FC Bayern:Luft nach oben

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Luca Toni kehrt in Schalke nach längerer Abwesenheit erfolgreich in den Bayern-Sturm zurück. Und bringt noch gute Laune mit.

Andreas Burkert

Er lächelte hinterher fast nur noch. Wie auch schon während des Spiels, weil ihm der Schiedsrichter seine bisweilen albernen Schauspielereien nicht mehr mit einem Freistoßpfiff honorieren mochte. Vermutlich lachte er in diesem Moment über sich selbst und seine ungelenken Einlagen. Oder später bei seiner Auswechslung, rund 20 Minuten vor dem Abpfiff: Bei seinem lässigen Ausmarsch richtet er seinen Scheitel und lacht; vermutlich, weil ihn dort draußen eine blonde Frau empfängt, Bibiana Steinhaus, die Offizielle an der Seitenlinie.

Luca Toni traf bei seinem Comeback gegen Schalke. (Foto: Foto: Reuters)

Und schließlich kurz vorm Ende, das er nicht in der Kabine erlebt, sondern als flamboyanter Antreiber der Kollegen auf der Münchner Bank. Noch bevor alles vorbei ist für die Schalker, dreht er sich um zu den grüßenden Zuschauern hinter der Bayern-Bank, er winkt und wirft dann sein Trikot über die Bande. Es fanden sich am Sonntagabend in Gelsenkirchen auch unter den glücklich siegreichen Münchnern nur wenige Menschen, die bessere Laune hatten als Luca Toni.

Denn er schraubt jetzt also wieder am Ohr, und das ist wohl neben dem unaufhaltsamen Aufstieg in der Tabelle die vielleicht wertvollste Erkenntnis der Bayern. Manager Uli Hoeneß sprach sie aus, als er sagte: "Luca ist dazu da, um Tore zu machen." Keineswegs brillant hatte Toni gespielt unter den Schmährufen, mit welchen ihn der einfallsloseste Teil des Publikums bisweilen bedachte. Doch an den an vier Fingern abzuzählenden Offensivszenen der Münchner, an die man sich eine Minute nach dem Abpfiff noch erinnerte, ist der Stürmerschlacks eben beteiligt gewesen.

An den beiden Treffern natürlich: Mit einer direkten Ablage auf einen nachrückenden Nebenmann hatte er jeweils die einträglichsten Angriffe eingeleitet. Vor dem 1:0 schob er den Ball umgehend zu van Bommel weiter - dessen Rückgabe schoss Toni selbst mit List zur frühen Führung über die Linie. Es war Tonis erstes Tor nach acht ereignislosen Pflichtspielen. Und vor Ribérys 2:1 hatte er auf Klose abgelegt, dessen Antritt dem famosen Zusammenspiel des Franzosen mit Zé Roberto vorausging. "Man muss in so einem Spiel sehr entschieden sein", sagte Toni anschließend, selbstverständlich lächelte er dabei, wenn auch nur ein wenig. "Das war heute ein sehr wichtiges Spiel für uns, denn jetzt sind wir nur noch einen Punkt hinter der Tabellenspitze."

Für den Rest der Republik ist das keine gute Nachricht, wenn Toni und mit ihm die Bayern nun doch wieder zu ihrer besseren Form finden sollten - und so lange unspektakulär gewinnen. "Er hat sich unheimlich aufgerieben, auch wenn das nicht sein Spiel war, und dass er nach seiner Pause hinterher mit den Kräften am Ende war, ist doch klar", lobte Hoeneß seinen Mittelstürmer. Eine Rippenverletzung hatte den italienischen Nationalspieler sogar um das heiß ersehnte Wiedersehen mit seinen alten Freunden vom AC Florenz (1:1) gebracht. Doch am Freitag meldete sich Toni zurück im Training und bescherte den Bayern trotz der nicht sehr häufig vorgetragenen Gegenstöße eine wertvolle Anspielstation.

Allesamt haben sie noch reichlich Luft nach oben, Toni und fast alle anderen Bayern. Dass sie trotzdem recht weit oben in der Tabelle stehen, veranlasste die Münchner in Schalke schon wieder zu sehr forschen Tönen. Für die ist naturgemäß der Manager zuständig, "die anderen spüren den heißen Atem des FC Bayern, und manch einer kommt damit nicht zurecht", meldete Hoeneß - mit einem Gruß nach Leverkusen und Hoffenheim. Die Herbstmeisterschaft sei ihm gar nicht so wichtig, behauptete er außerdem, "das war doch nur so ein Spruch". Doch wenn der FC Bayern demnächst doch die Spitze übernähme, "dann können Sie sich sicher sein, dass wir die so schnell nicht wieder hergeben".

Als Hoeneß das alles erzählte, kam in seinem Rücken Signor Toni vorbei, "hey, da Manager is heute glucklich", rief er. Und das stimmte wohl, denn Hoeneß sagte: "Das war ein wunderbares Wochenende, angefangen mit der Jahreshauptversammlung bis zu diesem Spieltag - viel schöner geht es nicht."

© SZ vom 10.11.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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