FC Bayern:Karriere im Zeitraffer

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Hat jetzt noch mehr Einfluss im Verein: Heiko Vogel, unter anderem U23-Trainer des FC Bayern. (Foto: Claus Schunk)

Der Klub besetzt die offenen Stellen im Junior Team mit zwei internen Lösungen: mit Peter Wenninger und Timon Pauls.

Von Christoph Leischwitz

In Zeiten der "Internationalisierungsstrategie", wie Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge es ja selbst nennt, fallen manche Entscheidungen in der Geschäftsstelle des FC Bayern dann doch noch eher aufgrund ihrer Bodenständigkeit auf. Als vor knapp zwei Wochen bekannt wurde, dass Michael Tarnat und Jürgen Jung die Nachwuchsabteilung des FC Bayern verlassen, waren zunächst keine Nachfolger präsentiert worden - dafür war die Entscheidung womöglich zu schnell an die Öffentlichkeit gedrungen. Doch von Anfang an war klar, dass keine renommierten Scouts oder Nachwuchsleiter abgeworben werden sollten, sondern dass man vielmehr eine hausinterne Lösung anstrebt. Diese waren dann auch sehr schnell gefunden, am Freitag hat sie der FC Bayern präsentiert: Peter Wenninger wird Nachfolger von Michael Tarnat als sportlicher Leiter im jüngeren Nachwuchsbereich, Timon Pauls wird Nachfolger von Jürgen Jung als Nachwuchs-Chefscout. "Wir haben wichtige Weichen für eine hervorragende Zusammenarbeit gestellt und die Positionen kompetent besetzt." So wird Abteilungsleiter Wolfgang Dremmler in der Pressemitteilung zitiert. In diesem Fall dürfte die "hervorragende" Zusammenarbeit für die Entscheidung tatsächlich genauso wichtig gewesen sein wie die Kompetenz der Nachfolger.

Die Personalien sind nur insofern überraschend, als dass der FC Bayern gerne Mitarbeiter mit bekannten Nachnamen präsentiert. Intern haben sich beide diesen allerdings schon gemacht. Peter Wenninger arbeitet bereits seit mehr als zwölf Jahren für den FC Bayern, er übernimmt nun die sportliche Leitung für die Mannschaften von der U9 bis zur U15. Die U16, bis zuletzt im Kompetenzbereich seines Vorgängers Tarnat, hat nun Heiko Vogel übernommen, der alle Mannschaften bis zur U23 verantwortet.

Wenningers Verpflichtung kommt nicht allzu überraschend, der 40-Jährige hat sich diese Verantwortung über mehrere Jahre hinweg erarbeitet, und er bleibt zugleich Trainer der U15. Dass aber zugleich ein 23-Jähriger Chefscout der Jugendabteilung wird, ist eine durchaus unkonventionelle Entscheidung. Und doch auch eine logische.

Timon Pauls halten sie im Klub für das, wonach er künftig selbst verstärkt suchen soll: für ein hoffnungsvolles Talent. Eine aktive Karriere hatte er schnell für sich ausgeschlossen. Es sei ihm früh klar gewesen, dass es "fußballerisch für mich nicht ganz nach oben reicht", sagt er selbst. Und er habe in etwa zur gleichen Zeit gemerkt, dass ihm das Beobachten von Fußballern ebenfalls großen Spaß macht. So hat er schon eine fast zehnjährige Scouting-Karriere hinter sich. Mit 18 Jahren kam er als Scout zum FC Bayern, und zwar - wie auch schon sein Vorgänger Jürgen Jung - vom TSV 1860 München. Dort hatte er sich als Co-Trainer einen Namen gemacht, an der Säbener Straße wurde er zunächst Scout der U7, nach nur einem halben Jahr aber schon Co-Trainer der U11. Im Nachwuchsbereich hat er, auch dank eines Freiwilligen Sozialen Jahres, das er beim FC Bayern absolvierte, im Zeitraffer mehrere Stationen durchlaufen und kennt die Abläufe in der Geschäftsstelle sehr gut, auch im organisatorischen Bereich. Er hat dabei ausreichend positiv auf sich aufmerksam gemacht. Unter anderem Heiko Vogel oder auch Profi-Co-Trainer Hermann Gerland sollen seine Arbeit besonders schätzen. So konnte er auch recht mühelos die höchsten Entscheidungsträger im Verein überzeugen, dass er diesen Job übernehmen kann. Es ist sogar so, dass er für den Job als Chefscout aus zeitlichen Gründen andere Kompetenzen abgeben muss. So hat er zuletzt auch für die sportliche Leitung der U9 bis U11 gearbeitet - ein Aufgabengebiet, das nun Wenninger von ihm mit übernimmt.

Formal endet Pauls' Aufgabenbereich bei der U15, er ist demnach nicht für Spieler zuständig, die sofort im Lizenzspielerbereich landen sollen. Doch Tipps darf das Scouting-Talent dem Technischen Direktor Michael Reschke natürlich schon geben. Seinen Arbeitsalltag verbringt er unter der Woche vor allem im Büro, er führt Gespräche mit Spielern und deren Eltern, und koordiniert die Arbeit der anderen Scouts. An den Wochenenden ist er dann viel unterwegs, um sich selbst Talente anzusehen und anzuwerben. Ganz nebenbei studiert Pauls auch noch, und der Studiengang macht schon deutlich, welche weiteren Ziele er verfolgt: Er strebt einen Bachelor in Vereins- und Verbandswesen an.

© SZ vom 30.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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