FC Bayern:Anklage gegen Boateng

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Verteidiger Jérôme Boateng, 31, spielt seit 2011 für Bayern München. Seine ehemalige Lebensgefährtin, mit der er zwei Kinder hat, wirft ihm Körperverletzung vor. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Die Staatsanwaltschaft hat den Bayern-Profi wegen des Verdachts der Körperverletzung an seiner ehemaligen Lebensgefährtin angeklagt.

Von Florian Flade und Benedikt Warmbrunn, München

Die Staatsanwaltschaft München I hat den Fußballspieler Jérôme Boateng, 31, vom FC Bayern wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung an seiner ehemaligen Lebensgefährtin angeklagt. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft der Süddeutschen Zeitung und dem WDR. Demnach ermittelt die Polizei zusätzlich noch in einem zweiten Fall mutmaßlicher körperlicher Gewalt des ehemaligen Nationalspielers gegen seine frühere Partnerin. "Die Staatsanwaltschaft München I hat seit Herbst 2018 ein Verfahren gegen Jérôme Boateng wegen gefährlicher Körperverletzung geführt und nach umfangreichen Ermittlungen am 11. Februar 2019 Anklage zum Amtsgericht München erhoben", teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft auf Anfrage mit. "Überdies ermittelt die Polizei derzeit in einem weiteren Fall des Verdachtes der Körperverletzung zum Nachteil der gleichen Geschädigten."

Die Anklage liegt seit Februar beim Amtsgericht München, wurde aber noch nicht zugelassen. Eine Sprecherin des Amtsgerichts bestätigte auf Anfrage, dass sich der Fall derzeit im so genannten "Zwischenverfahren" befinde. Der zuständige Richter habe weitere Ermittlungen angeordnet und noch nicht über eine Zulassung der Anklage entschieden. Offenbar gibt es in der Sache unterschiedliche Ansichten zwischen Gericht und Anklagebehörde. "Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum das Gericht so lange mit einer Entscheidung über die Anklage wartet", hieß es bei der Staatsanwaltschaft.

Die Anwaltskanzlei, die Boateng vertritt, erklärte, es gehe um einen privaten Sachverhalt, der im Wesentlichen auf unbewiesenen Behauptungen Dritter beruhe. Die Medien sollten sich nicht zum Spielball privater Interessen machen lassen. Jérôme Boateng und seine einstige Lebensgefährtin waren zehn Jahre lang ein Paar und haben zwei gemeinsame Kinder.

Boateng spielt seit 2011 für den FC Bayern, 2013 gewann er mit dem Team die Champions League; er galt damals als einer der besten Innenverteidiger der Welt. 2014 wurde er mit der deutschen Nationalelf in Brasilien Weltmeister. In den folgenden Jahren wurde er einer der prominentesten Köpfe der Mannschaft, der in Berlin aufgewachsene Sohn einer Deutschen und eines Ghanaers galt als ein gelungenes Beispiel für Integration. Höhepunkt war ein Besuch im Kanzleramt 2016, in jenem Jahr wurde Boateng zudem zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt.

Bei seinem Verein wurde er jedoch vor allem von den Bossen immer kritischer gesehen. Präsident Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge warfen ihm einen unprofessionellen Lebenswandel vor, da er Brillenkollektionen entwarf, einem Lifestyle-Magazin seinen Namen gab, zu Fashion-Shows reiste oder im April, nach dem Spitzenspiel in der Liga gegen Dortmund, eine Party in einer Münchner Disco veranstaltete. Boateng selbst ist der Meinung, dass ihn diese Freizeitaktivitäten nicht von seiner Arbeit als Fußballprofi abhalten. Ende Mai empfahl Hoeneß Boateng einen Wechsel, da dieser wie ein "Fremdkörper" wirke. Der Abwehrspieler wollte den Verein ebenfalls unbedingt verlassen, bekam aber lange keine Angebote. Am Wochenende scheiterten dann Verhandlungen mit Juventus Turin. Boatengs Vertrag in München läuft noch bis Sommer 2021.

© SZ vom 04.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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