FC Augsburg:Schlummern und seufzen

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Wenn Augsburg spielt, jubeln seit Monaten fast nur die Gegner: Dong-Won Ji erduldet die schmerzhafte 1:5-Niederlage in Freiburg. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Augsburg rätselt über das heillos konfuse 1:5 in Freiburg.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Was sagt man wohl nach so einer Halbzeit, wenn man beim Stande von 0:3 in elf mutmaßlich recht leere Augenpaare blickt und als Trainer Optimismus vermitteln soll? Augsburgs Coach Manuel Baum hat nach dem Spiel nicht verraten, wie er versucht hat, die sich anbahnende Blamage noch abzuwenden. Es war ja letztlich auch egal. Denn die Worte hatten nur für ein kurzes Aufbäumen und ein mickriges Törchen gereicht. Gegner Freiburg schoss fünf - und zeigte sich dabei eher noch gnädig mit einer heillos konfusen und über weite Strecken sanft entschlummerten Augsburger Mannschaft.

Wie erklärt man so ein Spiel wie dieses 1:5, nach dem der FC Augsburg wieder zu den überaus ernsthaften Kandidaten auf den Abstieg in die zweite Liga zählt? "Ich habe ehrlich gesagt noch keine Antwort parat", sagte Manager Stefan Reuter.

Bis auf ein paar Minuten nach der zweiten Halbzeit, in denen Rani Khedira das 1:3 (52.) schoss, sah die Begegnung folgendermaßen aus: Eine quicklebendige Freiburger Mannschaft traf auf ein Team, dessen Leistung nur mit dem Wort zu umschreiben war, das Kapitän Daniel Baier einfiel: "Desaströs." Torhüter Gregor Kobel sagte: "In der ersten Halbzeit waren wir ein Totalausfall, so kann man in der Bundesliga keine Punkte holen." Und Baum hatte das offenbar ganz ähnlich gesehen, er wirkte auch eine Stunde nach dem Abpfiff fassungslos: "Was wir in der ersten Halbzeit auf den Platz gebracht haben, ist ganz weit weg von dem, wofür wir als FCA stehen."

Was die Ratlosigkeit des Coachs noch vergrößerte, war dabei die Tatsache, dass die gleiche Augsburger Mannschaft ja acht Tage zuvor noch durchaus ehrenhaft mit 2:3 gegen den FC Bayern verloren hatte. "In dem Spiel rennen wir 90 Minuten lang rauf und runter, und hier tun wir das nur 25 Minuten", sagte Baum und seufzte. "Das muss ich erst mal verarbeiten."

Dabei war die Ausgangslage ja klar gewesen, und sie hätte als Eigenmotivation reichen müssen: Augsburg lag vor Anpfiff sechs Punkte hinter dem SC Freiburg und hätte bei einem Sieg durchaus noch Chancen gehabt, wieder etwas näher an die Mittelfeldränge heranzukommen. Doch das ist schwierig bei zwei Abschlüssen in der ersten Halbzeit, die geschätzt acht Meter übers Tor gingen - und einem Abwehrverhalten, das jeder Beschreibung spottete. Beispielhaft war das zu sehen beim frühen Freiburger Führungstor durch Nils Petersen in der neunten Minute, vor dem Khedira einfach über den Ball schlug.

Nach einem feinen Freistoß von Vincenzo Grifo (30.) und einem weiteren Treffer von Petersen (43.) wirkte der Vorsprung für den drückend überlegenen Sportclub beinahe schmal. In der Halbzeit stellte Baum um, nahm Baier raus, stellte Khedira ins Mittelfeld und beorderte Kevin Danso in die Innenverteidigung. Doch nach einer guten Viertelstunde fiel der FCA wieder in sich zusammen. Luca Waldschmidt (64.) und Florian Niederlechner (85.) trafen, kurz vor Schluss sah Verteidiger Reece Oxford nach einem Frustfoul an Janik Haberer noch die rote Karte. Neben dem verletzten Jeffrey Gouweleeuw fällt nun der nächste Abwehrspieler aus.

Die FCA-Fans bauten sich am Zaun zur Gästekurve auf, wo sie die Mannschaft nach dem Schlusspfiff zur Rede stellten. Baier, dessen Mimik die wahre Stimmungslage fast noch besser wiedergab als seine Worte, konnte die Laune der Fans nachvollziehen. "Das Ergebnis spiegelt den Leistungsunterschied zwischen den beiden Mannschaften wieder", fand der Kapitän. "Was will ich da noch groß erzählen? Die Tabelle kann jeder lesen." Angesichts von neun Punkten, die nun zwischen Augsburg und Freiburg liegen, ist zumindest ein Augsburger Konkurrent schon sehr weit enteilt. Und zum Relegationsplatz sind es nur noch zwei Punkte Vorsprung.

Manager Reuter sind übrigens doch noch ein paar Erklärungsansätze eingefallen. "Wir haben verdient verloren. Wir waren in allen Belangen unterlegen. Die Körpersprache und das Auftreten waren richtig schlecht. Wir haben viel zu viele Fehler gemacht", sagte er. "Schon vor dem Spiel hatte man das Gefühl, dass die Mannschaft nicht richtig griffig war. Von Anfang an hatte die Mannschaft nicht die Überzeugung, etwas mitnehmen zu können." Die branchenübliche Konsequenz daraus wollte er aber nicht thematisieren. Ob nun Trainer Baum in Frage stehe? "Nein", sagte Reuter. "Wir müssen uns natürlich Gedanken machen, aber das machen wir gemeinsam."

© SZ vom 25.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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