FC Augsburg:Party auf der Dachterrasse

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Ein Kaltgetränk zum Klassenerhalt: Die Augsburger Florian Niederlechner und Marco Richter feiern nach dem 2:0 gegen Bremen. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Am Ende eines komplizierten Spieljahres gelingt dem FC Augsburg die Rettung - in der kommenden Saison muss sich der Klub personell aber schon wieder neu sortieren.

Von Maik Rosner, Augsburg

Mehrere Stunden nach dem Abpfiff waren die Augsburger immer noch in ihrer Arena, was auch daran lag, dass andere Örtlichkeiten zum Feiern nicht aufgesucht werden durften. Leere Bierflaschen kündeten von ihrer spontanen Party auf der Dachterrasse des Stadions, von der aus sich die Mannschaft des FCA beim Anhang vor dem Zaun für die Unterstützung aus der Ferne bedankt hatte. Zum Duschen blieb im ausgelassenen Treiben für manche Spieler keine Zeit. Für Torwart Rafal Gikiewicz etwa, der noch zwei Stunden nach dem Abpfiff in den kurzen Diensthosen umherlief.

Die Glückseligkeit bei den Augsburgern lag an ihrem 2:0 (0:0)-Sieg gegen Werder Bremen und vor allem an der gerade noch rechtzeitigen Versetzung in ihre elfte Bundesliga-Saison hintereinander. Viel mehr Zeit hätten sie sich mit ihrer Rettung nicht lassen dürfen. Am kommenden Samstag sind sie für das letzte Saisonspiel mit dem FC Bayern verabredet.

Von "Stress pur" berichtete Trainer Markus Weinzierl erleichtert nach dem gefühlten Endspiel gegen die Konkurrenz aus Bremen. Vor drei Wochen hatte er die Nachfolge des entlassenen Heiko Herrlich angetreten, und nun reichte nach der 1:2-Niederlage in Stuttgart in seinem zweiten Spiel nach der Rückkehr der erste Sieg zum Klassenverbleib. Maßgeblich dazu beigetragen hatte Rani Khediras 1:0 (57.). Dass ausgerechnet der defensive Mittelfeldspieler den entscheidenden Sieg auf den Weg gebracht hatte, sogar mit seinem ersten Saisontor, erzählte viel über die komplizierten Umstände dieses Augsburger Spieljahres. Es hatte mit zwei Siegen optimal begonnen, danach aber für viele Enttäuschungen gesorgt. Die Personalie Khedira fügte sich nun in dieses sehr wechselhafte Bild.

Rani Khedira hat der Elf neue Stabilität verliehen - und wechselt zu Union Berlin

Knapp zwei Wochen vor der Trennung von Herrlich hatte der Verein bekanntgegeben, dass sich Khedira am Saisonende nach vier Jahren beim FCA ablösefrei zu Union Berlin verabschieden werde. Als Weinzierl übernahm, setzte er im Gegensatz zu Herrlich aber voll auf Khedira. "Bei Rani weißt du, was du bekommst. Er war ein Faktor, den du brauchst", sagte Weinzierl nun. Er betraute den 27-Jährigen sogar mit der vielleicht wichtigsten Aufgabe als Sechser in einer Achse, die der Mannschaft neue Stabilität verleihen sollte. Es ist wegen Khediras bevorstehendem Abschied allerdings ein Provisorium, mit dem sich die Augsburger gerettet haben. In der kommenden Saison müssen sie sich personell schon wieder neu sortieren.

Wenigstens draußen ein bisschen dabei sein: Fans des FC Augsburg feiern am Stadionzaun den Klassenerhalt ihrer Mannschaft. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Khedira empfing sein Tor nun auch als "schönes Abschiedsgeschenk", wie er nach seinem 127. Pflichtspiel für den Verein sagte. Kurz vor dem Spielende hatte zudem der eingewechselte Daniel Caligiuri noch den Foulelfmeter zum 2:0 verwandelt (90.). Dabei hatte es zunächst gar nicht gut ausgesehen für den FCA, nachdem sich Ruben Vargas ein Nachtreten gegen Bremens Theodor Gebre Selassie erlaubt hatte und mit einem Platzverweis bedacht worden war (13.). Werder vergab danach einige Chancen und half Augsburg auch in Person von Christian Groß, der sich ziemlich unbedacht eine gelb-rote Karte wegen eines wiederholten Foulspiels einhandelte (49.). "Ich wollte nur noch den Kontakt. Dann war's auch noch vor der eigenen Bank, da muss man nur eins und eins zusammenzählen", sagte der spektakulär dahingesunkene Florian Niederlechner. Kurz danach erzielte Khedira das 1:0.

Der Ligaverbleib erspart dem FCA wohl auch sehr grundsätzliche Personaldebatten nach dem Einstieg des Gesellschafters David S. Blitzer. Manager Stefan Reuter kündigte eine kritische Saisonanalyse an. Mit Rückkehrer Weinzierl, erstmals zwischen 2012 und 2016 beim FCA, hofft er nun auf mehr Erfolg und Konstanz. In der Freude über die Rettung sagte Reuter sogar über Weinzierl: "Wenn er damals nicht gegangen wäre, hätten wir vielleicht jetzt beim FC Augsburg einen zweiten Streich." Ein mutiger Satz. Der Trainer Christian Streich ist beim SC Freiburg seit 2012 im Amt.

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