FC Augsburg:Eine Forderung, ein wunder Punkt

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Neuer Trainer, neue Ansagen: "Mit dem körperlichen Zustand bin ich sehr zufrieden", sagt Trainer Dirk Schuster (Mitte, im Trainingslager mit Kosta Stafylidis, links, und Daniel Baier). Taktisch bleibt noch einiges zu tun. (Foto: imago)

Trainer Dirk Schuster gibt vor seinem Pflichtspieldebüt mit dem FC Augsburg zu, "ein bisschen aufgeregt" zu sein. Umso mehr wünscht er sich von seinen Spielern im Pokalduell gegen den FV Ravensburg "echten Männerfußball".

Von Kathrin Steinbichler

Wer in diesen Tagen die Fußball-Arena des FC Augsburg besucht, hört immer wieder mal noch ein zartes Bohren und emsiges Heimwerken. Der Fußball-Bundesligist gibt seiner Spielstätte vor dem Ligastart in einer Woche den letzten Schliff - zumindest im Inneren. Die seit Jahren diskutierte, weil weiterhin fehlende Außenhülle des Stadions ist mal wieder Gesprächsstoff in der Stadt, Dirk Schuster aber kümmert das Gerede wenig. "Das ist nichts, über das ich mir wirklich Gedanken mache", sagt der neue Trainer des FC Augsburg am Donnerstag. "Wichtiger ist für mich, was in der Arena passiert." Dort, auf dem Rasen, werden er und der FCA sich messen lassen müssen an den Leistungen der Vorjahre. Selbst vor seinem Pflichtspieldebüt mit dem FCA an diesem Freitag (20.45 Uhr) beim Fünftligisten FV Ravensburg ist Schuster deshalb schon "ein bisschen" aufgeregt.

Schusters Fußball "kommt mehr über den Kampf als über ein Spiel mit der feinen Klinge"

"Man will natürlich zeigen, dass man die Mannschaft gut vorbereitet hat", sagt Schuster. Rein handwerklich sollte das kein Problem sein für den 48-Jährigen, der in diesem Sommer die Nachfolge von Markus Weinzierl (zu Schalke) angetreten ist. Vor wenigen Tagen erst bekam er vom Kicker das Prädikat "Trainer des Jahres" verliehen, Schusters Arbeit zuletzt bei Bundesliga-Aufsteiger Darmstadt hat Eindruck hinterlassen. "Natürlich habe ich mich darüber gefreut", sagt Schuster, aber er weiß: bei einer Niederlage zum Start samt frühem Pokal-Aus interessiert das keinen mehr. "Wir sind der klare Favorit", sagt der Trainer vor dem Duell gegen den Fünftligisten, der für die Partie mangels einer Pokal-tauglichen Spielstätte ins benachbarte Pfullendorf umzieht. Rund 1000 FCA-Fans begleiten ihre Mannschaft ins Hinterland des Bodensees, und Schuster hat schon eine genaue Vorstellung davon, was die zu sehen bekommen werden. Gegen Ravensburg, ist Schuster überzeugt, würden seine Spieler auf eine Mannschaft treffen, "die robust spielt, die Männerfußball spielt". Und genau diesen "Männerfußball", den Schuster immer wieder als sein Leitbild anführt, möchte er künftig auch von seiner neuen Mannschaft sehen.

Auf die Frage eines Rundfunk-Journalisten, was genau er damit meine, und ob der FCA bisher keinen Männerfußball gespielt habe, hält Schuster einen Moment verwundert inne, dann erklärt er: "Männerfußball ist harter, robuster Fußball", er zeichnet sich aus durch ein "dominantes Verhalten im Zweikampf", und "er kommt mehr über den Kampf als über ein Spiel mit der feinen Klinge." Mit anderen Worten: Schuster erwartet sich von seiner Mannschaft keinen schönen, aber einen erfolgreichen Fußball. Fit genug dazu ist der Kader, "mit dem körperlichen Zustand bin ich sehr zufrieden". Taktisch allerdings ist noch längst nicht alles so, wie Schuster es sich wünscht. Was auch daran liegt, dass der Kader einige prägende Spieler verloren und noch nicht für alle adäquaten Ersatz gefunden hat.

Vor allem die Defensivzentrale samt Spielaufbau ist ein wunder Punkt in Schusters Planungen. "Es ist bekannt, dass wir einen Innenverteidiger suchen", sagt Schuster nach den Abgängen von Jeong-Ho Hong (zum chinesischen Erstligisten Jiangsu Suning) und Ragnar Klavan (zum FC Liverpool in die englische Premier League), "da müssen wir auf dem Transfermarkt unsere Hausaufgaben machen". Martin Hinteregger, 23, von RB Salzburg gilt als ein Kandidat ("ein interessanter Spieler"), noch aber kann Manager Stefan Reuter keinen Vollzug melden. Nachdem Sommerzugang Gojko Kacar (vom Hamburger SV) mit Rückenbeschwerden ausfällt, werden am Freitag im Pokal in Christoph Janker und Jeffrey Gouweleeuw die letzten beiden nominellen Innenverteidiger auflaufen, die der FCA hat.

Außenverteidiger Paul Verhaegh, der weiterhin Kapitän des FCA ist, fällt zum Auftakt verletzt aus

Dass auch Außenverteidiger Philipp Max ersetzt werden muss, der einen Tag später im Maracaña von Rio mit der deutschen Auswahl gegen Brasilien um den Olympiasieg spielt, gönnt Schuster dem 22-Jährigen: "Ich bin ein Fan von dieser Olympia-Mannschaft", sagt Schuster, und "als wir ihn zu Olympia verabschiedet haben, haben wir gesagt: ,Sorg dafür, dass ihr so lange wie möglich im Turnier bleibt!' Die Vorgabe hat er schon mal umgesetzt."

Nach seiner Rückkehr soll Max dann schnellstmöglich in die Mannschaft eingebaut werden, denn neben ihm fehlt auch Außenverteidiger Paul Verhaegh. Der Niederländer, der von seinen Kollegen vor dem Pokalspiel mit den meisten Stimmen in den Mannschaftsrat gewählt und von Schuster erneut zum Spielführer ernannt worden ist, fällt sowohl gegen Ravensburg wie vorerst auch zum Ligastart gegen den VfL Wolfsburg aus, nachdem er im Training umgeknickt ist.

© SZ vom 19.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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