuladen. Die Redakteure des Duden sollte sich überlegen, in der nächsten Ausgabe Schweinsteiger als Synonym für den Begriff "pomadig" anzugeben. Auf niederländisch heißt das übrigens "slap".Foto: AP

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Franck Ribéry:Hat beim Spiel in Cottbus um das Vertrauen von Louis van Gaal bemüht, indem er ganz niederländisch einen Elfmeter verschoss. Zeigte nun gegen Leverkusen wie so oft, dass ihm eine taktische Ordnung so behagt wie Lucio ein Offensiv-Verbot. Versuchte deshalb, jeden Grashalm im Stadion mindestens einmal zu berühren, wahrscheinlich auch deshalb, weil die Mittelfeldkollegen Sosa und Schweinsteiger wohl mit dem Ziel ins Spiel gingen, nur einen einzigen Grashalm zu berühren.Foto: Reuters

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Luca Toni:Grundsätzlich hat sein Spiel ja etwas Niederländisches, weil van-Nistelrooyeskes: Agiert nicht nur am liebsten, sondern ausschließlich im gegnerischen Strafraum - mit dem Unterschied zum niederländischen Torjäger, dass van Nistelrooy schnell genug gewesen wäre, den Pass von Podolski in der dritten Minute zu verwerten. Zeigte zu Beginn der zweiten Halbzeit seine größte Stärke, als er sich deshalb durchsetzte, weil er den Ball technisch unsauber stoppte, und deshalb ein Tor erzielte, weil er den Ball nicht richtig traf. Hätte später das 3:0 erzielen müssen, traf jedoch den Ball richtig und schoss drei Meter am Tor vorbei.Foto: Reuters

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Lukas Podolski:Es wäre zwar ein Skandal, doch es gibt immer mehr Anzeichen für einen dreisten Trick von Lukas Podolski: Er hat in den vergangenen zwei Jahren einfach seinen Zwillingsbruder beim FC Bayern kicken lassen, während er in der Villa von Jupp Heynckes am Niederrhein Urlaub gemacht hat. Auf Zureden von Heynckes kam er dann doch selbst nach München - und spielt seitdem, wie man es von ihm erwartet: beweglich, schussstark, torgefährlich. Bereitete zwei Treffer des FC Bayern mit feinen Zuspielen auf Toni und Ribéry vor und erzielte ein Tor selbst. Nur sein Zwillingsbruder war nirgends im Stadion zu sehen.Foto: ddp

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Zé Roberto: (im Bild, links) Kam nach 70 Minuten für Sosa und hatte schon nach drei Minuten mehr gelungene Aktionen als der Argentinier. Wollte danach noch René Adler austanzen, doch der Leverkusener Torhüter hatte keine Lust, sich demütigen zu lassen.Miroslav Klose: Wurde nach seiner langwierigen Verletzung in der 86. Minute eingewechselt - was die Fans fast so laut feierten wie die drei Bayern-Tore. Hätte beinahe ein Tor erzielt, was die Fans wohl lauter gefeiert hätten als alle drei Tore zusammen.Andreas Ottl: Wurde von Stephan Lehman als "gebürtiger Münchner" angekündigt - das dürfte wohl auch eine der wenigen Qualitäten sein, die den neuen Trainer dazu bewegen könnten, auch in der kommenden Saison auf ihn zu bauen. Dann kommt mit Anatolij Timoschtschuk noch ein Konkurrent auf seiner Position.

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