FC Bayern II:Zufrieden für ein paar Sekunden

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Traf für Bayern München II zwar zur Führung, nicht jedoch zum Sieg: Kwasi Okyere Wriedt (Mitte) im Laufduell mit Würzburgs Dave Gnaase. (Foto: Sven Leifer/imago)

Die U23 des FC Bayern München verspielt in Unterzahl gegen die Würzburger Kickers noch den Sieg. Ein größeres Ziel wurde trotzdem erreicht.

Von Christoph Leischwitz

Die perfekte Woche wurde es doch nicht ganz für Joshua Zirkzee. Nach seinen beiden wichtigen Toren für die FC-Bayern-Profis musste - oder durfte - der 18-Jährige am Sonntagnachmittag für die U23 in der dritten Liga gegen die Würzburger Kickers antreten. Dort überließ ihm Routinier Kwasi Wriedt sogar den Platz im Sturmzentrum. Und dann lief Zirkzee in der 28. Minute alleine auf den gegnerischen Torwart zu, er hatte viel Zeit, bremste kurz ab, entschied sich für einen Lupfer - und dann sprang der Ball dem Keeper Eric Verstappen an den Arm. Weil Zirkzee in der Folge weitere Chancen vergab, weil auch die Würzburger bisweilen am gegnerischen Torwart und an der eigenen Schussgenauigkeit verzweifelten, sprang bei letzten Drittliga-Spiel des Jahres 2019 ein durchaus gerechtes 1:1 (0:0) heraus. Das reichte bei beiden Teams aus, um ein positives Fazit der bisherigen Saison zu ziehen - geärgert haben sich beide aber auch ein wenig, dass sie nicht gewonnen hatten.

Die jungen Bayern, seit vier Pflichtspielen ohne Sieg, spielten in der ersten Halbzeit zwar variabel nach vorne, mal mit schnellen Flügelläufen, mal mit langen Bällen durch die Mitte so wie auf Zirkzee in besagter Szene. Und Abwehrspieler Christopher Richards ließ geradezu fahrlässig die Führung liegen, als er freistehend aus fünf Metern daneben köpfelte (20. Minute). Trotzdem hatten die Gäste aus Würzburg zu Beginn deutlich mehr Möglichkeiten. Alleine Fabio Kaufmann kam über die rechte Seite viermal zum Abschluss, scheiterte aber am Außennetz und an Torhüter Christian Früchtl. Der zeigte die beste Parade gegen einen Seitfallzieher von Patrick Sontheimer, den der 19-Jährige gerade noch über die Latte lenkte (28.). "Ich habe gute Chancen, normal lasse ich mir die nicht nehmen, schade", sagte Kaufmann später, der auch insgesamt ein klares "Chancenplus" für seine Mannschaft sah.

Nach der Pause passierte vor dem Bayern-Tor allerdings lange nichts - und das, obwohl Würzburg ab der 40. Minute in Überzahl spielte, sehr zum Ärger von Bayern-Coach Sebastian Hoeneß, der den Platzverweis von Sarpreet Singh nicht nachvollziehen wollte: Der Neuseeländer hatte zwar seinen Gegenspieler Dave Gnaase im Zweikampf von hinten von den Beinen geholt - die Entscheidung, glatt Rot zu zeigen, wirkte trotzdem härter als das Foul selbst. Zumal ein hartes Einsteigen von Gnaase wenige Sekunden zuvor nicht geahndet worden war.

"Die rote Karte hat uns nicht unbedingt gutgetan", analysierte Würzburgs Trainer Michael Schiele. Bei den Bayern entwickelte sich eine "Wagenburg-Mentalität" (Hoeneß), mit der sie den Gegner lange vom eigenen Tor fernhielten. Zugleich erspielten sie sich selbst hochkarätige Chancen: Kwasi Wriedt hätte nach einem sehenswerten Solo über 50 Meter beinahe Zirkzee das 1:0 aufgelegt, doch der Angrefer knallte im Rutschen an den Pfosten, der Ball rollte daneben vorbei (60.). Noch einmal zehn Minuten später klärte Verstappen gegen Zirkzee und Jannik Rochelt erneut mit zwei Glanzparaden, ehe Wriedt mit einem trockenen Schuss ins kurze Eck die umjubelte Führung erzielte (80.). Nur Sekunden später musste sich Hoeneß aber schon wieder ärgern: "Wir haben es eigentlich gut auf den Flügeln verteidigt, aber dann wieder einmal nicht aufgepasst". Würzburgs Außenverteidiger Leroy Kwadwo erzielte nach Flanke von der linken Abwehrseite per Kopf seinen ersten Saisontreffer (82.).

"Es war insgesamt ein Top-Jahr", resümierte Schiele für die Würzburger, die im unteren Liga-Mittelfeld zumindest die U23 der Bayern auf Distanz halten konnten. Die Bayern wiederum finden 23 Punkte und Platz 15 in Ordnung, zumal ein noch größeres Ziel erreicht ist: Mehrere Nachwuchsspieler haben den Anschluss an die Profis geschafft, und Zirkzee spielte trotz seines Bundesliga-Höhenflugs am Sonntag bodenständig und engagiert. Zirkzee, Singh, Oliver Batista Meier und Leon Dajaku werden mit dem Bundesliga-Kader ins Trainingslager nach Katar reisen, Lars Lukas Mai und Christian Früchtl sowieso. Ihrem Trainer Hoeneß jedoch war der Ärger über die verlorenen zwei Punkte noch lange zu merken. Er sei mit den Gedanken schon beim nächsten Spiel, auch wenn dieses erst am 26. Januar stattfindet, denn da sei Torjäger Wriedt dann ja gelbgesperrt. Er werde aber ganz sicher einen Weg finden, so der junge Trainer, um in den kommenden Tagen auch mal runterzukommen.

© SZ vom 23.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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