FC Augsburg:Liverpool war gestern

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Ein Profi, der meist die Lufthoheit besitzt: Augsburgs Brasilianer Caiuby wird bestaunt von Gladbachs Schweden Oscar Wendt. (Foto: Christof Stache/AFP)

Der FC Augsburg zeigt sich gut erholt vom Aus in der Europa League gegen Jürgen Klopps Liverpool und punktet gegen Gladbach. Es fehlen nur Zentimeter zum Sieg.

Von Kathrin Steinbichler, Augsburg

Natürlich waren sie etwas müde nach ihrem Inseltrip zum FC Liverpool und dem 0:1-Europa-League-Aus an der Anfield Road. Umso musste Abwehrchef Ragnar Klavan sich nach dem munteren 2:2 (1:0) seines FC Augsburg gegen Borussia Mönchengladbach am Sonntag wundern: "Wir haben mit einer unheimlichen Energie gespielt und hätten gewinnen können, das gibt Mut für die nächsten Aufgaben." Hätte der Isländer Alfred Finnbogason in der 92. Minute ins Tor und nicht an den Pfosten getroffen, "wäre es für uns perfekt gewesen", meinte Klavan.

Ein halbes Dutzend Verletzte und Erkrankte hatten dem FC Augsburg die Aufstellung erschwert. Wer aber gedacht hatte, dass Trainer Markus Weinzierl seine Mannschaft deshalb umso defensiver einstellen würde, sah sich eines Besseren belehrt: Mit Winterzugang Finnbogason in der Spitze und den Stürmern Caiuby und Raul Bobadilla auf den Flügeln schickte der FCA eine offensiv orientierte Formation aufs Feld, die je nach Spielsituation zu einer Doppelspitze zusammenrückte. Der ebenfalls nachverpflichtete Jeffrey Gouweleeuw rückte in die Innenverteidigung, der wiedergenesene Jan Moravek sollte vom Mittelfeld aus das Angriffsspiel inszenieren.

In der siebten Minute funktionierte die Offensive ein erstes Mal. Nachdem Bobadilla den Ball gesichert und die Defensive auf sich gezogen hatte, flankte Philipp Max zu Halil Altintop, der Routinier setzte seinen Kopfball aber übers Tor. Die Marschroute war damit vorgegeben: Augsburg wollte sich gegen das spielstarke Mönchengladbach erst gar nicht in die Defensive drängen lassen. Und deshalb fand die Borussia, bei der Nationalspieler Patrick Herrmann nach lange Verletzungspause wieder auf der Bank saß, schwer ins Spiel. Wenn Mönchengladbach gefährlich wurde, dann über Konter und über die schnellen Mo Dahoud, Fabian Johnson und Thorgan Hazard. Nach schönem Zuspiel tauchte Hazard in der 14. Minute plötzlich am Fünf-Meter-Raum vor Torhüter Marwin Hitz auf, der aber zeigte sich wie in den Spielen zuvor in Topform und verhinderte den Rückstand. Im Gegenzug hatte Finnbogason die große Chance aufs 1:0: Der isländische Nationalstürmer hatte bereits Torhüter Yann Sommer umkurvt, ließ sich aber vom mitgelaufenen Andreas Christensen den Ball abnehmen (16.). Fünf Minuten später zog Bobadilla von der Strafraumgrenze ab, sein abgefälschter Schuss schepperte an den Pfosten (21.). Es hatte sich jetzt eine muntere Partie entwickelt mit "vielen Momenten, in denen das Spiel in die eine wie in die andere Richtung kippen konnte", wie Borussia-Trainer André Schubert beobachtete. Dass am Ende eine Punkteteilung stand, fand er "nach dem Spielverlauf nur gerecht". Beim Hinspiel hatte Schubert sein Debüt als Chef an der Seitenlinie gegeben und damals gleich über einen 4:2-Sieg jubeln dürfen. Es war der Auftakt einer stürmischen Zeit, die Mönchengladbach nach der Talfahrt mit Lucien Favre wie eine Auferstehung erschien. Zuletzt allerdings stockte der Erfolgslauf etwas: Vor allem der Konkurrenz verdankt es die Borussia, dass sie noch immer aussichtsreich im Rennen um die Champions-League-Plätze liegt. Am Sonntag sah es jedoch nach etwas mehr als einer halben Stunde Spielzeit so aus, als ob Raffael Gladbach zum Sieg führen könnte: Nach mehreren Pässen im Augsburger Strafraum schloss der Brasilianer aus kurzer Distanz zum 1:0 ab (33.). Der FCA ließ sich davon allerdings nicht aus dem Konzept bringen und rannte weiter an. Dominik Kohr hatte sogar die Chance zum schnellen Ausgleich, doch der Mittelfeldspieler setzte den Ball unbedrängt aus 16 Metern über das Tor (35.). Auch nach dem Wiederanpfiff versuchte Augsburg, wenigstens einen Punkt für den in dieser Saison so engen Abstiegskampf zu erkämpfen. Und die Hoffnung war berechtigt: Nach einer Flanke von Verhaegh machte Finnbogason per Kopf sein erstes Tor für den FCA (50.). Kurz darauf drehte Caiuby nach einem Durcheinander im Strafraum die Partie per Flachschuss zum 2:1 (53.). Der Freudentaumel im Stadion währte aber nur wenige Ballstafetten lang, bis Johnson aus kurzer Distanz zum 2:2 abschloss (55.). Dass Finnbogason dem FCA in letzter Minute nicht noch das Siegtor, sondern den zweiten Pfostentreffer der Partie bescherte, grämte Weinzierl nicht lange. "Wir haben am Mittwoch in Hoffenheim das nächste schwere Spiel", sagte der Trainer, aber: "Wenn man so fightet und so spielt, hat man alle Chancen, in der Liga zu bleiben."

© SZ vom 29.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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